Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
Vom Netzwerk:
und schrie, er wollte zu den Affen.
    Der Kriegsrath hatte sich von seinem Schreck erholt und freute sich, daß es nichts weiter auf sich habe.
    »Ach, mein sehr geehrter Herr, den ich noch nicht die Ehre habe zu kennen,« sagte die Dame, »aber gewiß sind Sie ein Patriot, denn das sehe ich an den Weingläsern, und wer unseres guten Königs Geburtstag trinkt, den erlauben Sie mir schon, daß ich ihn als meinen Freund ansehe. Aber Sie meinen, das hätte nichts auf sich! Die Reiter stehlen ja die Kinder wie die Raben. Man kann sich vor ihnen nicht genug in Acht nehmen. O du mein Gott, ich könnte Ihnen davon Geschichten erzählen, daß einem das Haar zu Berge steht. Sehen Sie, ich fuhr mit meinen Nichten nach Leipzig, damit sie ihren Vater sehen sollten. Wir haben ihn nicht mehr getroffen. Nun, das schadet nichts, der Wille war doch gut, und Leipzig ist eine schöne Stadt, und zur Messe. Sie hätten die Freude der Kinder sehen sollen bei den tausend bunten schönen Sachen. Na, ich gönnte sie den armen Dingern. Und als wir zurückfuhren, brach ein Rad am Wagen. Ich sagte zum Kutscher, der sonst ein recht verständiger Mensch ist, i, kann er's nicht zusammenbinden, daß wir noch nach Berlin kommen vor Königs Geburtstag? Er sagte
partout
nein. Der Wagen müsste zum Schmied, wir riskirten sonst, auf der Landstraße liegen zu bleiben. Nun können Sie denken, das wollte ich doch auch nicht, drei einzelne Frauenspersonen, und so kamen wir in das Dorf drüben, wie heißt es doch gleich, wo die Schmiede ist. Ja, da hieß es, machen könnte er ihn, aber nicht vor heute früh, und wir hätten auf der Streu liegen müssen in der Schenke, unter all dem Bauernvolk in der Wirthsstube. Nun, Sie können meinen Schreck denken, wenn nicht der Herr Prediger davon gehört und der invitirte uns in sein Haus. Sage ich Ihnen, war das ein charmanter Mann, und sagte: ›Unglücklichen helfen ist Christenpflicht!‹ Und die Frau Predigerin und ihre Töchter. Es ward uns heut Morgen recht schwer, uns von ihnen zu trennen, und die Töchter und meine Nichten, die konnten gar nicht von einander los und haben Brüderschaft getrunken. Im Himbeersaft nämlich. Gott bewahre, daß Sie denken sollten in Wein! Die Herren Prediger auf dem Lande haben auch wohl immer einen Weinkeller! Lieber Gott, sie sind recht schlecht gestellt. Ja, wenn man so über alle Ungerechtigkeit in der Welt machdenken wollte! Aber ein Mann wie ein Mann Gottes! An den Augen sah er uns alles ab. Und wie wir heut schon im Wagen saßen, brachten sie der Jülli und der Caroline die Vergißmeinnichtsträuße, die sie am Herzen tragen. Sage ich doch, man findet in der Welt überall gute Menschen, und wo man gute Menschen findet, ist die Welt gut. Wir werden uns auch wiedersehen, und vielleicht sehr bald. Denn der Herr Prediger hat vom Könige eine Vokation nach Berlin. Der König hat ihn mal predigen gehört, wo war es doch, – auf einem Schlosse, und hat gesagt: das ist ein Mann, der zum Herzen predigt, solche Prediger möchte ich in meiner Residenz haben, die nicht das Wort Gottes auslegen, wie's ihnen gefällt, sondern wie's in der Bibel steht. Ja, wir haben schon einen frommen König, der alle Menschen glücklich machen will, und der vorige hatte auch ein frommes Gemüth, wer ihn nur gekannt hatte, und das sind eigentlich neidische und schlechte Gemüther, die ihn schlecht machen. Mein König ist mein König, und das sage ich grade raus, wer das nicht sagt, der ist nicht mein Mann. Sehen Sie, mein Herr Geheimrath oder was Sie sind –«
    »Kriegsrath,« sagte der Kriegsrath.
    »O, Sie werden auch noch Geheimrath werden, das sehe ich Ihnen an der Stirne an. Also, mein Herr Kriegsrath, sind Sie nicht auch der Meinung, daß die jetzigen jungen Leute gar nicht mehr sind wie sonst? Nein, was raisonniren sie, und Alles wollen sie besser wissen. Ich bin eine gute Royalistin, ich liebe meinen König und sein Haus, und wer das nicht thut, der kann mir zu Hause bleiben. Da waren wir doch ein Herz und eine Seele, der Herr Prediger und ich, alle Obrigkeit kommt von Gott, und wenn er nach Berlin kommt, wird er bei mir logiren. Und wie gern wäre ich gestern schon rein gefahren, denn man richtet doch gern sein Haus ein zu solchem Festtage. Nun schadet es aber nicht. Wir tranken schon gestern bei Predigers auf seine Gesundheit und nun ward mir wieder das Glück, unter solcher charmanten, lieben Familie diesen schönsten Festtag für jeden Preußen zuzubringen.«
    Der Kriegsrath war anfänglich

Weitere Kostenlose Bücher