Ruhig Blut!
ja.«
»Ugl…«
»Ich schätze, unter den gegenwärtigen Umständen muß diese Antwort genügen.«
Nanny Ogg stand auf und strich Stroh von ihrem Kleid.
»Ich habe schon sauberere Heuboden gesehen«, sagte sie. »Auf die Beine, Herr Igor. Und wenn du versuchst, dir irgend etwas Schlaues einfallen zu lassen: Meine Kollegin dort drüben hält eine Heugabel, und sie kann nicht besonders gut zielen, und wer weiß, welchen Teil von dir sie treffen würde…«
»Trägt fie da ein Baby?«
»Wir sind sehr modern«, erwiderte Nanny. »Haben immer alles dabei.
Und jetzt bekommen wir auch noch deine Kutsche, Igor.«
»Tatsächlich?« fragte Magrat. »Und wohin fahren wir?«
»Es ist eine sehr unangenehme Nacht. Ich möchte das Baby nicht Regen und Kälte aussetzen, aber ich weiß auch, daß in der Nähe dieses Ortes ständig Gefahr droht. Vielleicht können wir bis morgen früh die Ebene erreichen.«
»Ich werde Lancre nicht verlassen!«
»Rette das Kind«, sagte Nanny. »Sorg dafür, daß es eine Zukunft gibt.
Außerdem…« Sie flüsterte etwas, das Igor nicht verstand.
»Wir können nicht sicher sein«, erwiderte Magrat.
»Du weißt ja, wie Oma denkt«, sagte Nanny. »Es entspräche bestimmt
ihrem Wunsch, daß wir das Kind in Sicherheit bringen. Also spann die Pferde an, Igor.«
»Fehr wohl, Herrin«, antwortete der Diener lammfromm.
»Erlaubst du dir einen Spaß mit mir, Igor?« *
»Nein, ef ift mir ein Vergnügen, von einer feften, autoritären Ftimme Anweifungen zu erhalten, Herrin«, sagte Igor und humpelte zum Zaumzeug. »Kein Unfug in der Art von ›Würdeft du bitte…‹ und dergleichen.
* Normalerweise hatte Nanny nichts gegen Spaß einzuwenden, aber es kam dabei auf die Art von Humor an.
Ein Igor weif gern, wo er fteht.«
»Ein wenig schief?«
»Der alte Herr hat mich jeden Tag gepeitscht!« sagte Igor stolz. »Und das hat dir gefallen?« fragte Magrat.
»Natürlich nicht! Aber fo gehört ef fich! Er war ein Gentleman, und
mir gebührte ef nicht einmal, ihm die Ftiefel fauberzulecken…« »Aber du hast es trotzdem getan?« erkundigte sich Nanny. Igor nickte. »Jeden Morgen. Und anschliefend habe ich fie geputzt.«
»Nun, hilf uns, diesen Ort zu verlassen«, sagte Nanny. »Dann lasse ich dich mit einem parfümierten Schnürsenkel auspeitschen.«
»Herflichen Dank, aber ich wollte ohnehin weg von hier«, entgegnete Igor und zog einen Gurt straff. »Weil ich die Nafe voll habe. Der Graf und die anderen follten fich nicht auf diefe Weife verhalten. Fie find eine echte Schande!«
Nanny wischte sich das Gesicht ab. »Ich weiß Leute zu schätzen, die ganz offen sprechen«, sagte sie. »Und die bereit sind, mit einem Handtuch – habe ich Handtuch gesagt? – mit Rat und Tat zu helfen.«
»Willst du ihm etwa vertrauen ?« fragte Magrat.
»Ich kann andere Personen gut beurteilen«, sagte Nanny. »Und ich weiß: Einem Mann mit Nähten, die um den ganzen Kopf herumführen, kann man immer vertrauen.«
»Ruck, zuck, ruck, zuck, ruck, zuck!«
»Hier geht’s richtig rund!«
»Ab durch die Mitte!«
Ein Fuchs spähte vorsichtig hinter einem Baum hervor.
Ein Mann war liegend ziemlich schnell durch den verregneten Wald
unterwegs. Er trug eine Schlafmütze, deren Bommel über den Boden tanzte.
Als der Fuchs begriff, was vor sich ging, war es bereits zu spät. Eine kleine blaue Gestalt sprang unter dem vorbeisausenden Mann hervor, landete auf seiner Schnauze und rammte ihm den Kopf zwischen die Augen.
»Na, da bist du platt, was?«
Der Kobold vom Stamm der Wir-sind-die-Größten sprang von der Schnauze des zusammenbrechenden Fuchses herunter, griff mit einer Hand nach dem Schwanz und lief den anderen hinterher. Eine Faust schlug triumphierende Löcher in die Luft.
»Hurra! Jetzt ist fürs Essen gesorgt!«
Sie hatten das Bett in die Mitte des Zimmers gezogen. Agnes und Himmelwärts saßen auf beiden Seiten davon und hörten, wie Festgreifaah die Vögel fütterte. Blechbüchsen rasselten, und gelegentlich erklang ein gedämpfter Schrei, wenn der Falkner versuchte, einen Vogel von seiner Nase zu lösen.
»Wie bitte?« fragte Agnes.
»Verzeihung?«
»Ich dachte, du hättest etwas geflüstert«, sagte Agnes.
»Äh… ja, ein kurzes Gebet«, gestand Hilbert Himmelwärts. »Wird es uns helfen?« erkundigte sich Agnes.
»Äh… es hilft mir. Der Prophet Brutha sagte, daß Om jenen hilft, die
sich gegenseitig helfen.«
»Und stimmt das?«
»Um ganz ehrlich zu sein: Es gibt verschiedene Meinungen darüber,
was die
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