Ruhe Sanft
habgierigen kleinen Fingern. »Natürlich nur, wenn du nichts dagegen hast.« Ihre Stimme war honigsüß vor Ironie, die an ihm freilich vergeudet war. Der kleine Mistkerl hatte ihre Nachrichten Smith vorgelesen. »Geh in dein Zimmer«, sagte sie und schickte ihn mit einer Handbewegung hinaus. Normalerweise war es egal, ob Smith wußte, wer sie anrief, weil sie im selben Zimmer arbeiteten und es deshalb ohnehin unmöglich war, Geheimnisse zu haben, aber das hier war eine eklatante Einmischung. Die große Frage war, warum Smith wissen wollte, wer sie angerufen hatte.
»Wetzon, hallo.« De Haven sprach gedehnt wie Nelson Rockefeller. »Tut mir leid wegen neulich. Ich wollte Sie nicht versetzen.«
»Ich habe es nicht so aufgefaßt, glauben Sie mir. Wie wäre es heute? Nach Börsenschluß?« Sie klemmte den Hörer ans Ohr und sortierte ihre Nachrichten.
»Sieht gut aus. Rufen Sie mich um vier an.«
Sie legte auf.
Hazel... Maurice Sanderson... der siebzigjährige Makler. Er hatte eine Nachricht hinterlassen, die seine Verabredung mit Curds Evans heute um sechzehn Uhr fünfzehn bestätigte.
»B. B.«, rief sie, »ruf bitte Bob Curtis’ Sekretärin an und bestätige Maurice Sandersons Termin für heute, sechzehn Uhr fünfzehn.«
»Okay.«
Sie wartete, bis sie ihn mit Curtis’ Sekretärin sprechen hörte, dann wählte sie Sandersons Nummer.
»Maurice Sanderson.«
»Tag, Maurice, Wetzon hier. Ich hoffe, Sie haben das Unwetter heil überstanden.«
»Ach, das bißchen Schnee, Ms. Wetzon. Steht alles noch für heute?« Er sprach langsam und bedächtig.
B. B. kam an die Tür und gab ihr ein warnendes Zeichen.
»Ja. Wie lange haben Sie Zeit, um eine Entscheidung zu treffen?«
»Bis zum Ende der Woche...« Seine Stimme verlor sich.
»Gut, warten wir ab, wie Ihr Gespräch bei Curtis Evans läuft. Ach ja, Maurice, bringen Sie Ihre Auftragsbücher mit. Curtis Evans, wie Sie vielleicht wissen, verrechnet über Blander Horowitz. Es kommt sie teuer, wenn ihre Makler viele kleine Aufträge abwickeln.« Wenn Sandersons Einzelaufträge klein waren, dann war er uninteressant. Sie glaubte nicht, daß sie ihn irgendwo unterbringen könnte, nicht bei seinem Alter und dem geringen Umsatz. Sie legte mit einem Seufzer den Hörer auf.
»Was bedeutet das mit dem Verrechnen?« fragte B. B.
»Das betrifft die Transaktionen im Geschäft, den Austausch von Effekten gegen Barzahlung bei Auslieferung. Alle großen und mittleren Unternehmen machen ihren Verrechnungsverkehr selbst, aber für die meisten kleinen Firmen ist es zu teuer. Also bieten die großen Unternehmen ihre Verrechnungsdienste gegen Gebühr an, und die kleinen Firmen kommen in den Genuß der Erfahrung und Leistung der großen Unternehmen. Und dann gibt es Unternehmen, die einfach Verrechnungsstellen sind, nichts anderes.«
Das Telefon läutete. B. B. zog sich aus ihrem Büro zurück. »Guten Morgen, Smith und Wetzon. Sie ist nicht hier. Kann ich eine Nachricht entgegennehmen? Ich erwarte sie jeden Moment.«
Wetzon schloß die Tür und nahm sich wieder ihre Nachrichten vor. Howie Minton hatte angerufen. Die Nachricht lautete: »Um Sie zu erinnern.« Schon gut Howie, ich kümmere mich um Peter Tormenkov. Sie sah in Peter Tormenkovs Karteikarte nach und wählte seine Nummer.
»Büro Mr. Tormenkov.«
»Ist er zu sprechen?«
»Er trifft sich mit einem Kunden und kommt später. Kann ich etwas ausrichten?«
»Nein, danke. Ich rufe später noch mal an.«
Eine der Nachrichten war von Arleen Grossman. Sie konnte das genausogut erledigen, bevor Smith kam und sie drängte. Sie wählte die Nummer, die Arleen angegeben hatte.
»TC Associates, guten Morgen.«
»Arleen Grossman bitte. Hier spricht Leslie Wetzon.« Sie wurde gebeten, am Apparat zu bleiben, während im Hintergrund Mantovani spielte.
»Wetzon, liebe Wetzon, Sie haben genau den richtigen Moment getroffen.« Arleens kehlige Stimme klang sehr herzlich. »Ich wollte gerade zu einer Topfirma, deren Beratung ich übernommen habe.« Sie legte eine Pause ein, um die Bedeutung zu unterstreichen. Wetzon rümpfte die Nase am Telefon. Arleen warf offenbar nicht nur mit berühmten Namen, sondern auch mit Ereignissen um sich. Sehen Sie, was für eine wichtige Person ich bin. »Ich hoffe doch, Sie können heute einrichten mit mir zu Abend essen?«
»Mit Vergnügen«, log Wetzon. »Ich habe ein Gespräch mit einem hochkarätigen Börsenmakler am Nachmittag...« Sie mußte schlucken, um das Lachen zu halten. Sie hatte es sich
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