Ruhe Sanft
machen. Wetzon wandte sich ab. Smith sollte so vernünftig sein, sie nicht abzulenken, wenn sie ganz offensichtlich Geschäftliches besprach. »Danke, Donna. Das finde ich wirklich erfreulich. Wie sieht Ihr Terminkalender diese Woche aus? Abgesehen von heute bin ich einigermaßen frei...«
»Was halten Sie von einem Sushi-Lunch am Donnerstag?«
»Donnerstag paßt, Sushi, abgemacht. Ich rufe Sie morgens an, und wir suchen ein Lokal aus. Ich habe eine Schwäche für Takesushi in der Vanderbilt Avenue. Aber deuten Sie doch schon mal an, an was Sie denken, damit ich mich damit beschäftigen kann. Was ist bei Ihnen los?«
»Eine ganze Menge wohl, angefangen bei dem neuen Geschäftsführer. Er führte mich zum Essen aus, bald nachdem er hergekommen war, und Sie kennen mich ja, ich höre aufmerksam zu, und manchmal höre ich etwas zwischen den Zeilen. Er ist alte Schule, aus Charleston. Er hat einen berühmten Namen. Ich sagte zu ihm, >Erzählen Sie von sich<, und er fängt an, mir seinen Stammbaum zu schildern, der, ob Sie es glauben oder nicht, bei George Washingtons Frau beginnt. Alles, was ich wissen wollte, war sein beruflicher Hintergrund. Sein Stammbaum ist mir weiß Gott egal.«
»Er ist nicht aus New York. Er wird hier Schwierigkeiten bekommen.«
»Und neuerdings können wir nicht einmal die Kundenwerber bekommen, die wir sonst immer hatten...«
Hinter sich hörte Wetzon Smith Gegenstände auf ihrem Schreibtisch durcheinanderwerfen. »Gefällt ihm das System der Kundenwerbung nicht?« Nicht allen Managern behagte es. Genaugenommen meinten einige Manager, daß das übliche System der Kundenwerbung — nämlich Fremde anzurufen und zu versuchen, ihnen Aktien oder festverzinsliche Wertpapiere oder Produkte zu verkaufen — schlecht für das Maklergeschäft sei und eher an die Methoden unseriöser Maklerfirmen erinnere.
»Nein, das ist es nicht. Er sagte, er sei aufgeschlossen, und wenn es funktioniert, will er es beibehalten, aber wir gönnen nicht genügend Werber bekommen, weil die Hälfte von denen, die wir hatten, ihre Drogentests nicht gestanden haben und entlassen wurden.«
»Das gibt mir einen Einstieg. Wir sprechen uns Donnerstag.« Wetzon legte auf und notierte die Zeit für ihr Tyeffen auf ihrem Kalender unter Donnerstag und eine Erinnerung, am Donnerstag morgen anzurufen, um Zeit und Ort festzulegen. »Ich weiß nicht, wo das noch hinführen soll, Smith.«
»Was weißt du nicht?« fragte Smith. Sie saß auf ihrem Schreibtisch und schwang ungeduldig die Beine. Ihre kniehohen wasserdichten Designerstiefel standen neben dem Tisch und hinterließen schmutzige Pfützen auf dem Parkettboden.
»Die Hälfte der Kundenwerber bei Bernard Schulz kam nicht durch den Drogentest und wurde gefeuert.« Wetzon zog eine alte Business Week aus dem Papierkorb, stand auf, entfaltete sie und legte sie unter Smith’ schmutzige Stiefel. Sie richtete sich auf und grinste Smith an. »Okay, Quälgeist, was möchtest du?«
»Du bist ein solcher Kleinigkeitskrämer.« Smith saß mit verschränkten Armen da.
»Möchtest du wieder dafür bezahlen, daß wir die Böden abschmirgeln lassen?-«
»Das ist so unwichtig, verglichen mit anderen Dingen, Wetzon. Du denkst immer so kleinlich. Ich habe mich so sehr bemüht, dir meine Art zu denken...«
»Verschone mich bitte, Smith.« Sie biß unwillkürlich die Zähne zusammen.
B. B. klopfte an die Tür und drückte sie auf. »Bestellungen zu Mittag?«
»Chefsalat für mich«, antwortete Smith, »mit Vinaigrette und einem Zwiebelbrötchen.«
»Roastbeef blutig auf einem Brötchen mit Dijon und ohne Grünzeug.«
»Um Himmels willen, was ist denn nun los?« Smith schlug die Hände zusammen. »Blutiges Roastbeef! Wem ist dieser Wechsel der Kost zuzuschreiben?«
Der Tatsache, daß wir dich umbringen möchten, dachte Wetzon. Es war verrückt. Zorn weckte in ihr stets ein intensives Verlangen nach blutigem Fleisch. Irgendeine atavistische Erinnerung. »>Eine törichte Konsistenz ist das Schreckgespenst kleiner Geister<«, zitierte Wetzon Emerson. B. B. lachte.
»Du redest wirklich manchmal einen Stuß daher, Wetzon«, sagte Smith ärgerlich. »Mach bitte die Tür zu, B.
B. B. ging schnell hinaus. »Du brauchst dich wirklich nicht so vor B. B. aufzuspielen. Du machst ihn noch zu deinem Schoßhund. Das ist nicht fair von dir, wo er für uns beide arbeitet...«
»Ach, sei du mal still, Smith! Du hast vielleicht Nerven, mir das zu sagen, wo du dir von Harold meine Nachrichten vorlesen
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