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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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verhelfen, das weit über die Dokumentation über die Alten in New York, an der er arbeitete, hinausging-
    »Okay.« Er sah kurz von der Straße weg und begegnete ihrem Blick. Es war wie ein Händedruck. »Ich mache mit.«
    »Idas Nachname ist derselbe wie der Name des Maklers, der mir von dem Betrug berichtete. Tormenkov.«
    »Du kriegst die Tür nicht zu!« Er riß die Augen auf und klopfte ausgelassen auf das Lenkrad, als er nach links in die Canal Street einbog und an die Ecke heranfuhr. Er zog die Handbremse, schaltete aber den Motor nicht aus. Canal Street, Lagerhäuser und Großhändler am Rand von Chinatown und Little Italy, waren bereit fürs Geschäft, ob Sonntag oder nicht, Schneesturm oder nicht. Die Straßen waren freigeschaufelt, die Leute gingen einkaufen. »Darauf braucht man heißen Kaffee und etwas zu essen.« Auf der anderen Straßenseite war ein Sandwichladen. Und er hatte geöffnet.
    »Hört sich gut an.« Es war nach zwölf, und sie waren noch nicht einmal in Brooklyn. »Koffeinfrei, wenn er aus Bohnen ist. Keinen Pulverkaffee. Schinken und Schweizer auf einer Baguette mit Senf. Aber wenn es ein Italiener ist, Salami und Provolone auf italienischem Brot.« Der Gedanke daran machte sie noch hungriger.
    »Ich bin gleich wieder da. Halte die Stellung.« Er sprang hinaus und überquerte die Straße zu dem Laden. Die Chancen standen gut, daß sie ihre italienische Kombination bekommen würde. Sie löste den Sicherheitsgurt, beugte sich über den Fahrersitz vor und wischte das Kondenswasser von Teddys Fenster. Der Laden hieß Del Soma’s.
    Sie machte es sich wieder bequem. Der Motor tuckerte, die Heizung funktionierte. Sie hoffte, daß sie das Richtige getan hatte, als sie Teddy ins Vertrauen gezogen hatte. Er war ein Freund, aber er war auch Reporter. Andererseits brauchte sie seine Hilfe in Brighton Beach. Er war genauso neugierig wie sie. Er würde die richtigen Fragen stellen.
    Sie war nervös. Er brauchte lange in dem Laden. Bei diesem Tempo würde es mindestens noch zwei Stunden dauern, bis sie nach Brighton Beach kämen.
    Alle Fenster waren beschlagen. Sie kurbelte ihr Fenster eine Handbreit herunter. Auf ihrer Seite des Rovers hatte ein Café geöffnet, und ein dicker chinesischer Ladenbesitzer mit roter Wollmütze und rot-weißem Schal verkaufte heißen Kaffee und Krapfen durch eine Öffnung an der Straßentheke. Sie schnupperte die pikanten Gerüche der chinesischen Küche. Oder war es Einbildung? Sie konnte auch das scharfe reine Aroma des Holzes, das in Kaminen brannte, riechen, vermischt mit chinesischen Speisen und den Curryschwaden, die von dem berühmten alten Gewürzmarkt in der Canal Street herüberzogen.
    Mann, sie war so hungrig, daß sie sich leicht benommen fühlte. Sie rutschte zu Teddys Fenster und blickte über die Straße zu Del Soma ‘s.
    Sie sah Teddy in Gedanken versunken, mit leeren Händen und ohne zum Rover hinüberzuschauen, um die Ecke kommen und in den Sandwich-Laden gehen.

»Ich ging um die Ecke zu einem chinesischen Restaurant, das ich kenne, um zu sehen, ob ich uns eine Eierstichsuppe besorgen könnte«, beantwortete Teddy ihre beiläufige Frage. »Hier, nimm das.« Er schob ihr eine Pappschachtel mit Kaffee und Sandwiches zu. »Aber es war geschlossen.« Er zuckte die Achseln und ließ einen Sechserpack Heineken auf den Rücksitz plumpsen. »Was hätte ich sonst wohl tun können?« Er zeigte ihr ein so kindlich unschuldiges Gesicht, daß ihre Haut am Nacken kribbelte. Sie hörte unausgesprochen: Traust du mir nicht? Sie dachte: Gewiß vertraue ich dir. Sollte ich etwa nicht?
    Sie fuhren wieder, die Canal Street hinunter und direkt über den East River, der mit den Eisschollen und kleinen schwarzen Strudeln gefährlich wirkte. Von der Manhattan Bridge fuhren sie auf die Fiatbush Avenue nach Brooklyn.
    »Weißt du, wie wir hinkommen?« fragte Wetzon und betrachtete die Schachtel auf ihrem Schoß. Teddy trank mit einer Hand Kaffee, während er mit der anderen steuerte.
    »Klar. Ich habe mal was über das Café Baltic gemacht. Ganz interessanter Ort — der gesellschaftliche Mittelpunkt der russischen Emigrantenszene. Und die Geschäftemacherei, die dort stattfindet... Man könnte sagen« — er grinste sie an — »es ist ein mitteleuropäisches Four Seasons.« Er lachte laut auf.
    »Sei still und fahre«, murrte sie, weil sie merkte, daß er sich über ihre Begeisterung für das berühmte New Yorker Restaurant lustig machte. Sie wickelte das Sandwich aus. »Oh,

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