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Ruheloses Herz

Ruheloses Herz

Titel: Ruheloses Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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meinen Willen aufzwingen.« Brian ging geduckt unter dem Tier durch, dann schaute er Keeley über den breiten Pferderücken hinweg an. »Ich versuche es mit sanfter Überredung. Die Peitsche schwingen kann jeder Narr. Man braucht viel Einfühlungsvermögen und Geduld und eine sanfte Hand, um aus einem Pferd einen Champion oder auch nur einen Freund zu machen.«
    Sie schwieg einen Moment, verwirrt darüber, dass ihre Knie zitterten. »Warum erwarten Sie, dass ich Ihnen widerspreche?«, fragte sie schließlich, während sie die Box verließ und in die nächste ging.
    Die betagte Stute dort begrüßte sie mit einem erfreuten Schnauben und stupste sie mit der Schnauze an der Schulter. Keeley griff zu einer Striegelbürste, um die eher oberflächliche Arbeit ihrer Schüler zu vollenden.
    »Ich finde es unerträglich, wenn ein Lebewesen misshandelt wird«, sagte Brian ruhig hinter ihr. Keeley drehte sich nicht um und antwortete auch nicht. »Besonders, wenn es kaum Möglichkeiten hat, sich zu wehren. So etwas mit ansehen zu müssen, macht mich ganz krank und wütend.«
    »Und jetzt soll ich Ihnen widersprechen?«
    »Tut mir leid, dass ich eben so ungehalten war.« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und nahm sie auch nicht fort, als er spürte, dass sie sich versteifte, aber bei einem nervösen Pferd hätte er es nicht anders gemacht. »Man schaut in Augen wie in seine da drüben und sieht dieses unendlich weite Herz. Und dann entdeckt man die Narben, für die jemand verantwortlich ist, nur weil er die Möglichkeit dazu hatte. So etwas macht mich wahnsinnig.«
    Sie gab sich alle Mühe, sich zu entspannen. »Er hat drei Monate gebraucht, um nicht bei jeder Handbewegung zusammenzuzucken. Und dann streckte er irgendwann doch den Kopf heraus und begrüßte mich, als ich in den Stall kam. Da habe ich ihn mit Mohrrüben gefüttert und wie ein Kind geweint. Also erzählen Sie mir nichts von Misshandlung und nicht, wie wahnsinnig einen das macht.«
    Beschämung war ein Gefühl, das leicht zu erkennen war, auch wenn er es nur selten fühlte. Er atmete tief durch und wünschte sich, noch einmal von vorn anfangen zu können. »Und was hat diese hübsche Stute hier für eine Geschichte?«
    »Was soll sie denn für eine Geschichte haben? Sie ist ein Pferd. Man reitet auf ihr.«
    »Keeley.« Er legte eine Hand über ihre, die die Bürste hielt. »Bitte, entschuldigen Sie. Es tut mir leid.«
    Sie versuchte, ihre Hand wegzuziehen, aber dann gab sie auf und lehnte ihren Kopf gegen den Hals der Stute. Rieb ihre Wange daran, wie Brian sah. So wie sie ihre Wange an der Wange ihres Vaters und der ihrer Mutter gerieben hatte.
    »Ihr Verbrechen war es, alt zu werden. Sie ist fast zwanzig. Man hat sie einfach im Stall stehen lassen und sich nicht um sie gekümmert. Sie hatte Flöhe und Nesselfieber. Ihre Besitzer hatten sie wohl über.«
    In einer unwillkürlichen Geste fuhr er ihr übers Haar. Mit seinen Händen teilte er sich ebenso mit wie mit seiner Stimme. »Wie viele Pferde haben Sie insgesamt?«
    »Mit Sam sind es acht, aber er ist für die Schüler in diesem Stadium noch zu ungestüm.«
    »Und die haben Sie alle gerettet?«
    »Sam war ein Geburtstagsgeschenk zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag. Und die anderen … nun ja, wenn sich das ganze Leben um Pferde dreht, hört man eben so allerhand. Davon abgesehen, brauchte ich sie ja für meine Reitschule.«
    »Obwohl man eigentlich davon ausgehen könnte, dass Sie dafür Vollblutpferde nehmen.«
    »Na ja.« Unbehaglich verlagerte sie ihr Gewicht. »Könnte man. Bitte entschuldigen Sie mich jetzt. Ich muss noch die Pferde füttern, und dann werde ich mich an meinen Schreibtisch setzen.«
    »Ich helfe Ihnen beim Füttern.«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Ich mache es aber trotzdem.«
    Während Keeley aus der Box trat, beschloss sie, dass Ehrlichkeit wahrscheinlich die beste Vorgehensweise war, deshalb sagte sie: »Brian, Sie arbeiten an sehr verantwortlicher Stelle für meine Eltern, deshalb finde ich, dass ich offen zu Ihnen sein sollte.«
    »Auf jeden Fall.« Sein ernster Tonfall passte nicht zu dem belustigten Funkeln in seinen Augen.
    »Sie stören mich«, erklärte sie. »Irgendwie stören Sie mich einfach. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich nichts für großspurige Männer, die mich blöd angrinsen, übrig habe, aber es spielt auch keine Rolle.«
    »Ich finde schon, dass es eine Rolle spielt. Was für Männer bevorzugen Sie denn?«
    »Sehen Sie, das ist genau die Art, die mich

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