Ruheloses Herz
entschieden, sagte jedoch schulterzuckend: »Ich werde darüber nachdenken. So … habe ich diese Probe hier bestanden, Miss Grant?«
Keeley zog die Augenbrauen hoch, und als sie ihn anschaute, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Natürlich hatte sie seine Haltung überprüft. »Na, im Trab kannst du dich jedenfalls sehen lassen.« Durch ein leichtes Antippen veranlasste sie Sam, in einen Kurzgalopp zu verfallen. Sobald Brian aufgeholt hatte, ging sie in einen Galopp über.
Oh, wie sehr sie das vermisst hatte. Jeder Tag, an dem sie nicht über Wiesen und Hügel jagen konnte, war ein Opfer. Es gab nichts, was mit diesem Gefühl vergleichbar war – dem Rausch der Geschwindigkeit, der vibrierenden Kraft, die sie unter sich spürte, dem Donnern der Hufe und dem Wind, der ihr die Haare ins Gesicht wehte.
Keeley lachte, als Brian neben ihr auftauchte. Sie hatte das kurze Aufblitzen in seinen Augen gesehen und reagierte darauf, indem sie Sam erlaubte, sich auszutoben.
Es ist, als sähe man zu, wie sich Magie entfaltet, dachte Brian. Das muskulöse, schlanke Pferd flog mit der Frau auf seinem Rücken dahin. Sie galoppierten über eine weitere Anhöhe, nach Westen, der untergehenden Sonne entgegen. Am Himmel zeigte sich eine Symphonie von Farben: leuchtende Rot- und Goldtöne. Es sah fast so aus, als ob Keeley hindurchritte.
Und er hatte keine andere Wahl, als ihr zu folgen.
Als sie schließlich ihr Pferd zum Stehen brachte und sich mit roten Wangen und blitzenden Augen nach ihm umdrehte, wusste er, dass er so etwas noch nie gesehen hatte.
Und sein Verlangen brachte ihn fast um.
»Mule ist schnell, aber an Sam kommt er trotzdem nicht ran.« Sie beugte sich vor und tätschelte ihrem Pferd den Hals. Dann richtete sie sich wieder auf und schüttelte ihr Haar zurück. »Ist es nicht herrlich hier draußen?«
»Immer noch verdammt heiß«, sagte Brian. »Wie lange dauert hier der Sommer?«
»Kommt ganz darauf an. Obwohl es jetzt morgens schon empfindlich kalt wird, und nach Sonnenuntergang kühlt es rasch ab. Ich liebe die Hitze. Dein irisches Blut ist nur nicht daran gewöhnt.«
Sie wendete Sam, damit sie auf Royal Meadows hinunterschauen konnte. »Sieht es von hier oben nicht wunderschön aus?«
Unter ihnen lagen die gepflegten Außengebäude, die weiß eingezäunten Koppeln, das braune Oval, die Pferde, die in den Stall geführt wurden. Auf einer nahe gelegenen Weide tollten drei Jungtiere herum.
»Von unten auch. Es ist wirklich herrlich.«
Das entlockte ihr ein Lächeln. »Wart’s nur ab, bis du es erst im Winter siehst. Wenn sich über den schneebedeckten Bergen ein bedeckter Himmel wölbt, aus dem es bald noch mehr schneien wird – oder wenn er so strahlend blau ist, dass einem die Augen wehtun. Und wenn die Stuten fohlen und dann kleine Fohlen da sind, die zu stehen versuchen. Als Kind konnte ich es morgens kaum abwarten, in den Stall zu kommen.«
Nach einer Weile ritten sie weiter, kameradschaftlich nebeneinander, während die Leuchtkraft des Lichts langsam abnahm. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich mit ihm so wohl fühlen könnte. Dass sie sich seiner Nähe bewusst sein würde, aber dieser ruhige Ritt bei Sonnenuntergang war etwas anderes … ein stilles Vergnügen.
»Hattest du als Kind auch Pferde?«
»Nein. Aber es war nicht weit bis zur Rennbahn, und mein Vater hat schon immer leidenschaftlich gern gewettet.«
»Du auch?«
Er wandte ihr das Gesicht zu. »Ich rechne mir meine Chancen aus, und zum Glück stelle ich mich dabei ein bisschen geschickter an als er. Er liebt Pferderennen, aber er hat es nie geschafft, ein echtes Verständnis für Pferde zu entwickeln.«
»Du hast auch keins entwickelt«, wandte Keeley ein, woraufhin er sie erstaunt ansah. »Es ist angeboren.«
»Danke für das Kompliment.«
»Nichts zu danken. Wenn sie angebracht sind, verteile ich gern Komplimente.«
»Egal ob angebracht oder nicht, auf jeden Fall nehmen Pferde schon seit jeher den größten Raum in meinem Leben ein. Ich erinnere mich noch gut, wie ich früher mit meinem Dad losgezogen bin. Wir gingen oft sehr früh los, um den Rennplatz auskundschaften und mit den Stallburschen reden zu können. Um ein Gefühl für die Pferde zu bekommen – sagte er zumindest. Obwohl er wesentlich öfter verlor als gewann. Er liebte einfach die Atmosphäre.«
Die Atmosphäre und den Flachmann in seiner Tasche, dachte Brian ohne Groll. Sein Vater liebte Pferde und den Whiskey. Und seine Mutter hatte weder für
Weitere Kostenlose Bücher