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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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thust.«
    »Ich will Gentz' hinterlassene Schulden bezahlen.«
    »
Accedo!
Und ich eine Abhandlung schreiben zum Lobe des Herrn von Stein. Daß er uns unentbehrlich ist, laß ich drucken. Ein Schelm giebt nur was er kann. Ich habe mehr eingesetzt. Topp, eingeschlagen!«
    Der Kammerherr hielt seinen Arm dazwischen. »Wozu Krieg, meine Herren, Depensen, die keinen Vortheil bringen? Warum denn überhaupt eine Wette, warum nicht eine Allianz?«
    »Was meinst Du, Christian?«
    »Ich bin doch immer ein Mann des Friedens.«
    »Topp! Alle drei eingeschlagen, Männer des Friedens, einen Rütlibund! Wir Alle gemeinschaftlich an das Werk. Aber Theilung der Arbeit! Du nimmst den Rittmeister auf Dich und sträubt sich die Excellenz dagegen, wird der Kammerherr zum Dienstthuenden. Ich weiß schon meinen Helfershelfer für die Baronin, übrigens Jeder hilft dem Andern, und bei dem erhabenen Geiste, der aus diesen Flaschenmündungen noch duftet, geloben wir Todesverschwiegenheit.«
    Während sie sich die Hände reichten, klopfte es.
    »'S ist nichts; ein Hund schlug an die Thür,« beruhigte der Wirth.
    »Wer würde sich auch unterstehen, wenn wir in Staatsangelegenheiten beisammen, Excellenz zu stören! Oder ist's keine Staatsangelegenheit? Womit sollten wir uns amüsiren, da nun Friede bleibt? Das Leben muß einen Zweck haben. Auch die besten Kräfte ermatten ohne ein Ziel. Mit Hindernissen zu kämpfen ist unsere Bestimmung. Je schwieriger, um so elastischer streckt sich unser Geist. Darum, gerade im Staatsinteresse, wir müssen unsere Kräfte an subtilen Aufgaben üben, um zuverlässig zu sein in der Stunde, die da kommt.«
    Es klopfte wieder: »Laß die Geister pochen, wir antworten mit diesem Gläserklang. Auf den Amandus und die Amanda!«
    »Bravo, Einer, der da lieben soll und muß!«
    »Noch etwas: wenn etwa in Folge dieses schönen Seelenbundes ein Weltbürger das Licht der Welt erblicken sollte, so –«
    Ein klirrender Schall unterbrach sie. Es pochte Jemand mit Heftigkeit ans Fenster. »Es brennt!«
    Alle waren aufgesprungen. Der Kammerherr schien am festesten auf seiner Krücke zu stehen. Der Geheimrath machte eine Bewegung nach seinem Rocke, die damit endete, daß er auf den Stuhl zurücksank. Der Minister hatte seinen geschleudert, und mit der Hand am Tische, machte er die Geste des Riechens. Aber die wohlbekannte Stimme seines Privatsekretärs rief draußen: »Halten zu Gnaden, Excellenz, das
Citissime!
– Das
Citissime,
das Gutachten des Ministeriums an Seine Majestät den König. Herr Geheime Kabinetsrath Beyme haben schon zwei Expressen geschickt. Heute Abend um sechs ist Vortrag bei Seiner Majestät; sämmtliche Gutachten der Ministerien sind in des Herrn Kabinetsraths Händen, nur unseres fehlt noch. Der Bote steht auf Kohlen.«
    Bovillard hatte mit einem glücklichen Griff seinen Rock erfasst und warf die Papiere auf den Tisch: »Da Excellenz – ein Bischen schmutzig. Schadet nichts, die Sache ist's auch. Unterschreibe –«
    »Zwei Papiere?«
    »Ist gleichgültig, er muß doch springen.«
    »Muß er absolut?«
    »Ist sehr gesund für sein Podagra.«
    Der Minister war in einen Sessel gesunken: »Muß er denn? Wir sitzen so fröhlich beisammen – und Stein kommt ja nicht.«
    »Hätt's beinahe vergessen!
Mais, c'est bon!
«
    »Wozu Rigorosität gegen einen Mitmenschen, der uns nichts gethan hat,« sprach St. Real.
    »Also
     
    Allen Sündern soll vergeben
    Und die Hölle nicht mehr sein.«
     
    »Bovillard, Ihnen fließt es ja von den Fingern. Da an der Ecke auf dem Schreibtisch, ein anderes Gutachten. Kurz nur. Wegen der Förmlichkeit weiß ja Beyme wie wir's halten. Trinken Sie ein Glas Champagner um sich aufzuheitern.«
    »Nicht nöthig Excellenz. Hier das Konzept, brauche nur ein paar Striche zu ändern.«
    Mit Sekretär und Bote war man in Ordnung, natürlich, nachdem man es einigermaßen mit der Toilette geworden, zwei Krystallflaschen mit frischem Brunnenwasser standen auf dem Tisch und der Geheimrath schrieb an der Ecke, während der Minister ein Gespräch mit dem Kammerherrn führte. St. Real hatte sichtlich am wenigsten von dem süßen Traubensaft genossen, oder es darin zu einer Virtuosität gebracht, daß man die Wirkungen nicht merkte. Der Minister hörte ihn, im Armstuhl zurückgesunken, mit einiger Anstrengung an, während der Kammerherr halb vor ihm stand, halb auf dem Tisch saß. Wir hören, da das Gespräch halb laut geführt wird, nur einiges heraus.
    »Malchen – Malchen? Der Name kommt

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