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Ruheloses Herz

Ruheloses Herz

Titel: Ruheloses Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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eine Klasse gesehen haben, nahm ich an, Keeley hätte Ihnen gesagt, was es mit der Reitschule auf sich hat.«
    »Nein.« Er nahm ihr die Satteldecke auch noch ab. »So weit sind wir noch nicht gekommen. Erzählen Sie es mir?«
    »Sicher.« Sie ging zu der betagten Stute hinüber und redete leise auf sie ein: »Na, altes Mädchen? Was hältst du davon, dich ein bisschen zu bewegen? Dazu hast du doch bestimmt Lust …« Sie legte der Stute Zaumzeug an und führte sie nach draußen. »Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, ob es mit den Pferden oder mit den Kindern angefangen hat. Es schien alles gleichzeitig zu passieren. Auf jeden Fall hat sie Eastern Star als Erstes gekauft. Ein Vollblut, das es nicht geschafft hatte, sein Potenzial auszuschöpfen. Behauptete jedenfalls sein Halter. Sie haben ihn vor jedem Rennen aufgepumpt.«
    »Mit Drogen.«
    »Amphetaminen.« Ihr hübsches Gesicht nahm einen harten Zug an. »Sie wurden erwischt, doch Stars Herz und seine Nieren hatten einen schlimmen Knacks weg. Keeley kaufte ihn. Wir haben alles Menschenmögliche für ihn getan, aber er hat es kein Jahr mehr gemacht. Es nimmt mich immer noch mit, wenn ich daran denke«, schloss Sarah leise.
    Sie schüttelte den Kopf und begann ihr Pferd zu satteln. »Nach Stars Tod wurde es für Keeley zu einer Art Mission. Deshalb hat es wahrscheinlich mit den Pferden angefangen. Sie hat sich das alles hier aufgebaut, und dann hat sie die Reitschule aufgemacht. Die Eltern, die es sich leisten können, zahlen eine anständige Summe Geld dafür, dass sie ihren Kindern Reitstunden gibt – und das ist es auch wert. Mit diesem Geld werden dann die anderen gefördert.«
    »Was denn für andere?«
    »Schüler wie Willy.« Sarah schnallte den Sattelgurt fest, überprüfte die Länge der Steigbügel. »Unterprivilegierte, misshandelte oder abgeschobene Kinder. Für sie sind die Reitstunden kostenlos, und außerdem arbeitet Keeley mit einer Kinderpsychologin zusammen. Aus diesem Grund kommt sie nicht mehr so viel zum Reiten wie früher. Unsere Keeley macht nämlich keine halben Sachen. Sie würde gern noch mehr Kinder annehmen, aber sie hätte lieber kleinere Gruppen, damit jedes Kind auch wirklich genug Aufmerksamkeit bekommt. Deshalb versucht sie andere Reitställe für die Idee zu gewinnen, ähnliche Projekte aufzuziehen.«
    Sarah tätschelte den Hals der Stute. »Ich bin überrascht, dass sie es nicht erwähnt hat. Normalerweise lässt sie nämlich keine Gelegenheit aus, andere für ihre Sache zu begeistern.«
    Fröhlich lächelnd schwang sie sich in den Sattel. »Was ist, haben Sie nicht Lust, heute zum Abendessen raufzukommen? Soweit ich weiß, hat Dad vor, ein Hähnchen zu grillen.«
    »Nochmals vielen Dank, aber ich habe schon andere Pläne. Viel Spaß beim Reiten.«
    Ganz recht, ich habe andere Pläne, überlegte er grimmig, als Sarah davonritt. Zu Kreuze zu kriechen nämlich. Er war sich zwar nicht sicher, wie es ausgehen würde, aber dass es ihm keinen Spaß machen würde, wusste er bereits jetzt.
    Er ging um das Gebäude herum und klopfte. Wenn er einen Hut aufgehabt hätte, hätte er ihn jetzt wahrscheinlich in der Hand gehalten. Als von drinnen keine Antwort kam, drückte er die Klinke nach unten und öffnete die Tür.
    In dem Raum herrschte wie erwartet mustergültige Ordnung. In der Luft hing ihr Duft – nicht mehr als ein Hauch. Sonst war alles ganz geschäftsmäßig. Ein Schreibtisch – mit einem Computer, der wahrscheinlich wesentlich öfter benutzt wurde als der von Paddy –, ein Telefon mit zwei Leitungen und ein Faxgerät. Aktenschränke, zwei Sessel und ein kleiner Kühlschrank. Neugierig ging er hin und öffnete ihn. Als er die Softdrinkflaschen sah, die sich dort stapelten, musste er grinsen. Offenbar ernährte sie sich von nichts anderem.
    Doch als sein Blick über die Wände glitt, wurde er ernst. Dort hingen Siegermedaillen am Band und fein säuberlich gerahmte Siegerurkunden. Es gab Fotos, die sie in förmlicher Reitkleidung lächelnd im Sattel sitzend oder auf einem Pferderücken über eine Hürde fliegend zeigten oder neben einem Pferd, die Wange an seinen Hals reibend.
    Und in einem Rahmen prangte eine Olympiamedaille. Eine Silbermedaille.
    »Verdammter Mist«, brummte er. »Das bedeutet, dass ich doppelt zu Kreuze kriechen muss.«

4. K APITEL
    Es war alles nur seine Schuld. Wenn Brian Donnelly nicht so unerträglich wäre – wenn er nicht dermaßen unerträglich gewesen wäre, bevor Chad angerufen hatte, hätte sie

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