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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auch sei: Er ist geschützt. Dafür habe ich gesorgt.«
    »Mit Magie?«
    »Mit etwas Besserem. Folge mir jetzt und sei hochnäsig. Das hast du bestimmt gelernt, als Königin. Die anderen sollen nicht einmal denken, daß du kein Recht hättest, dort zu sein, wo du bist.«
    Nanny betrat die Küche. Mehrere schäbig gekleidete Personen sahen sie aus trüben Augen an, wie Hunde, die nach einer Peitsche Ausschau hielten. Auf dem großen Herd standen nicht etwa Frau Scorbics auf Hochglanz gescheuerte Töpfe, sondern ein großer, geschwärzter Kessel, der eine graue Masse enthielt. Nanny hätte nicht einmal für tausend Ankh-Morpork-Dollar darin gerührt.
    »Wir kommen hier einfach nur durch«, sagte Nanny scharf. »Macht weiter, womit auch immer ihr beschäftigt seid.«
    Köpfe drehten sich und beobachteten die beiden Hexen. Im rückwärtigen Bereich der Küche löste sich eine Gestalt aus dem alten Lehnstuhl, in dem Frau Scorbic gelegentlich Hof hielt.
    »Oh, Mist, das ist einer der anderen Vampire«, stellte Nanny fest. »Und er versperrt uns den Weg zur Tür…«
»Meine Damen!« Die Gestalt verneigte sich. »Kann ich irgendwie behilflich sein?«
    »Wir gehen«, verkündete Magrat hochmütig.
»Das bezweifle ich«, erwiderte der Vampir.
»Tschuldigung, junger Mann«, sagte Nanny mit der sanften Stimme des
    alten Muttchens. »Woher kommst du?«
»Aus Überwald.«
    Nanny nickte und sah auf einen Zettel, den sie hervorgeholt hatte. »Schön. Und aus welchem Teil von Überwald?«
»Klotz.«
    »Tatsächlich? Wie nett. Tschuldigung.« Sie drehte sich um, und ein Gummiband pitschte. Dann wandte sich Nanny erneut dem Vampir zu und lächelte besonders freundlich.
    »Weißt du, ich interessiere mich für fremde Leute«, meinte sie. »Klotz, wie? Wie heißt doch noch der dortige Fluß? Der Ähm? Der Uhm?«
»Der Ah«, teilte ihr der Vampir mit.
    Nannys Hand schoß nach vorn und schob dem Vampir etwas Gelbes zwischen die Zähne. Er packte sie, doch als die alte Hexe nach vorn gezogen wurde, schlug sie ihm auf den Kopf.
    Der junge Mann sank auf die Knie, tastete nach seinem Mund und versuchte, durch die Zitrone zu schreien, in die er gerade hineingebissen hatte.
    »Scheint ein seltsamer Aberglaube zu sein, aber er funktioniert«, sagte Nanny, als sich Schaum auf den Lippen des Vampirs bildete.
    »Man muß seinen Kopf abschneiden«, warf Magrat ein.
»Wirklich? Da drüben habe ich irgendwo ein Hackbeil gesehen…« »Sollten wir nicht besser gehen?« schlug Magrat vor. »Bevor jemand
    anders kommt?«
»Na schön. Er ist ohnehin kein besonders hochrangiger Vampir.« Nanny winkte ab. »Immerhin trägt er keine sehr interessante Weste.« Eine vom Regen silbrige Nacht erwartete sie. Mit gesenktem Kopf eilten die Hexen durch die dunstige Düsternis.
»Ich muß das Baby neu wickeln!«
    »Ja, und zwar in einen Regenmantel«, erwiderte Nanny. »Ausgerechnet jetzt?«
»Es ist ziemlich dringend…«
    »Na schön. Da drin.«
    Sie betraten den Stall. Nanny sah in die Nacht zurück und schloß leise die Tür.
»Hier drin ist es sehr dunkel«, flüsterte Magrat.
    »Als junge Frau konnte ich Babys allein nach dem Gefühl wickeln.«
    »Mir wär’s lieber, wenn ich mich dabei auch auf die Augen verlassen könnte. He… da ist Licht…«
Am anderen Ende der Pferdeboxen schimmerte matter Kerzenschein.
    Igor bürstete die Pferde, bis ihr Fell glänzte, und die ganze Zeit über führte er ein leises Selbstgespräch. Offenbar beschäftigte ihn irgend etwas.
    »Meine Ftimme paft ihnen nicht, wie? Und mein Humpeln paft ihnen ebenfallf nicht. Aber waf weif er schon? Dummer junger Fpund! Hör hiermit auf, Igor, hör damit auf… Und überall wimmelt ef von jungen Leuten, die mir auf der Nafe herumtanfen wollen… Auch fie haben Verpflichtungen. Der alte Herr wuffte daf! Ein Diener ift kein Fklave…«
    Er sah sich um. Ein kleines Stück Stroh fiel zu Boden. Igor bürstete erneut. »Ha! Hol dief, hol daf… Nie auch nur ein bifchen Refpekt, o nein…«
    Er hielt inne und strich sich ein weiteres Stück Stroh vom Ärmel. »… und noch etwaf…«
    Es knarrte, und plötzlich spürte er einen Luftzug. Das Pferd scheute in seiner Box. Igor wurde zu Boden geworfen, und sein Kopf schien plötzlich in einem Schraubstock zu stecken.
    »Wenn ich jetzt die Knie zusammendrücke«, ertönte die fröhlich klingende Stimme einer Frau, »quillt dir vermutlich das Gehirn aus der Nase. Aber das wird sicher nicht passieren, weil wir jetzt Freundschaft schließen. Sag

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