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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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heißen…?«
    »In zwanzig Minuten werden es alle wissen, Nanny«, sagte Verence ruhig.
    »Ha!« Nannys Tonfall machte deutlich, daß Radio Ogg diesen Umgang mit Nachrichten mißbilligte. »Was ist das Schlimmste, was man von einem so kleinen Kind erwarten kann? Schmutzige Windeln und Geschrei in der Nacht. So etwas dürfte wohl kaum ›sündig‹ sein.«
    »Du hast nie Einwände gegen die Düsteren Brüder erhoben, Nanny. Oder gegen die Rätsler. Und die Balancierenden Mönche kommen immer wieder hierher.«
    »Ich erhebe keine Einwände gegen sie, weil niemand von ihnen Einwände gegen mich erhebt«, sagte Nanny.
    Verence drehte sich um. Er fand diese Sache beunruhigend. Er kannte Nanny Ogg gut, aber hauptsächlich als eine Person, die hinter Oma Wetterwachs stand und viel lächelte. Mit einer zornigen Ogg ließ sich nur schwer umgehen.
    »Ich glaube, du nimmst dir dies alles viel zu sehr zu Herzen, Frau Ogg«, sagte er.
    »Es wird Oma Wetterwachs nicht gefallen!« entgegnete Nanny und spielte damit ihren Trumpf aus. Erschrocken stellte sie fest, daß die gewünschte Wirkung ausblieb.
    »Oma Wetterwachs ist nicht der König, Frau Ogg«, erwiderte Verence. »Und die Welt ändert sich. Es gibt eine neue Ordnung. Früher einmal waren Trolle Ungeheuer, die Menschen fraßen, doch unsere Bemühungen – und natürlich die der Trolle – sowie guter Wille und Friedfertigkeit haben dazu geführt, daß wir inzwischen gut miteinander zurechtkommen und uns hoffentlich verstehen. Es ist nicht länger nötig, daß sich kleine Königreiche nur um kleine Dinge kümmern. Wir sind Teil einer großen Welt. Und wir müssen unserer Verantwortung gerecht werden. Was ist zum Beispiel mit der Muntab-Frage?«
    Nanny Ogg stellte die Muntab-Frage: »Wo liegt Muntab?«
»Muntab ist einige tausend Meilen entfernt, Frau Ogg. Aber dieses Land hat mittwärts gerichtete Absichten, und wenn es zu einem Krieg mit Borograwien kommt, müssen wir Stellung beziehen.«
»Für mich ist alles in bester Ordnung, wenn die Entfernung einige tausend Meilen beträgt«, sagte Nanny. »Ich fürchte, ich verstehe nicht…«
    »Nein, du verstehst tatsächlich nicht«, unterbrach Verence die Hexe. »Und man erwartet es auch nicht von dir. Angelegenheiten in fernen Ländern können sich ganz in der Nähe auswirken. Wenn Klatsch niest, holt sich Ankh-Morpork eine Erkältung. Wir müssen aufpassen. Bleiben wir für immer Teil der Hegemonie von Ankh-Morpork? Befinden wir uns nicht in einer einzigartigen Position, während wir das Ende des Flughund-Jahrhunderts erreichen? Die Länder jenseits der Spitzhornberge gewinnen an Bedeutung. Der Patrizier in Ankh-Morpork bezeichnet sie als ›Werwolf-Ökonomien‹. Neue Mächte entstehen. Alte Länder blinzeln im Sonnenschein des kommenden Jahrtausends. Und natürlich müssen wir mit allen Blöcken befreundet bleiben. Und so weiter. Trotz einer turbulenten Vergangenheit ist Om ein friedliches Land.« Verence zögerte kurz. »Ich meine, die Omnianer wären sicher friedlich, wenn sie Lancre besser kennen würden. Es nützt uns sicher nichts, die Priester der omnianischen Staatsreligion unfreundlich zu behandeln. Wir bereuen es bestimmt nicht, wenn wir sie bei uns willkommen heißen.«
    »Hoffentlich nicht«, sagte Nanny und bedachte Verence mit einem durchdringenden Blick. »Ich weiß noch, als du nur ein Mann mit einer komischen Mütze warst.«
    Selbst das funktionierte nicht. Verence seufzte und wandte sich der Tür zu.
    »Das bin ich noch immer, Nanny«, meinte er. »Allerdings ist meine ›Mütze‹ jetzt schwerer. Ich muß gehen, wenn unsere Gäste nicht warten sollen. Ah, Shawn…«
    Shawn Ogg war in der Tür erschienen und salutierte.
»Wie entwickelt sich das Heer, Shawn?«
»Ich bin fast mit dem Messer fertig, Herr. * Muß nur noch die Nasen
    * König Verence wußte natürlich: Selbst wenn er jeden Erwachsenen in Lancre bewaffnete – das Heer wäre kaum der Rede wert gewesen. Deshalb suchte er nach anderen Möglichkeiten, um das Königreich auf die militärische Landkarte zu bringen. Shawn war mit der Idee des lancrestianischen Heeresmessers gekommen, das einige wichtige Werkzeuge und Utensilien für den Soldaten im Einsatz enthielt. Die entsprechenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten dauerten nun schon einige Monate. Ein Grund für die langsamen Fortschritte bestand darin, daß der König aktives Interesse am einzigen Verteidigungsprojekt des Landes zeigte, was bedeutete: Bis zu dreimal am Tag erhielt Shawn kurze

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