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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Stiefeln an den Füßen, zur Flurtür herein.
    »Die Stiefel! Die Stiefel!« rief Smith vorwurfsvoll.
    »Oh, Mann, tut mir leid, Mom.« Er ging rückwärts aus der Wohnung und preßte immer noch die große Papiertüte an sich.
    »Geh doch so lange ins Eßzimmer, Zuckerstück, bis Wetzon und ich fertig sind.« Smith schien von den Karten auf dem Couchtisch wie hypnotisiert. »Er ist ein sehr gefährlicher Mann. Ich mag ihn nicht.«
    »Smith, ehrlich, du kennst ihn nicht einmal.« Aber Smith’ Entschiedenheit mischte sich mit dem kleinen Körnchen des Zweifels, das Wetzon bereits auf ihrem Ausflug nach Little Odessa mit Teddy gespürt hatte. Schließlich hatte Smith bei Rick Pulasky, dem Arzt, mit dem Wetzon sich im vergangenen Jahr eingelassen hatte, recht behalten.
    »Ich brauche ihn nicht zu kennen. Die Karten kennen ihn.« Plötzlich fielen die Karten aus ihrer Hand. Ihr Blick wurde verschwommen. »Natürlich könnte ich mich irren. Es könnte Silvestri sein.« Sie bedachte Wetzon mit einem strahlenden Lächeln und stand gähnend auf. »Ich bin richtig hungrig«, sagte sie.
    »Soll ich ein Omelett für dich und Wetzon machen Mom?«
    »Nein, nein, mein Schatz, so ist es goldrichtig.« Mark hatte einen großen Teller mit gemischten Muffins und einen anderen Teller mit Croissants hingestellt. Eine Kanne mit frischem Tee stand auf einem Stövchen. Drei kleine Töpfchen mit Marmelade und eine irdene Butterdose, drei Platzdeckchen mit passenden Servietten, Glasbecher und silberne Bestecke waren gedeckt.
    »Was für ein lieber Junge du bist, Mark«, sagte Wetzon, als er Kräutertee in die Glasbecher goß.
    »Ja, nicht wahr?« Smith nahm einen Maismuffin. »Hm, schön, noch warm.« Sie brach ihn auseinander und bestrich jedes Stück bedächtig mit Butter. »So, jetzt erzählst du, was dir gestern passiert ist. Du darfst sitzen bleiben und zuhören«, sagte sie zu Mark, »wenn es Wetzon recht ist, aber keine Unterbrechungen.«
    »Ich habe nichts dagegen.« Wetzon begann mit Peepsie Cunninghams Tod, ihren Zweifeln, daß es Selbstmord war, und Teddys Dokumentation über alte Menschen. »Und was hältst du davon, daß diese Ida den gleichen Nachnamen hat wie der Makler, mit dem ich sprach?« Sie biß ein Stück von einem Karottenmuffin ab. »Der ist gut.«
    »Welcher Makler?«
    »Der für das FBI arbeitet.«
    »Das FBI?« sagte Mark. »Oh, Mann.«
    Smith sah Mark streng an. »Verschone mich, Wetzon, mit den Phantastereien von Börsenmaklern. Möchtest du noch Tee?«
    »Nein, danke.« Sie beschrieb den Besuch bei den Tsminskys und im Café Baltic, sprach jedoch nicht über Teddys eigenartiges Benehmen.
    »Dann, als ich zur Toilette ging...«
    »Wie spät ist es?« Smith stand auf und klopfte Muffinkrümel von ihrem Schoß. Sie sah auf ihr Handgelenk. Keine Uhr. Sie wirkte plötzlich beunruhigt. »Mark, Zuckerstück, sei so gut und räume die Küche für Mom auf.«
    »Es ist fast neun«, sagte Wetzon. »Ich glaube, wir sollten langsam gehen.« Sie sprach mit der Luft. Smith war aus dem Zimmer geeilt, und Mark hatte die Teekanne in die Küche gebracht.
    »Smith, warum führe ich am Ende immer Selbstgespräche, wenn ich versuche, mich mit dir zu unterhalten?« Sie fand Smith im Schlafzimmer damit beschäftigt, die Lippen nachzuziehen.
    »Ach, ging deine Geschichte denn noch weiter?« Sie wühlte in dem Durcheinander auf dem Frisiertisch, fand ihre Uhr und große goldene Muschelohrringe, die sie anlegte.
    »Verflixt, Smith, du läßt mich ja nie ausreden.«
    »Ich hasse Ausländer.« Smith kämmte ihr Haar vor dem Spiegel auf. »Sie kommen her, mißbrauchen unsere Großzügigkeit und werden reich. Sie hassen uns, und sie kennen keine Dankbarkeit.«
    »Und du kennst weder Logik noch Großzügigkeit.« Wetzon wurde wütend. »Die Tsminskys waren nicht reich. Sie stammten aus einem totalitären Land...« Warum sagte Smith immer solche ungeheuerlichen Dinge, die Wetzons Zorn weckten? War genau das ihre Absicht?
    »Sie sind Kommunisten.« Smith begann, ihre Wimpern mit einer weiteren Schicht Mascara zu bedecken. »Wahrscheinlich alles KGB-Spione.«
    »Was immer sie waren, jetzt sind sie tot.«
    »Was?« Smith’ Hand mit dem Mascarastäbchen hielt inne. Sie starrte Wetzons Spiegelbild im Frisierspiegel an.
    »Du hast richtig gehört.«
    »Ja, warum hast du mir nichts davon gesagt? Lieber Himmel, Wetzon, du brauchst immer eine Ewigkeit, bis du eine Geschichte heraus hast. Wie ist es passiert? Wann ist es passiert?«
    »Du hast mir das

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