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Ruheloses Herz

Ruheloses Herz

Titel: Ruheloses Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schaffte es nicht ganz, ihr Aufschluchzen zu unterdrücken. »Ich hatte gehofft, dass ich mich besser fühle, wenn ich mich hier ein bisschen nützlich mache, aber ich kann an nichts anderes denken. Ich weiß ja, dass er gehen musste. Weil er es so wollte. Aber …«
    »Mrs. Grant.« Verdammt, ihm fiel wirklich nichts ein. Hektisch wühlte Brian in seinen Taschen nach einem Taschentuch. »Vielleicht sollten Sie … hier.«
    »Danke.« Sie nahm das Halstuch, das er ihr in Ermangelung eines sauberen Taschentuchs hinhielt, während er neben ihr in die Hocke ging. »Sie wissen ja, wie es ist, wenn man von der Familie getrennt ist.«
    »Na ja, meine steht mir nicht so nah, sozusagen.«
    »Familie bleibt Familie.« Sie trocknete sich die Tränen, dann atmete sie laut aus.
    Wie jung sie ausschaut, dachte er. Und in ihrer Baseballkappe, die ihr ein bisschen schief auf dem Kopf saß, und den verweinten Augen sah sie so gar nicht wie eine Mutter aus. Er tat, was für ihn nur natürlich war – er nahm ihre Hand.
    Einen Moment lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und seufzte. »Paddy hat mein ganzes Leben verändert, indem er mich hierher holte. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie aufgeregt ich damals beim Flug war. Ein neues Zuhause, neue Menschen, ein fremdes Land, all das erwartete mich. Außerdem hatte ich Paddy viele Jahre lang nicht gesehen, doch sobald ich vor ihm stand, war alles gut. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn getan hätte.«
    Beim Reden wurde ihr wieder etwas leichter ums Herz. Dass er ihr schweigend zuhörte, hatte etwas Beruhigendes.
    »Ich wollte nicht vor Travis und den Kindern weinen, weil er ihnen ja genauso fehlt. Und eigentlich habe ich mich bis eben auch ganz gut verhalten. Aber hier habe ich gewohnt, als ich nach Royal Meadows kam. In einem hübschen Zimmer mit grünen Wänden und weißen Vorhängen. Gott, wie jung ich damals war.«
    »Und jetzt sind Sie alt und klapprig«, scherzte Brian und war froh, als sie lachte.
    »Na ja, klapprig vielleicht nicht gerade, aber damals war ich wirklich sehr jung und unerfahren. Ich hatte noch nie im Leben so eine Farm gesehen und sollte doch jetzt dank Paddys Intervention dort leben. Wenn er nicht gewesen wäre, glaube ich nicht, dass Travis es mit mir als Pferdepflegerin versucht hätte.«
    »Als Pferdepflegerin? Stimmt das wirklich?« Brian zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Das habe ich eigentlich für eine erfundene Geschichte gehalten.«
    »Aber nein, das ist sie ganz und gar nicht«, widersprach sie vehement und mit unübersehbarem Stolz. »Ich habe mir hier meinen Lebensunterhalt verdient. Ich war sogar eine sehr gute Pferdepflegerin. Und Majesty war mir besonders ans Herz gewachsen.«
    »Sie haben Majesty betreut?«
    »Ja, und ich war dabei, als er den Derby geholt hat. Oh, ich habe dieses Pferd geliebt. Na ja, Sie wissen ja, wie das ist.«
    »Oh ja.«
    »Wir haben ihn erst letztes Jahr verloren, aber er hatte ein schönes langes Leben. Ich glaube, das war der Zeitpunkt, an dem Paddy beschlossen hat, wieder zurück nach Irland zu gehen. Jetzt ist er schon dort, und ich weiß ganz genau, was er sieht, wenn er vor dem Haus steht. Zumindest das ist ein Trost. Genauso wie Sie mir ein Trost waren, Brian. Danke.«
    »Ich habe doch gar nichts gemacht. Wenn ich jemand weinen sehe, bin ich immer völlig hilflos.«
    »Sie haben zugehört.« Sie gab ihm sein Halstuch zurück.
    »Aber wahrscheinlich nur, weil ich in so einem Fall nie weiß, was ich sagen soll. Warten Sie, Sie haben da ein bisschen Erde.«
    In dem Moment, in dem Brian sich anschickte, ihrer Mutter mit einem blauen Tuch das Gesicht abzuwischen, kam Keeley den Weg herauf. Als sie sah, dass Delia geweint hatte, schoss sie wie eine Furie auf Brian zu.
    »Was ist los? Was haben Sie gemacht?«, fauchte sie ihn an, wobei sie ihrer Mutter einen Arm um die Schultern legte.
    »Nichts. Ich habe Ihre Mutter nur niedergeschlagen und ihr dann noch einen Fußtritt verpasst.«
    »Wirklich, Keeley.« Delia tätschelte besänftigend die Hand ihrer Tochter. »Brian hat mir nur sein Halstuch geliehen und mir gestattet, mich an seiner Schulter auszuweinen, weil mir Onkel Paddy fehlt.«
    »Oh Ma.« Keeley schmiegte ihre Wange an Delias. »Sei nicht traurig.«
    »Ich bin aber traurig, zumindest ein bisschen. Obwohl es mir jetzt schon wieder viel besser geht.« Sie beugte sich vor und überraschte Brian damit, dass sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange gab. »Sie sind so ein netter junger Mann und dazu

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