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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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unserer Ankunft in Dillmouth. Sie benahm sich so anders! Sie verheimlichte mir irgendetwas. Ich h a be sie dauernd beobachtet. Ja, und sie hat mich beobachtet…
    Ob sie mir Drogen ins Essen getan hat? Diese seltsamen graue n haften Albträume! Keine gewöhnlichen Träume, furchtbar lebe n dige Albträume. Ich weiß, es waren Drogen. Nur sie kann das gemacht haben. Warum? Da war ein Mann, ein Mann, vor dem sie Angst hatte…
    Ich will ehrlich sein. Ich ahnte, ich wusste, dass ein anderer in i h rem Leben war, ein Liebhaber, ich wusste es. Auf dem Schiff sa g te sie selbst, sie liebe jemand, den sie nicht heiraten könne. Das führte uns zusammen. Ich konnte Megan nicht vergessen. Die kleine Gwennie ist ihr manchmal so ähnlich.
    Auf dem Schiff spielte Helen so lieb mit Gwennie! Ach, Helen! Wie reizend du bist, Helen…
    Lebt Helen noch? Oder habe ich wirklich meine Hände um ihren Hals gelegt und alles Leben in ihr erstickt? Ich kam durch die Esszimmertür, und da lehnte ihr Brief deutlich sichtbar an einer Vase, und dann – alles dunkel. Alles schwarz um mich. Aber es gibt keinen Zweifel, ich habe sie umgebracht! Gott sei Dank, dass Gwennie in Neuseeland ist. Bei Megans Verwandten ist sie gut aufgehoben. Megan, Megan – wenn du doch bei mir wärst!
    Es ist die beste Lösung. Kein Skandal. Das Beste auch für das Kind. Ich kann nicht mehr. Jahr für Jahr! Ich wähle eine schnelle Lösung! Gwennie wird nie etwas erfahren. Sie wird nie erfahren, dass ihr Vater ein Mörder war…«
     
    Tränen trübten Gwendas Blick. Sie sah Giles an, der ihr gegenübersaß. Er deutete mit einer diskreten Kopfbew e gung auf ihren in der anderen Ecke sitzenden Abtei l nachbarn. Der Mann las eine Abendzeitung, über deren Seite sich die melodramatische Schlagzeile zog:
     
    WER WAREN DIE MÄNNER IN IHREM LEBEN?
     
    Gwenda nickte unmerklich und senkte den Blick wieder auf das Tagebuch ihres Vaters.
    Ich wusste, dass ein anderer in ihrem Leben war. Ich wusste es, hatte ihr Vater geschrieben…

11
     
    M iss Marple überquerte die Seepromenade und wandte sich hügelaufwärts den Arkaden zu. Hier gab es noch gemütliche altmodische L ä den, wie etwa für Wolle und Handarbeiten, eine Kondit o rei, ein Damenkonfektionsg e schäft und ähnliches. – Miss Marple spähte durch das Fenster des Handarbeitsladens. Zwei junge Verkäuferinnen bedienten gerade, eine ältere Frau im Hintergrund war frei.
    Miss Marple trat ein. Die grauhaarige Verkäuferin wandte sich ihr sofort zu und erkundigte sich freundlich nach ihren Wünschen. Strickmuster wurden durchg e sprochen, Miss Marple sah sich mehrere Kindermode n hefte an und erzählte dabei von ihren Großneffen und -nichten. Keine der beiden Damen hatte es eilig. Die Ve r käuferin war seit vielen Jahren an Kundinnen wie Miss Marple gewöhnt und schätzte solche freundlichen, wei t schweifigen, redseligen alten Damen weit mehr als die jungen, ungeduldigen, oft unhöflichen Mütter, die nicht wussten, was sie wollten, und nur das Billige und Auffä l lige ins Auge fassten.
    »Ja, ich glaube, das ist das Richtige«, sagte Miss Marple endlich. »Storkleg-Wolle bewährt sich doch immer – sie läuft nicht ein. Bitte, geben Sie mir noch zwei Stränge dazu.«
    Die Verkäuferin packte das Verlangte ein und bemerkte nebenbei, heute sei ein recht frischer Wind.
    »Ja, ich habe ihn draußen auf der Promenade besonders gespürt. Dillmouth hat sich sehr verändert. Ich war lange nicht hier, lassen Sie mich nachrechnen… Ja, neunzehn Jahre sind es beinahe schon!«
    »Wirklich, Madam? Dann finden Sie gewiss viele Neu e rungen hier. Ich glaube, das ›Superb‹ und das ›Southview‹ waren noch gar nicht gebaut?«
    »Ja, es war ein kleiner, ruhiger Ort. Ich wohnte damals bei Freunden in einem Haus namens ›St. Catherine‹… Vielleicht kennen Sie es? In der Leahampton Road.«
    Aber die Verkäuferin war erst seit zehn Jahren in Dil l mouth. Miss Marple nahm ihr Päckchen, dankte und b e gab sich in das Ausstattungsgeschäft nebenan. Auch hier suchte sie sich die älteste Verkäuferin aus, mit der das Gespräch unter dem Stichwort Sommerwäsche in ähnl i chen Bahnen verlief. Diesmal reagierte Miss Marples Partnerin prompt.
    »›St. Catherine‹, das muss Mrs Findeysons Haus gew e sen sein.«
    »Richtig. Meine Bekannten hatten es möbliert gemietet. Ein Major Halliday mit Frau und kleiner Tochter.«
    »Ja, Madam, ich erinnere mich. Sie wohnten aber nur ungefähr ein Jahr dort, glaube ich.«
    »Er war eben

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