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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ihren Job verloren?«, fragte Giles.
    »Ich wurde gefeuert, ja.« Afflicks Gesicht war nicht mehr ganz so freundlich. »Und ich weiß auch, bei wem ich mich dafür zu bedanken hatte.«
    »Ja?«, sagte Giles fragend, aber Afflick schüttelte den Kopf. »Namen nenne ich grundsätzlich nicht. Bin da ein gebranntes Kind. Aber meine Gedanken kann mir ni e mand verbieten, und ich weiß sehr wohl, wer mir damals ein Bein gestellt hat. Und warum!« Die Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. »Dreckige, hinterhältige Wühlerei gegen mich – Schnüffeln, Fallenstellen, Lügen. O ja, ich hatte schon damals meine Feinde. Aber ich habe mich nicht unterkriegen lassen. Ich habe zurückgeschlagen. Und ich vergesse nichts…«
    Er hielt abrupt inne, und sein Gesicht nahm erstaunlich rasch wieder einen freundlichen Ausdruck an.
    »Ich kann Ihnen nicht helfen, tut mir leid. Die kurze Jugendfreundschaft mit Helen Kennedy ging wirklich nicht tief.«
    Gwenda wandte keinen Blick von ihm. Alles, was Afflick sagte, klang offen und sehr einleuchtend, aber war es auch wahr? Ein Punkt fiel ihr auf, und sie sagte: »I m merhin haben Sie Helen später in Dillmouth noch einmal besucht.«
    Er lachte. »Da haben Sie mich festgenagelt, Mrs Reed. Vielleicht wollte ich ihr zeigen, dass ich nicht am Boden zerstört war, nur weil ein Provinzanwalt mich rausg e schmissen hatte. Ich hatte ein gut gehendes Geschäft, fuhr einen großen Wagen, und es ging mir gut.«
    »Sie haben Helen mehr als einmal besucht, nicht wahr?«
    Afflick zögerte einen Moment.
    »Zwei- oder dreimal. Nur wenn ich zufällig vorbeikam.« Er erhob sich mit einer gewissen Endgültigkeit. »Bedaure, dass ich Ihnen nicht viel helfen kann.«
    Auch Giles und Gwenda standen auf. »Entschuldigen Sie, dass wir Ihre Zeit so lange beansprucht haben.«
    »Das macht nichts. War eine angenehme Abwechslung für mich, über alte Zeiten zu plaudern.«
    Die Tür öffnete sich, und eine Frau sah herein.
    »Oh, tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du Besuch hast.«
    »Komm rein, meine Liebe, komm rein! Mr und Mrs Reed, darf ich Sie mit meiner Frau bekannt machen?«
    Sie wechselten einen Händedruck. Mrs Afflick war groß, schlank und erstaunlich gut angezogen und hatte einen deprimierten Zug im Gesicht.
    »Wir haben uns über gemeinsame alte Freunde unte r halten«, erläuterte Afflick. »Aus der Zeit, als wir uns noch nicht kannten, Dorothy.« Er wandte sich wieder an Giles und Gwenda. »Wir haben uns auf einer Kreuzfahrt ke n nen gelernt. Meine Frau stammt nicht von hier. Sie ist Lord Polterhams Kusine«, fügte er stolz hinzu, und Mrs Afflick errötete.
    »Kreuzfahrten sind immer ein nettes Erlebnis«, sagte Giles.
    »Und sehr bildend«, vervollständigte Afflick. »Da ich keine nennenswerte Bildung hatte, konnte ich’s bra u chen.«
    »Ich rede meinem Mann immer zu«, sagte Mrs Afflick, »endlich eine Hellas-Kreuzfahrt mit mir zu machen.«
    »Keine Zeit, Schatz. Zuviel Arbeit.«
    »Und deshalb dürfen wir Sie nicht länger aufhalten«, sagte Giles rasch. »Vielen Dank und auf Wiedersehen. Wegen dem Pfadfinderausflug geben Sie bitte noch B e scheid.«
    Während Afflick sie hinausbrachte, warf Gwenda einen kurzen Blick zurück und sah Mrs Afflick unbeweglich neben dem Schreibtisch stehen. Ihr Gesicht hatte einen sonderbaren, fast furchtsamen Ausdruck.
    Auf der Straße, als sie gerade ins Auto einsteigen wollte, zog Gwenda plötzlich den Fuß zurück.
    »Verflixt, ich habe meinen Schal vergessen.«
    »Immer vergisst du etwas«, sagte Giles.
    »Mach kein solches Gesicht! Ich hole ihn rasch.«
    Sie lief zurück und durchquerte die große Empfangsha l le. D urch die offen stehende Bürotür hörte sie Afflicks laute Stimme: »Warum bist du so sinnlos bei mir reing e platzt?«
    »Tut mir leid, Jackie, ich hatte keine Ahnung. Wer w a ren diese Leute? Warum haben sie dich so aufgeregt?«
    »Ich bin nicht aufgeregt. Ich…« Er stockte, als er Gwenda in der Tür auftauchen sah.
    »Entschuldigen Sie, Mr Afflick, habe ich meinen Schal hier vergessen?«
    »Ihren Schal? Nein, Mrs Reed. Ich sehe keinen.«
    »Wie dumm von mir. Dann muss er im Auto liegen.« Sie ging wieder hinaus.
    Giles hatte inzwischen gewendet. Ein Stück weiter am Straßenrand stand eine große gelbe Limousine mit vielen Chromverzierungen.
    »Was für ein Auto«, bemerkte Giles.
    »Ein ›schicker‹ Wagen«, sagte Gwenda nachdenklich. »Weißt du Giles, wie Edith Pagett uns von Lily erzählte? Lily hatte auf Erskine gewettet, nicht auf ›den

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