Ruheloses Herz
die Küche und setzte sich an den Tisch. »Ja, Ma’am.«
»Oh, wir sind hier nicht so förmlich. Sie müssen nicht Ma’am zu mir sagen, es sei denn, Sie möchten es.« Sie schenkte ihm Tee ein und Travis Kaffee, dann blieb sie mit einer Hand auf Travis’ Schulter stehen.
»Wie war Zeus heute Morgen?«
»Hat das Oval in schlappen hundertzehn Sekunden geschafft.«
»Schade, dass ich es verpasst habe.« Sie ging wieder zum Herd und häufte knusprig goldbraun gebratenen Toast auf einen großen Teller.
»Ich möchte Ihnen einen Vertrag über ein Jahr anbieten«, sagte Travis zu Brian.
»Kannst du den jungen Mann nicht erst mal in Ruhe essen lassen, bevor du zum geschäftlichen Teil kommst?«
»Der junge Mann will wissen, woran er ist.«
Brian nahm die Platte, die sie ihm hinhielt, entgegen und bugsierte sich drei Scheiben Toast auf seinen Teller. »Ja, das stimmt.«
»Sie bekommen ein festes Jahresgehalt.« Travis nannte eine Summe, bei der Brian vor Überraschung fast die Sirupflasche aus der Hand gerutscht wäre. »Und nach zwei Monaten von jeder Siegerprämie zwei Prozent zusätzlich. Nach sechs Monaten verhandeln wir diesen Prozentsatz neu.«
»Wir werden ihn erhöhen.« Brian hatte sich wieder gefangen und fing an zu essen. »Weil ich es verdient haben werde, das kann ich Ihnen jetzt schon sagen.«
Sie redeten – und feilschten nur der Form halber ein bisschen – über Verantwortlichkeiten, Pflichten, Vergütungen und Bonusse.
Brian war gerade bei seiner zweiten Portion angelangt und Travis bei seinem letzten Schluck Kaffee, als Keeley hereinkam.
Sie trug eine elegante braune Reithose, die wie angegossen saß, und glänzende schwarze Stiefel. Die weiße hochgeschlossene Bluse mit dem großen Kragen war aus einem weichen Stoff. Das schimmernde Haar hatte sie sich hochgesteckt, und an ihren Ohrläppchen glitzerten kleine Brillantohrringe.
Als ihr Blick auf Brian fiel, zog sie die Augenbrauen hoch, presste die Lippen zusammen, bevor sie sie zu einem kühlen routinierten Lächeln verzog. »Guten Morgen, Mr. Donnelly.«
»Miss Grant.«
»Ich bin ziemlich in Eile heute Morgen.« Sie ging zu ihrem Vater, beugte sich zu ihm hinunter und schmiegte ihre Wange kurz an seine.
»Du musst etwas essen«, ermahnte ihre Mutter sie.
»Später.« Keeley ging zum Kühlschrank und nahm eine Flasche heraus. »In zwei Stunden bin ich fertig.« Nachdem sie Seamus den Kopf gekrault hatte, rieb sie flüchtig ihre Wange an der ihrer Mutter, bevor sie eilig durch die Hintertür verschwand.
»Ich komme nachher vorbei«, rief Delia ihr nach. »Ich möchte ein bisschen zusehen.«
Zwanzig Minuten später machte sich Brian auf den Weg zur Trainerunterkunft. Als er an der Koppel vorbeikam, die zu dem kleinen Gebäude gehörte, das er heute Morgen entdeckt hatte, sah er Keeley auf einem schwarzen Wallach reiten. Dabei wurde sie von einem Mann aus den verschiedensten Blickwinkeln fotografiert.
Brian blieb stehen, um einen Moment zuzuschauen. Wahrscheinlich ließ sie sich für irgendein schickes Hochglanzmagazin ablichten. Die Prinzessin von Royal Meadows. Edel und elegant genug sah sie zweifellos aus.
Sie ritt im Schritt, verfiel dann in einen leichten Galopp und drehte ab, um über eine Hürde zu springen. Brian verzog die Lippen. Eine gute Figur machte sie ja, das musste er neidlos anerkennen. Als sie diesen Sprung für die Kamera noch einmal wiederholte und dann ein drittes Mal die Hürde nahm, schallte ihr Lachen zu ihm hinüber.
Er wandte sich ab, verbannte sie aus seinen Gedanken. Versuchte es zumindest.
Nun stieg er die Treppe zu der Trainerunterkunft hinauf und klopfte an die Tür.
»Hallo, nur herein mit Ihnen, ich bin hier!«, rief Paddy von drinnen.
Als Brian die Tür öffnete, sah er Paddy in einem Raum, der wie ein Büro eingerichtet war, an einem Schreibtisch sitzen. An einer Wand standen Aktenschränke, und überall hingen Fotos von Pferden. Das Fenster war geöffnet, und auf einem Beistelltisch stand ein Computer. Aus der dicken Staubschicht darauf ließ sich schließen, dass er nur selten, falls überhaupt, benutzt wurde.
Paddy, der sich die Brille so weit nach unten geschoben hatte, dass sie auf seiner Nasenspitze balancierte, deutete auf einen Stuhl. »Nun, haben Sie mit Travis alle Einzelheiten geklärt?«
»Ja. Er ist ein fairer Mann.«
»Haben Sie etwas anderes erwartet?«
»Ich erwarte nie etwas von meinen Vorgesetzten, und bis jetzt hat man mich noch nicht oft eines Besseren belehrt.«
Paddy
Weitere Kostenlose Bücher