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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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fragte Giles: »Norfolk? Wollten sie nach Norfolk?«
    »Ja, Sir. Sie hatten dort ein Haus in Aussicht. Mrs Hall i day hat es mir ungefähr drei Wochen vorher erzählt. Ich meine, bevor alles passierte. Sie fragte, ob ich mitko m men würde, und ich war einverstanden. Ich dachte mir, eine andere Gegend wäre vielleicht mal ganz gut für mich, weil ich doch noch nie von Dillmouth weg gewesen war, und außerdem war ich gern bei der Familie Halliday und wollte nicht schon wieder die Stelle wechseln.«
    »Von einem Hauskauf in Norfolk hören wir zum ersten Mal«, sagte Giles.
    »Ja, ich fand es auch ein bisschen komisch, Sir, dass Mrs Halliday so geheimnisvoll tat. Sie sagte, ich sollte vorlä u fig mit niemand darüber sprechen, und natürlich habe ich den Mund gehalten. Allerdings hatte ich schon seit einer Weile gemerkt, dass sie gern weg wollte und Major Hall i day deswegen in den Ohren lag, aber er fühlte sich in Dillmouth sehr wohl. Er wollte sogar an Mrs Findeyson schreiben, die damals in Ägypten war, ob sie ihm ›St. C a therine‹ nicht verkaufen würde, aber seine Frau war dag e gen. Sie schien beinahe eine Wut auf Dillmouth zu haben oder so was. Es war fast, als hätte sie Angst, lange hier zu bleiben.«
    Edith Pagett erzählte dies alles ganz arglos und natü r lich, aber die drei Gäste lauschten mit gespannter Au f merksamkeit.
    »Halten Sie es für möglich«, fragte Giles, »dass sie nach Norfolk ziehen wollte, um näher bei – bei diesem Mann zu sein, dessen Namen Sie vergessen haben?«
    Edith Pagett sah ihn bestürzt an.
    »Oh, das möchte ich lieber nicht glauben, Sir! So was habe ich auch damals keinen Moment gedacht. Auße r dem wohnten sie gar nicht in Norfolk; daran erinnere ich mich jetzt genau. Sie wohnten im Norden und kamen zur Sommerfrische gern an die Südküste, weil’s hier milder ist, aber zuhause waren sie nicht in Norfolk, sondern in – in Northumberland, glaube ich.«
    »Und warum, meinen Sie, fühlte sich meine Stiefmutter hier in Dillmouth nicht wohl? Wovor oder vor wem hatte sie Angst?«
    »Ich… Jetzt, wo Sie es sagen…«
    »Ja?«
    »Jetzt fällt mir ein, wie Lily eines Tages zu mir in die Küche kam. Sie hatte draußen in der Halle Staub gewischt und sagte: ›Da ist mal wieder Mordskrach!‹ Entschuldigen Sie, Lily hatte manchmal eine ordinäre Art, sich ausz u drücken. Dann erzählte sie, Mrs Halliday und der Herr wären vom Garten in den Salon gekommen, und weil die Tür zur Halle einen Spalt offen war, hatte Lily alles mi t gehört. ›… Ich habe Angst‹, soll Mrs Halliday gesagt h a ben, und es klang auch ganz verängstigt, meinte Lily. Dann ging’s ungefähr so weiter: ›Das ist doch Wahnsinn. Das ist nicht normal! Ich fürchte mich schon lange. Ich will endlich in Ruhe gelassen werden. Ich glaube, ich habe schon immer Angst gehabt und es nur nicht gewusst…‹
    So etwas Ähnliches hat sie gesagt, die genauen Worte weiß ich natürlich nicht mehr. Lily hat die Sache sehr ernst genommen, und darum, als Mrs Halliday ve r schwunden war…«
    Die Köchin schloss den Mund. Ein seltsam ängstlicher Ausdruck trat in ihr Gesicht.
    »Entschuldigung, ich habe mich verplappert, Ma’am«, sagte sie. »Ich wollte nicht…«
    »Erzählen Sie uns nur alles«, ermutigte sie Giles freun d lich. »Für uns ist es sehr wichtig. Auch wenn es lange her ist – wir müssen allen Spuren nachgehen.«
    »Ja, aber …«, stammelte Edith Pagett hilflos.
    »Sie wollten uns erzählen, was Lily damals glaubte oder nicht glaubte«, half Miss Marple nach.
    »Ach, diese Lily«, sagte Edith Pagett entschuldigend, »sie hatte nichts als Flausen im Kopf. Ich habe nie erns t haft hingehört. Sie rannte dauernd ins Kino, und da hatte sie ihre verrückten Einfalle wohl her. Auch an dem A bend, an dem Mrs Halliday verschwunden ist, war sie im Kino. Sie hatte Leonie mitgenommen, was sie nicht dur f te. Ich hab ihr den Kopf gewaschen, aber Lily sagte: ›Ach, ist doch egal, das Kind bleibt ja nicht allein im Haus – du bist in der Küche, und abends sind die Herrschaften da, und das Kind wacht sowieso nie auf, wenn’s mal schläft.‹ Dass Leonie mit war, wusste ich erst hinterher, sonst wäre ich zwischendurch bestimmt mal ins Kinderzimmer raufgegangen, um nach Gwennie zu sehen – pardon, Ma’am –, aber so blieb ich in der Küche, und wenn da die Tür zu ist, hört man keinen Laut, weil sie mit grünem Tuch bespannt ist. Ich hatte eine Menge zu bügeln, und der Abend verging im Nu, und als

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