Ruheloses Herz
hast. Das haben Hobbys ja so an sich.«
»Hobbys.« Sie konnte sich nur mühsam beherrschen.
»Na ja, wir brauchen alle ab und zu eine kleine Abwechslung.« Er hob eine Hand vom Lenkrad und machte eine elegante Handbewegung, so als wischte er zwei Jahre harter Arbeit weg. »Trotzdem musst du dir auch Zeit für dich nehmen. Erst kürzlich hat sich Renny beschwert, dass sie dich schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr zu Gesicht bekommen hat. Und wenn der Reiz des Neuen erst mal verflogen ist, wirst du dich fragen, wo all die Zeit geblieben ist.«
»Meine Reitschule ist weder ein Hobby noch eine Abwechslung, und es gibt auch keinen Reiz des Neuen, der verfliegen könnte. Davon abgesehen ist sie ganz allein meine Angelegenheit.«
»Aber ja. Selbstverständlich.« Er tätschelte ihr gönnerhaft das Knie, während er das Auto zum Stehen brachte und dann ein bisschen weiter zu ihr herüberrutschte. »Gib doch wenigstens zu, dass sie zu viel von deiner Zeit beansprucht. Sonst hätte es nämlich nicht sechs Monate gedauert, bis wir endlich einen gemeinsamen Termin finden konnten.«
»Ist das alles?«
Er interpretierte die ruhige Frage und das Glitzern in ihren Augen falsch. Und beugte sich zu ihr hinüber.
Sie schlug ihm mit der Hand auf die Brust. »Daran solltest du nicht mal im Traum denken! Hör zu, Kumpel, ich arbeite in meiner Reitschule an einem einzigen Tag mehr als du zwischen all deinen Maniküren und Amaretto Lattes und Soireen in diesem Büro, das dir dein Großvater vererbt hat, in einer ganzen Woche. Und der einzige Grund dafür, dass es erst nach sechs Monaten zu dieser Verabredung gekommen ist, besteht darin, dass ich Männer wie dich sterbenslangweilig finde. Mit dir gehe ich höchstens noch mal aus, um in der Hölle ein Eis am Stiel zu schlürfen. Deshalb verzieh dich jetzt endlich mit deiner französischen Krawatte und deinen italienischen Schuhen, und lass mich in Ruhe.«
Er starrte sie völlig entgeistert an, während sie die Tür aufstieß. Als er die Beleidigung endlich erfasste, kniff er die Augen zusammen. »Die Zeit, die du im Stall verbringst, scheint deinen Umgangsformen nicht zu bekommen.«
»Das stimmt, Chad.« Sie war inzwischen ausgestiegen und beugte sich noch einmal durch die offene Tür herein. »Du bist einfach zu gut für mich. Ich werde in mich gehen und heute Nacht in mein Kissen weinen.«
»Die Leute tuscheln, dass du kalt bist«, sagte er in ruhigem verletzenden Ton. »Aber ich musste es ja unbedingt selbst herausfinden.«
Obwohl es wehtat, verzog sie keine Miene. »Die Leute tuscheln auch, dass du ein Trottel bist. Damit wäre bewiesen, dass es sich bei beiden Bemerkungen nicht um Klatsch, sondern um die Wahrheit handelt.«
Wütend ließ er den Motor aufheulen, und sie glaubte schwören zu können, dass seine Hände zitterten. »Es ist übrigens eine englische Krawatte.«
Sie knallte die Tür zu, dann beobachtete sie spöttisch, wie er davonfuhr. »Aha. Eine englische also.« Sie spürte ein unbändiges Lachen in sich aufsteigen, und als es aus ihr heraussprudelte, musste sie stehen bleiben und sich den Bauch halten. »Oh Gott! Das hätte ich mir eigentlich gleich denken können.«
Mit einem tiefen Aufseufzen legte sie den Kopf zurück und schaute zu dem Sternenmeer hinauf. »So ein Narr«, murmelte sie.
Als sie ein leises Klicken hörte, wirbelte sie herum und sah Brian, der sich gerade mit seinem Feuerzeug ein Zigarillo anzündete. »Na, gibt’s Ärger mit dem Lover?«
»Ja, klar.« Ihre Wut kehrte zurück. »Er möchte mit mir nach Antigua fahren, aber ich will unbedingt nach Mozambique. Antigua ist doch total out.«
Nachdenklich zog Brian an seinem Zigarillo. Sie sah so verdammt schön aus, wie sie da in diesem Hauch von einem Kleid im Mondlicht stand, mit dem Haar, das aussah wie Flammen, die an schwarzer Seide leckten. Als er ihr Lachen gehört hatte, war es gewesen, als hätte er einen Schatz entdeckt. Und jetzt blitzte sie ihn wieder wütend an.
Es fühlte sich fast genauso gut an.
Lässig nahm er noch einen Zug aus seinem Zigarillo und stieß dann eine dicke Rauchwolke aus. »Sie versuchen, mich aufzuziehen, Keeley.«
»Ja, am liebsten so lange, bis Sie in lauter kleine Stücke zerbröseln, damit ich Sie in eine Schachtel packen und nach Irland zurückschicken kann.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Er warf das Zigarillo weg und ging auf sie zu. Anders als Chad interpretierte er das Glitzern in ihren Augen nicht falsch. »Sie haben Lust, auf jemand
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