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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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mir bekannt vor.«
    »Erinnern sich Excellenz vielleicht des Waldkindes, das der Höchstselige auf einer Promenade finden musste?«
    »Das ist lange her – spielte sie nicht die Gurli? Die war freilich noch nicht geschrieben.«
    »Einer der hübschesten Züge von der Lichtenau; wie überhaupt es war doch eine seltene Frau. Der Höchstselige hatte die ersten Brustbeklemmungen, und empfand eine Sehnsucht nach etwas Natürlichem und Frischem. Die Gräfin wusste auf der Stelle Rath – Im rothen Frießröckchen, bis an die Kniee aufgeschürzt, barfuß huckte das Kind im Revier und pflückte Erdbeeren, ohne sich umzusehen. Der König winkte uns Stille zu, er wollte sie überraschen. Er fuhr sie an, was sie in dem Walde zu thun, und drohte sie zu pfänden, denn das sei verboten. Das Mädchen spielte prächtig. Zuerst erschrak sie und bedeckte ihr Körbchen, dann lag sie auf den Knieen, der gestrenge Herr möchte sie nur diesmal noch gehen lassen. Der König befahl ihr barsch, die Erdbeeren und den Korb zurückzulassen. Da stürzten ihr die Thränen aus den Augen und sie bat um Gottes Willen, die möchte er ihr lassen für ihre arme Mutter, sie wollte es lieber dem gnädigen Herrn Förster abarbeiten, was sie Schaden gethan. Das befremdete ihn doch von solchen Leuten. Isst denn Deine Mutter so gerne Erdbeeren? Und er sprach von Abkaufen. Die Kleine wehrte schnell mit der Hand: Nichts verkaufen! Meine Mutter hat mir aufgetragen, die schönsten und reifsten Erdbeeren zu sammeln. Alles für den guten Herrn König. – Den König! rief der König, wie kommt der dazu? Für den König werden wohl Andere denken und sorgen, die ihm näher stehen. – Das ist's eben, was Mutter sagt, fiel das Mädchen ein, die denken und sorgen nicht so für ihn, wie er's verdient, und er ist so sehr gut und jetzt krank. Die frischen Walderdbeeren werden ihn wenigstens einen Augenblick erquicken, und jeder Augenblick, der dem guten König eine Erquickung schafft, sagt Mutter, das ist ein gesegneter vor dem Herrn.«
    »Oh weh!« zuckte der Minister auf. »Da hätte er etwas merken können.«
    »Nein, Excellenz, er merkte nichts. Er drückte die Thräne aus dem Auge: Lichtenau, ich werde doch geliebt! Die Lichtenau hatte ihm etwas den Rücken gedreht.«
    »Richtig, ich sehe sie noch stehen.«
    »Und wischte auch am Auge. Er streichelte sie sanft am Arm, und sagte in seiner Herzensgüte: Das Kind versteht es nicht. Es sind Viele um den König, die für ihn sorgen und ihn lieb haben. – Wie das Kind ihn da groß und unschuldig ansah: Der König hat Jeden lieb, sagt Mutter, und das wäre ein schlechter Mensch, der nicht sein Alles für ihn giebt. – Er musste schnell weiter gehen, er fühlte sich erleichtert: Ich habe mal eine Stimme aus dem Volke gehört! Die Lichtenau sagte plötzlich: Ich wünschte, Eure Majestät hörten einmal die Stimme Ihres ganzen Volkes. – Ach die ist wohl anders! – Nein, Sire, sagte die Gräfin, das Tuch vor ihren gerötheten Augen. Ueberall dieselbe Liebe und Verehrung; nur uns traut man nicht zu, daß wir sie theilen. Es ist vielleicht recht gut so. – Ach es war ein kapitales Weib!«
    »Es brachte ihr auch die Schenkung ein von dem Gute – wie heißt es doch gleich – über das noch der Prozeß ist. Aber die Malchen, jetzt entsinne ich mich ihrer ganz deutlich. Ein anstelliges Ding, leichtsinnig, aber wohl zu leiden. War sie nicht schon früher zu den Genien gebraucht worden, auch in den Kinderballets?«
    »Und später bei den Geistererscheinungen. Sie war viel bei Bischofswerder und Hermes. Vielleicht erinnern sich Excellenz auch, daß sie nachher einen Unteroffizier von Larisch' Musketieren heirathete. Im Anfang ging's ihnen gut, aber der Mann trank, es gab Unrichtigkeiten mit dem Montirungsgeschäft im Lagerhause, die Frau konnte es nicht mehr ausgleichen, sie ward doch auch älter, und eines Nachts waren sie über Hals und Kopf verschwunden. Sonst ein braver Mann, auch sehr zu brauchen, und soll jetzt holländischer Werbeoffizier sein oder schon drüben in Ostindien. Genug, sie hat ihn avanciren lassen, was uns nichts angeht, und ist seit einigen Monaten als Frau Obristin in Berlin. Ich versichere, Excellenz, sie ist ein wahrer Trüffelhund.«
    Der Minister griff tief in seine Spanioldose: »Wenn nur keine Klagen bei der Polizei eingehen! Sie wissen nicht, lieber St. Real, was uns diese Bagatellen oben zu schaffen machen.«
    »Man sucht ihr ein gewisses Lüstre zu erhalten.«
    »Der Name der neuen

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