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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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angehoben wurde. Hunderte von kleinen Händen reichten ihn weiter, und er glitt durchs Fenster nach draußen in die Leere.
    Eine vertikale Wand erstreckte sich dort, und Verence dachte benommen daran, daß er eigentlich nicht langsam an ihr entlang in die Tiefe schweben sollte, wobei diverse Stimmen »Und hier! Und da! Zack, zack! Hau ruck!« riefen. Winzige Hände hielten ihn am Kragen fest, am Nachthemd und an den Socken.
    »Nicht übel«, murmelte er, als er den Boden erreichte und in einer Höhe von etwa fünfzehn Zentimetern durch die Nacht getragen wurde.
Ein Licht glühte im Regen. Agnes klopfte an die Tür, und nasses Holz wich dem etwas besseren Anblick von Festgreifaah.
    »Wir müssen eintreten!« beharrte Agnes sofort.
»Ja, Fräulein.«
Der Falkner wich gehorsam zurück, als Hexe und Priester Oma Wetterwachs ins kleine Zimmer trugen.
    »Ist sie verletzt worden, Fräulein?«
»Du weißt doch, daß sich Vampire im Schloß aufhalten, oder?« erkundigte sich Agnes.
    »Ja, Fräulein?« erwiderte Festgreifaah. Sein Tonfall drückte folgendes aus: Man hatte ihm gerade eine Tatsache mitgeteilt, und er wartete nun darauf zu erfahren, ob diese gut oder schlecht war.
    »Sie haben Oma Wetterwachs gebissen. Wir müssen sie irgendwo hinlegen.«
»Da drüben steht mein Bett, Fräulein.«
    Es war klein und schmal, bestimmt für jemanden, der müde genug war, um sofort einzuschlafen.
»Vielleicht blutet sie aufs Laken«, gab Agnes zu bedenken.
    »Oh, das passiert mir ständig«, sagte Festgreifaah fröhlich. »Außerdem blute ich auch auf den Boden. Wenn es dir was nützt: Ich habe jede Menge Verbandszeug und Salbe.«
    »Nun, schaden kann’s nicht«, sagte Agnes. »Äh… Festgreifaah, du weißt doch, daß Vampire das Blut anderer Leute trinken?«
»Ja, Fräulein? In meinem Fall müssen sie sich hinter den Vögeln anstellen.«
    »Bist du gar nicht besorgt?«
»Von Frau Ogg habe ich einen ganzen Kübel Salbe bekommen.« Und damit hatte es sich offenbar. Solange niemand seine Vögel anrührte, scherte sich Festgreifaah nicht darum, wer im Schloß die Anweisungen erteilte. Über Hunderte von Jahren hatten sich Falkner immer mit den eigentlich wichtigen Dingen wie der Falknerei beschäftigt, was viel Zeit erforderte, während sie das Regieren Amateuren überließen.
    »Sie ist völlig durchnäßt«, sagte Himmelwärts. »Wir sollten sie in eine
    Decke hüllen oder so.«
»Und wir brauchen Stricke«, fügte Agnes hinzu.
»Stricke?«
»Früher oder später erwacht sie.«
»Du meinst… wir sollten sie fesseln?«
»Was geschieht, wenn ein Vampir jemanden in einen Vampir verwandeln möchte?«
    Himmelwärts schloß die Hände schutzsuchend um sein Schildkrötenmedaillon, als er sich an die Einzelheiten zu erinnern versuchte. »Ich… ich glaube, sie hinterlassen etwas im Blut«, sagte er. »Ich glaube, wenn sie jemanden in einen Vampir verwandeln wollen, bleibt dem Betreffenden nichts anderes übrig, als zu einem Vampir zu werden. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wenn das Etwas im Blut ist, kann man sich nicht mehr widersetzen. Es bleibt einem keine Wahl. Ich glaube, einer solchen Macht kann man nicht widerstehen.«
    »Oma Wetterwachs ist gut darin, Widerstand zu leisten«, sagte Agnes. »So gut?« erwiderte Festgreifaah.
Ein Überwaldianer schlurfte durch den Flur. Er blieb stehen, als er ein Geräusch hörte und sah sich argwöhnisch um.
    Da er nichts Verdächtiges bemerkte, setzte er sich wieder in Bewegung und ging weiter.
Nanny Ogg trat aus den Schatten und bedeutete Magrat, ihr zu folgen. »Entschuldige, Nanny. Es ist schwer, ein Baby ruhig zu halten…« »Pscht! In der Küche scheint noch immer reger Betrieb zu herrschen.
    Was lassen sich Vampire um diese Zeit zubereiten?«
    »Es ist für die Leute, die sie mitgebracht haben«, erwiderte Magrat leise. »Sie haben neue Möbel ins Schloß getragen und müssen ernährt werden, nehme ich an.«
    »Du meinst wohl gefüttert, wie Vieh«, sagte Nanny. »Wir sollten einfach frech wie Oskar reingehen. Die Burschen scheinen nicht gerade übermäßig intelligent zu sein. Alles klar?« Geistesabwesend nahm sie einen Schluck aus der Flasche, die sie mit sich führte. »Folge mir einfach.«
    »Was ist mit Verence? Ich kann ihn doch nicht sich selbst überlassen. Er ist mein Mann!«
    »Wenn du hierbleibst – könntest du dann verhindern, daß etwas mit ihm geschieht?« fragte Nanny. »Kümmere dich um die Sicherheit des Babys, darauf kommt es an. Darauf kommt es immer an. Wie dem

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