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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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großer Haufen Eisen, für einen nicht besonders geschickten Schmied bestimmt, um das Schloß mit benötigten Metallteilen zu versorgen. Oma griff mit beiden Händen danach und preßte die Stirn dagegen.
    »Oma, was…«, begann Agnes.
    »Geh dorthin, wo die anderen… sind«, krächzte Oma Wetterwachs. »Es müssen… drei Hexen sein. Wenn dies schiefgeht… bekommt ihr es mit… etwas Schrecklichem zu tun…«
    »Woraus besteht das Schreckliche?«
»Aus mir. Geht jetzt, sofort .«
Agnes wich zurück. Neben Omas Fingern brodelten kleine Rostflecken
    auf dem schwarzen Eisen.
»Ich muß los! Behalte sie im Auge!«
»Aber was ist, wenn…«
Oma warf den Kopf zurück und kniff die Augen ganz fest zusammen. »Du sollst gehen!« heulte sie.
Agnes erbleichte.
»Du hast sie gehört!« rief sie und eilte in den Regen hinaus.
    Omas Kopf sank nach vorn und berührte erneut das Eisen. Rote Funken tanzten dort, wo ihre Finger das Metall berührten.
»Herr Priester«, sagte Oma Wetterwachs heiser. »Hier gibt es irgendwo eine Axt. Hol sie!«
Himmelwärts sah sich verzweifelt um und entdeckte tatsächlich eine kleine Axt neben einem Schleifstein.
»Äh… ich habe eine gefunden«, sagte er.
Omas Kopf zuckte zurück. »Schärfe sie!« brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Himmelwärts betrachtete den Schleifstein und befeuchtete sich nervös die Lippen.
»Du sollst sie schärfen, und zwar auf der Stelle!«
    Er zog die Jacke aus, rollte die Ärmel hoch, nahm die Axt und setzte den Fuß aufs Pedal des Schleifsteins.
Funken stoben von der Klinge, als sich der Stein drehte.
»Such ein ausreichend großes Stück Holz und spitze es zu. Und besorg dir einen… Hammer…«
    Das mit dem Hammer war nicht weiter schwer, denn direkt neben dem Schleifrad stand ein Gerüst mit Werkzeug. Nach rascher Suche im Durcheinander an der Wand fand Himmelwärts einen alten Zaunpfahl.
    »Wenn du von mir erwartest, was ich glaube…«
»Etwas… wird bald… aufstehen«, keuchte Oma Wetterwachs. »Du solltest… dir ganz sicher sein… was es ist…«
»Aber du kannst doch nicht von mir verlangen, daß ich dir den Kopf abschlage…«
    »Ich bitte dich nicht um etwas, sondern gebe dir einen Befehl, Priester! Was glaubst du denn? Was glaubst du, worum es… wirklich geht? Darum, Lieder zu singen? Früher oder später… läuft es auf… Blut hinaus…«
    Ihr Kopf neigte sich auf dem Amboß von einer Seite zur anderen.
    Himmelwärts blickte auf ihre Hände. Der größte Teil des alten Eisens blieb schwarz, aber in unmittelbarer Nähe der Finger begann das Metall zu glühen, und der Rost brutzelte. Ganz vorsichtig berührte er den Amboß, zog die Hand aber sofort wieder zurück und befeuchtete sich die halb verbrannten Fingerspitzen.
    »Es geht Frau Wetterwachs nicht besonders gut, oder?« fragte Festgreifaah und trat ein.
»Ja, das könnte man sagen.«
    »Meine Güte. Möchtest du Tee?«
»Was?«
    »Es ist eine scheußliche Nacht. Wenn wir uns nicht hinlegen, setze ich Teewasser auf.«
»Ist dir klar, daß Oma Wetterwachs als blutgierige Vampirin aufstehen könnte?«
    »Oh.« Einige Sekunden lang beobachtete der Falkner die reglose Gestalt und den dampfenden Amboß. »Dann könnte es sicher nicht schaden, vorher eine Tasse Tee zu trinken.«
    » Verstehst du, was hier vor sich geht?«
Festgreifaah betrachtete die Szene noch einmal. »Nein«, antwortete er. »In dem Fall…«
»Es ist nicht meine Aufgabe, solche Dinge zu verstehen«, sagte der
    Falkner. »Dazu bin ich nicht ausgebildet. Man braucht sicher eine lange Ausbildung, um so was zu verstehen, deshalb überlasse ich das euch. Und ihr? Versteht ihr, wie man einen Vogel abrichtet, damit er Beute schlägt und anschließend zurückkehrt?«
    »Davon habe ich keine Ahnung…«
»Na bitte. Dann ist ja alles klar. Also eine Tasse Tee, in Ordnung?« Himmelwärts gab auf. »Ja, gut. Danke.«
Festgreifaah eilte fort.
Der Priester setzte sich. Wenn er ganz ehrlich sein sollte, wußte er
    nicht genau, ob er verstand, was vor sich ging. Die alte Frau hatte innerlich gebrannt und sehr gelitten. Jetzt wurde das Eisen heiß, als nähme der Amboß Hitze und Schmerz in sich auf. Konnte sich jemand auf diese Weise von Pein befreien? Nun, die Propheten waren dazu natürlich imstande – weil Om ihnen die Fähigkeit verliehen hatte. Doch diese alte Frau glaubte offenbar an gar nichts.
    Sie regte sich jetzt nicht mehr.
Die anderen hatten so über sie gesprochen, als sei sie eine mächtige
    Magierin, doch die

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