Ruhe Sanft
mir helfen. Sieh mal hinten auf dem Boden nach — unter der Zeltplane.«
Sie ging auf die Knie und sah hinter ihrem Sitz nach. Unter der Zeltplane lag ein weiß-blaues Kunststoffschild für das Autodach, das den Kanal acht als Sender für die Region anpries. »Du denkst an alles.«
»Hör zu, man kann nicht vorsichtig genug sein. Das ist eine geheime Operation, wenigstens fürs erste.«
Sie lehnte sich zurück. »Verdammt, ist das kalt. Hast du nicht die Heizung an?«
»Sie ist an, aber sie funktioniert nicht so toll.« Er bog, nach links in die West End Avenue ein und fuhr nach Süden. Die Straße war frisch geräumt und mit Salz und Sand gestreut worden. Das Sonnenlicht wurde vom Schnee reflektiert. Wetzon klappte die Sonnenblende herunter. Es half nicht viel. Sie holte die Sonnenbrille aus dem schwarzen Lederrucksack.
»Also, was denkst du?« Teddy klappte auch seine Blende herunter.
»Worüber genau?«
Überall schaufelten sich Leute frei. Bis morgen würde das jungfräuliche Weiß grau und sandig sein. Der Verfallsprozeß dauerte im allgemeinen zwei bis drei Tage und beschleunigte sich in dem Maß, in dem die Stadt wieder lebendig wurde und ihrem obersten Ziel nachging, dem Geldverdienen.
»Ich meine den Betrug. Dieser Makler — was hast du gesagt, wie er heißt?«
»Ich habe nichts gesagt, Teddy.« Sie hoffte, er würde nicht weiter darauf herumreiten.
»Schon gut, okay. Wo willst du anfangen?« Teddy nahm den Fuß vom Gas und zog nach links, um einem kriechenden Stadtbus auszuweichen. Er wischte die beschlagene Windschutzscheibe mit einem Papiertuch ab. »Du solltest dich lieber anschnallen.« Er war aufgeregt, das spürte sie, versuchte aber, es zu überspielen.
»Du meinst, in Brighton Beach?« Sie zog den abgewetzten Nylongurt über sich und befestigte ihn.
»Nein, in Miami Beach.« Er bremste ganz leicht und ließ den Rover vor einer roten Ampel ausrollen. Er grinste sie an, voll erotischen Charmes mit seinen Grübchen, und sah dabei fast ein wenig wie ein dunkler Tom Seileck aus.
»Ha, ha, sehr witzig.« Sie rieb die Hände in den gefütterten Wildlederhandschuhen gegeneinander. »Ich meine, wir sollten bei dem Süßwarenladen, von dem ich dir erzählt habe, anfangen, der als Postannahmestelle benutzt wird.« Sie blätterte ihre Notizen durch, die sie in den Rucksack gestopft hatte. »Warte, Tsminsky’s Ice Cream Shoppe, mit Doppel-p und e, ohne das tut er’s nicht. Wie amerikanisch kann man werden?« Sie verstaute die Notizen wieder. »Und ich habe Idas Nachnamen. Von O’Melvany.«
Teddy hob seine Hand im Lederhandschuh an die dunkle Braue. »Ich habe immer gesagt, du hast einen guten Riecher. Das läßt sich gut an.« Sie kamen einigermaßen flott voran. Wenige Autos und noch weniger Taxis hatten sich an diesem Morgen hinausgewagt. Er fuhr über eine völlig leere 14. Street auf die Hudson. »Ich halte mich an die Hauptstraßen.« Ein Lieferwagen fuhr im Schneckentempo vor ihnen und hielt sie auf. »Ich habe selbst ein bißchen herumgeschnüffelt. Meinen Wall-Street-Beziehungen Fragen gestellt.«
»Bist du auf irgend etwas gestoßen? Eine FBI-Untersuchung?«
»Nicht viel mehr als das allgemeine Zeug mit Insidergeschäften. Bei einer New Yorker Firma ist allerdings etwas im Busch. Weiß nur nicht, was.«
»Eine Mitgliedsfirma?«
»Was verstehst du unter Mitgliedsfirma?« Er starrte durch die Windschutzscheibe und versuchte zu erkennen, was der Lieferwagen vorhatte.
»Ich meine eine Firma des NYSE, der New Yorker Börse. Wenn sie am NYSE zugelassen sind, werden sie Mitgliedsfirmen genannt.«
»Weiß ich nicht. Meine Quelle sagte, daß die Staatsanwaltschaft mit den Ermittlern zusammenarbeitet. Mehr konnte ich nicht erfahren. Könnte alles bedeuten.«
Wetzon zögerte. »Teddy, ich möchte, daß du mir etwas versprichst.«
»Was?« Er scherte aus, um den Lieferwagen zu überholen, und der Rover rutschte einen Augenblick, dann griffen die Reifen wieder. »Meine Güte.« Er zog wieder nach rechts und setzte sich vor den Lieferwagen.
»Ich sage dir jetzt etwas, das streng vertraulich und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist... vorerst.«
Teddy zwinkerte ihr zu. »Den Namen des Maklers?«
»Das bleibt unter uns, Teddy.« Ihre Stimme war streng. Sie mußte ihre Erkenntnisse mit seinen zusammentun. Gerade jetzt brauchte sie einen Partner. Er könnte ihr vielleicht helfen zu beweisen, daß Peepsie ermordet worden war, und sie könnte ihm zu einem höchst interessanten Ereignis
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