Ruheloses Herz
Chads Einladung zum Essen überhaupt nicht angenommen. Und dann hätte sie nicht vier Stunden damit vergeudet, sich tödlich zu langweilen, obwohl sie doch weiß Gott Sinnvolleres zu tun hatte.
Dies hier war ungefähr so sinnvoll wie dem Trocknen von Farbe zuzusehen.
Obwohl an Chad eigentlich nichts verkehrt war. Wenn man nicht allzu viel Verstand im Kopf hatte, sich für kaum etwas anderes interessierte als dafür, wie in dieser Saison die Designerjacketts geschnitten waren oder wie man den besten dreifachen Amaretto Latte zubereitete, war er der ideale Begleiter.
Leider war sie für alle drei Disziplinen nicht qualifiziert.
Im Augenblick ließ er sich über irgendein Bild aus, das er sich kürzlich gekauft hatte. Nein, nicht über das Bild, dachte Keeley erschöpft. Eine Unterhaltung über dieses spezielle Gemälde oder über Kunst im Allgemeinen wäre das Wundermittel gewesen, das sie davor bewahrt hätte, ins Koma zu fallen. Aber Chad dozierte – ein anderes Wort gab es dafür nicht – über die Investition, die er mit dem Kauf getätigt hatte.
Er hielt die Fenster geschlossen und hatte die Klimaanlage aufgedreht, während sie fuhren. Dabei war es eine herrliche Nacht, aber die Scheiben herunterzukurbeln hätte bedeutet, dass Chads Frisur in Unordnung geraten wäre. Das durfte nicht sein.
Wenigstens brauchte sie sich keine Mühe zu geben, das Gespräch in Gang zu halten. Chad liebte Monologe.
Was er wollte, war eine attraktive Begleiterin mit dem richtigen Familienhintergrund und der richtigen Einkommensklasse, eine Frau, die wusste, wie man sich anzog, und sich sonst in ehrfürchtiges Schweigen hüllte, während er in allen Einzelheiten seine Schmalspurinteressen vor ihr ausbreitete.
Keeley war sich völlig im Klaren darüber, dass sie in seinen Augen eine geeignete Kandidatin war, und jetzt hatte sie ihn dadurch, dass sie seine Einladung angenommen hatte, auch noch ermutigt.
»Der Galerist war fest davon überzeugt, dass das Ding in drei Jahren fünf Mal so viel wert ist. Normalerweise hätte ich gezögert, weil der Künstler noch so jung und ziemlich unbekannt ist, aber die Ausstellung war wirklich ein Riesenerfolg. Außerdem habe ich mitbekommen, dass T. D. Giles mit dem Gedanken spielt, sich auch zwei Bilder von ihm zu kaufen. Und du weißt ja, wie ausgefuchst T. D. in solchen Dingen ist. Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich vorgestern seine Frau getroffen habe? Sie sah wirklich umwerfend aus. Die Lidfaltenoperation hat wahre Wunder bewirkt, außerdem hat sie mir erzählt, dass sie einen wahnsinnig tollen neuen Stylisten hat.«
Oh Gott, war alles, was Keeley denken konnte. Lieber Gott, mach, dass ich bald hier rauskomme.
Als sie durch die steinernen Torpfeiler von Royal Meadows fuhren, hätte sie am liebsten ganz laut Hurra geschrien.
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich freue, dass es mit uns beiden jetzt endlich mal geklappt hat. Das Leben ist wirklich ziemlich anstrengend, findest du nicht auch? Es gibt eben nichts Entspannenderes als ein gemütliches Abendessen zu zweit.«
Noch ein bisschen mehr Entspannung, und ich wäre weggewesen, dachte Keeley. »Danke für die Einladung, Chad. Es war nett.« Sie versuchte, sich seinen Gesichtsausdruck vorzustellen, wenn sie, noch bevor das Auto ganz zum Stillstand gekommen war, hinausspringen, zum Haus eilen und auf der Veranda einen kleinen Freudentanz aufführen würde.
Aber das wäre ziemlich unhöflich. Gut, dann also kein Freudentanz.
»Drake und Pamela – die Larkens kennst du ja – geben nächsten Samstagabend eine kleine Soiree. Was hältst du davon, wenn ich dich so gegen acht abhole?«
Sie brauchte einen Moment, um zu verkraften, dass er doch tatsächlich das Wort Soiree benutzt hatte. »Ich kann wirklich nicht, Chad. Ich gebe am Samstag den ganzen Tag Reitstunden. Da bin ich hinterher nicht mehr fit genug, um noch auszugehen. Trotzdem danke für die Einladung.« Sie legte ihre Hand auf den Türgriff, erpicht darauf, endlich zu entkommen.
»Wirklich, Keeley, du darfst es nicht zulassen, dass deine kleine Reitschule dein ganzes Leben auffrisst.«
Sie umklammerte den Türgriff, und obwohl sie bereits die Lichter ihres Zuhauses leuchten sah, drehte sie sich noch einmal zu ihm um und ließ den Blick über sein perfektes Profil schweifen. Dem Nächsten, der in diesem überheblichen Ton von ihrer Reitschule sprach, würde sie den Hals umdrehen. »Ach nein?«
»Obwohl ich mir sicher bin, dass du viel Spaß daran
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