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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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geheimni s vollen Unbekannten mit dem schicken Wagen‹. Dieser Unbekannte kann kein anderer als Jackie Afflick gewesen sein!«
    »Ja«, sagte Giles. »In ihrem Brief an den Doktor e r wähnt sie den Wagen auch.«
    Sie sahen einander an.
    »Auch Afflick war also an jenem Abend am ›Ort des Geschehens‹, wie Miss Marple sagen würde. Giles, ich kann kaum den Donnerstag erwarten, um endlich zu e r fahren, was Lily alles weiß!«
    »Vorausgesetzt, dass sie keine kalten Füße bekommt und wegbleibt.«
    »Sie wird schon kommen, Giles. Wenn damals tatsäc h lich ein Wagen…«
    »Vielleicht so eine gelbe Gefahr wie der hier?«
    »Bewundern Sie meine Privatkutsche?« Jackie Afflicks joviale Stimme ließ die beiden herumfahren. Er beugte sich über eine sauber geschnittene Hecke. »Ich nenne sie Butterblume. Sticht einem ins Auge, was?«
    »Das kann man wohl sagen«, erwiderte Giles.
    »Ich bin ein großer Blumenfreund«, sagte Jackie Afflick. »Osterglocken, Butterblumen, Pantoffelblumen mag ich besonders. Hier ist Ihr Schal, Mrs Reed. Er war hinter Ihren Sessel geglitten. Auf Wiedersehen. Es war mir ein Vergnügen.«
    »Ob er deine Bemerkung über die gelbe Gefahr gehört hat?«, fragte Gwenda, als sie abfuhren.
    »Ich glaube kaum«, meinte Giles etwas unsicher. »Er benahm sich doch ganz freundlich.«
    »Das besagt nicht viel, Giles. Ich hatte das Gefühl, dass sogar seine Frau Angst vor ihm hat. Ich habe ihr Gesicht gesehen.«
    »Angst? Vor diesem jovialen, netten Burschen?«
    »Vielleicht ist er nicht so, wie er tut. Dieser Afflick g e fällt mir nicht, Giles. Wer weiß, wie lange er uns schon zugehört hat. Was haben wir eigentlich gesagt?«
    »Nichts Besonderes«, meinte Giles etwas unbehaglich.

22
     
    » D as ist nicht zu fassen!«, rief Giles. Er hatte gerade einen Brief geöffnet, der mit der Nachmittagspost gekommen war, und starrte verblüfft auf den Inhalt.
    »Was gibt’s?«, fragte Gwenda.
    »Es ist das grafologische Gutachten!«
    »Der Brief aus dem Ausland war also nicht von ihr?«, fragte Gwenda eifrig.
    »Doch! Das ist es ja eben!«
    Sie starrten sich stumm an. Schließlich meinte Gwenda ungläubig: »Ihre Briefe waren also nicht gefälscht, so n dern echt? Helen ist damals wirklich durchgebrannt? Und sie hat ihrem Bruder danach noch geschrieben? Niemand hat sie erdrosselt?«
    »Es scheint so«, antwortete Giles langsam. »Aber es wird immer verwirrender. Ich verstehe es nicht. Bis jetzt deutete doch beinahe alles auf die andere Lösung hin.«
    »Vielleicht irrt sich der Grafologe?«
    »Möglich. Aber das Gutachten klingt sehr überzeugt. Ich habe keine Ahnung von solchen Sachen. Gwenda, ich glaube, wir haben uns unsterblich blamiert!«
    »Und alles nur, weil im Theater die Nerven mit mir durchgegangen sind? Giles, ich schlage vor, wir machen schnell einen Besuch bei Miss Marple. Wir haben noch Zeit, ehe wir um halb fünf bei Kennedy sein müssen.«
    Aber Miss Marple reagierte auf die Neuigkeit ganz a n ders, als sie erwartet hatten. Sie fand sie sehr befried i gend.
    »Aber liebste Miss Marple!«, rief Gwenda. »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine, liebes Kind, dass jemand nicht ganz so schlau war, wie er hätte sein sollen.«
    »Wieso?«
    »Ein Ausrutscher«, sagte Miss Marple mit Genugtuung.
    »Aber wieso denn?«
    »Nun, Mr Reed, Sie erkennen doch sicher, wie dieses Gutachten den Kreis der Verdächtigen einengt!«
    »Wenn Helen den Brief wirklich geschrieben hat – nehmen Sie trotzdem an, dass sie ermordet wurde?«
    »Ich meine nur, dass jemand sehr viel Wert darauf g e legt haben muss, dass die Briefe in Helens Handschrift geschrieben waren.«
    »Ich verstehe. Wenigstens glaube ich zu verstehen. Sie deuten die Möglichkeit an, dass Helen irgendwie bewogen wurde, sie zu verfassen. Aber wie kann man einen Me n schen dazu bringen?«, fragte Giles.
    »Mr Reed, denken Sie mal nach! Die Sache ist ganz ei n fach. Wirklich!«
    »Für mich nicht«, sagte Giles leicht gereizt.
    »Wenn Sie zwei und zwei zusammenzählen…«
    »Wir müssen fahren, Giles«, sagte Gwenda. »Sonst kommen wir zu spät.«
    Sie verließen Miss Marple, die still in sich hineinlächelte.
    Draußen sagte Giles:
    »Die alte Dame bringt mich manchmal auf die Palme. Zum Teufel, worauf will sie hinaus?«
    Pünktlich zur verabredeten Zeit waren sie bei Dr. Ke n nedy, der ihnen selbst öffnete.
    »Ich habe meiner Haushälterin für heute Nachmittag frei gegeben«, erklärte er. »Es scheint mir für eine ung e zwungene Unterhaltung besser

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