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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Perrückenmachers.«
    »Da werden sich ja unsre kurmärkischen Edelleute die Hände reiben.«
    »Ich zweifle, ob ihnen mit dem Changement gedient ist. So ein ehemals Reichsunmittelbarer sieht mit einer eignen Verachtung auf unsre wendischen Krautjunker herab. Ich sage Ihnen, in dem Mann ist alles Aristokrat, und die Autorität, die er am Rhein verloren, muß er suchen, an der Havel wieder zu gewinnen. Von der Illusion lassen Sie ab, daß das Kabinet bleibt, was es war. Die Fiction, daß die bürgerlichen Herren Kabinetsräthe die Volkstribunen sind, wird er mit einem Hagelwetter auseinander treiben. Er kann sein gewesenes Deutschland auch als Preuße nicht vergessen, er wird eingreifen, durchgreifen, reformiren, bis – doch ich mache keine Ansprüche auf Clairvoyance. Aber, lieber Bovillard, Sie sehen ein, der Augenblick, wo Stein ans Ruder kommt, ist nicht angethan, um Ihren Geheimrath zu retabliren.«
     
Siebzehntes Kapitel.
     
Das Citissime.
    »Scheint doch einem Staatsmann auch kein Augenblick ruhiger Naturgenuß vergönnt!« seufzte der Minister, als der Kanzleibote mit seinem Citissime ihnen wieder entgegenkam. – Zugleich meldete ein Diener den Kammerherrn von St. Real. Man hörte den Wagen in den Hof fahren.
    »Unterzeichnen Sie für mich, lieber Bovillard, hier gleich in der Laube. Im Auftrag, es wird genügen –«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Der Kammerherr versprach mir im Vorüberfahren vom Palais anzusprechen, wenn etwas Neues passirt. Auf Wiedersehen im Pavillon – bei der Straßburgerin.«
    Der Geheimrath ließ die schon eingetauchte Feder fallen, als er einen Blick in die Reinschrift geworfen. Er durchlas sie mit gekniffenen Lippen – ein Bericht des Ministeriums auf Spezialanfrage im Belang des den Königlichen Geheimrath Lupinus betreffenden Amtsvergehens. Der Minister ertheilt sein Gutachten dahin, daß nach seinem besten Ermessen der Fall mit unnachsichtiger Strenge zu behandeln sei, und daß jede Schonung zum unverwindlichen Schaden des königlichen Dienstes ausschlagen müsse. Er drang selbst im Interesse des Staatsdienstes auf eine strenge Ahndung und augenblickliche Suspension des Angeschuldigten.
    Es war nicht in Bovillards Art, alles, was er unterschrieb, durchzulesen. Er las diese Schrift zwei Mal und murmelte: »Sieh da die Feder meines jungen Freundes. Nicht zu verkennen. Ei, ei, Herr von Fuchsius, wollen Sie sich schon so wichtig machen und unentbehrlich! Und auch diese feinen Anspielungen auf uns! Daran wollen wir uns gelegentlich erinnern.«
    Der Kanzleidiener hätte noch lange auf die Unterschrift warten müssen, wenn ihm der Geheimrath nicht die Weisung gab, die Sache bedürfe noch einer Regulirung mit Seiner Excellenz. Die Regulirung schien aber dem Geheimrath selbst einige Sorge zu machen, denn den Kopf im Arm, stierte er lange in die Luft, bis allmälig ein sardonisches Lächeln über seine Lippen spielte, und er mit einem ganz eigenthümlichen Blick ausrief: »Wenn es denn doch einmal sein muß, wollen wir es etwas gründlicher anfassen.«
    Er schrieb sehr schnell. Zwei Seiten waren gefüllt, mit Schmunzeln überlas er das Konzept: »hätte ich doch selbst kaum gedacht, daß der Mensch so verworfen ist!« Und dieser Schluß: ›Demnächst kann ich nicht umhin, es gerade in diesem Augenblick als eine dringendste Pflicht Eurer königlichen Majestät zu Füßen zu legen, die Angelegenheit nur von dem angegebenen höheren Gesichtspunkte zu betrachten, und den Rücksichten der Humanität und Gnade, denen höchst Ihr Herz so gern sich erschließt, diesmal nicht nachzugeben. Ja, ich muß für strengste Handhabung der Gerechtigkeit nicht allein im Interesse des allgemeinen Staatswohles und zur Erhaltung der Moralität unter Dero Dienern stimmen, sondern auch in spezieller Rücksicht auf die Männer und erprobten Staatsdiener, denen Eure Majestät Ihr Vertrauen besonders zuzuwenden geruht. Leider steht die betreffende pflichtvergessene Person durch entfernte Verwandtschafts-und frühere gesellschaftliche Bande mit einem oder einigen dieser gedachten Männer in einer gewissen Relation, und es ist gewissen ihrer Feinde und Neider eine willkommene Aufgabe, aus diesem zufälligen Annex Verdächtigungsgründe zu schöpfen, ich wiederhole es, gegen Männer, die der Verdacht nicht berühren kann, weil ihr Charakter und ihr Verdienst von Euer Majestät gewürdigt sind. Desto mehr wird es zur Pflicht, gerade im Interesse des Thrones, auch vor dem Publikum

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