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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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betrifft, bin ich sehr sentimental. Weißt du noch, was du gesagt hast, als du ihn mir an den Finger stecktest? Einen Smaragd für eine gefährliche grünäugige kleine Katze!«
    »Unsere Form von Zärtlichkeiten dürfte manchen Le u ten etwas seltsam vorkommen«, bemerkte Giles trocken, »etwa solchen aus Miss Marples Generation.«
    »Was sie wohl gerade macht, die liebe alte Dame? Vor dem Haus in der Sonne sitzen?«
    »So wie ich sie kenne, ist sie unverzagt auf dem Krieg s pfad, stochert hier ein bisschen herum, stellt dort ein paar naive Fragen. Hoffentlich stellt sie eines Tages nicht eine Frage zu viel.«
    »Bei einer alten Dame wundert sich niemand über so etwas. Ich meine, es fällt nicht so auf wie bei uns.«
    Giles’ Gesicht wurde wieder ernst.
    »Eben. Darum habe ich schon meine Bedenken bei dir angemeldet. Mir widersteht der Gedanke, dass ich in s i cherer Entfernung sitze, während du die Kastanien aus dem Feuer holst.«
    Gwenda strich ihm zärtlich über die Wange.
    »Ich weiß, wie dir zu Mute ist, Liebling. Aber du musst zugeben, dass dies ein heikles Unternehmen ist. Es ist auf jeden Fall eine Unverschämtheit, einen Mann über seine verflossenen Liebesaffären auszuhorchen, aber einer ju n gen Frau verzeiht man so etwas gerade noch, wenn sie einigermaßen diplomatisch vorgeht. Und das gedenke ich zu tun.«
    »Ich weiß dein kluges Köpfchen zu würdigen. Aber wenn Erskine der Mann ist, den wir suchen…«
    »Glaube ich nicht«, unterbrach ihn Gwenda mit grübl e rischem Ausdruck.
    »Du meinst, wir bellen den falschen Baum an?«
    »Nicht ganz. Dass er in Helen verliebt war, steht für mich fest. Aber er ist nett, Giles, furchtbar nett und a n ständig. Kein Würger.«
    »Und du weißt mal wieder todsicher, wie ein Würger aussehen muss, hm?«
    »Nein. Aber ich habe meine weibliche Intuition.«
    »Das haben sicherlich schon viele Opfer geglaubt. Scherz beiseite, Gwenda: Sieh dich vor, bitte!«
    »Keine Sorge. Der arme Mann tut mir so leid. Bei di e sem Drachen von einer Frau führt er bestimmt kein b e neidenswertes Leben.«
    »Sie ist wirklich sehr seltsam. Ziemlich Furcht einfl ö ßend.«
    »Richtig bedrohlich, ja. Hast du gesehen, wie sie mich dauernd beobachtete?«
    »Hoffentlich klappt es mit unserem Plan!«
    Der Plan wurde am nächsten Vormittag in die Tat u m gesetzt. Giles, der sich wie ein schäbiger Privatdetektiv bei einer Scheidungsaffäre fühlte, bezog an einem strat e gisch günstigen Punkt Stellung, von wo er das Haus der Erskines beobachten konnte. Gegen elf Uhr dreißig me l dete er Gwenda, dass die Luft rein sei. Mrs Erskine war in einem kleinen Austin allein weggefahren, wahrschei n lich zum Einkaufen in das drei Meilen entfernte Mark t städtchen.
    Gwenda fuhr los und läutete wenige Minuten später an der Haustür. Nachdem das öffnende Mädchen ihr mitg e teilt hatte, Mrs Erskine sei nicht zuhause, fragte sie nach dem Major und wurde in den Garten gewiesen. Erskine richtete sich überrascht von der Arbeit an einem Bl u menbeet auf, als Gwenda näher kam.
    »Bitte, entschuldigen Sie die Störung«, begann sie. »Ich glaube, ich habe gestern Nachmittag hier im Garten einen Ring verloren. Als wir nach dem Tee hinausgingen, trug ich ihn noch, das weiß ich genau, aber er sitzt ziemlich lose. Mir liegt sehr viel daran, ihn wieder zu finden. Es ist mein Verlobungsring.«
    Die Suche wurde unverzüglich aufgenommen. Sie schritten langsam die Wege ab, und Gwenda tat, als mü s se sie sich erinnern, wo sie gestern stehen geblieben war, um eine Blume besonders zu bewundern. Und richtig, bald kam der Ring neben einem hohen Rittersporn zum Vorschein. Gwenda tat ungeheuer erleichtert.
    »Und nun, was darf ich Ihnen zur Erfrischung anbieten, Mrs Reed?«, fragte Erskine. »Bier? Ein Gläschen Sherry? Oder lieber einen Kaffee?«
    »Gar nichts, danke. Ich bin im Augenblick wunschlos glücklich mit meinem Ring. Nun ja – auf eine Zigarette n länge kann ich noch bleiben.«
    Sie setzten sich auf eine Gartenbank und rauchten eine Minute lang schweigend. Gwendas Herz klopfte spürbar. Nun war es soweit. Sie musste den Sprung ins kalte Wa s ser wagen.
    »Ich habe eine Frage an Sie«, fing sie zögernd an. »Vie l leicht halten Sie mich für sehr unverschämt, aber ich muss es einfach wissen, und Sie sind wahrscheinlich der einzige Mensch, der mir darüber Auskunft geben kann. Ich glaube, Sie haben einmal – vor vielen Jahren – meine Stiefmutter geliebt.«
    Erskine wandte ihr erstaunt das

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