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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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da-
    von…
    »Sie ist fort«, flüsterte Nanny. »Sie hat ihr Selbst an einen anderen Ort
    geschickt…«
    »Wohin?« raunte Magrat. »Wohin?«
    »Denk nicht daran!« warnte Nanny.
    Magrats Miene erstarrte.
    »O nein… «, begann sie.
    »Denk nicht daran!« brachte Nanny eindringlich hervor. »Denk nicht
    daran! Rosarote Elefanten! Rosarote Elefanten!«
    »Sie würde doch nicht…«
    »Lalalala! Eh-ieh-eh-la!« rief Nanny und zog Magrat zur Küchentür.
    »Komm, laß uns gehen! Agnes, jetzt liegt’s bei euch beiden!«
    Hinter ihnen fiel die Tür zu, und Agnes hörte, wie die Riegel vorge-
    schoben wurden. Es war eine dicke Tür mit sehr stabilen Riegeln. Die
    Erbauer des Schlosses hatten nichts von Brettern gehalten, die nicht
    mindestens siebeneinhalb Zentimeter dick waren, und in ihrer Vorstel-
    lungswelt war kein Platz für Verriegelungssysteme, die keinem Ramm-
    bock standhalten konnten.
    Ein Beobachter hätte das Verhalten von Nanny und Magrat vielleicht
    als egoistisch beurteilt, doch eigentlich lief es auf folgendes hinaus: Aus
    drei Hexen in Gefahr wurde eine Hexe in Gefahr. Drei Hexen hätten
    zuviel Zeit damit vergeudet, sich über die anderen Sorgen zu machen
    und darüber zu diskutieren, was es zu tun galt. Eine Hexe war ihr eigener
    Herr.
    Agnes wußte das natürlich. Trotzdem erschien ihr das Gebaren von
    Nanny und Magrat selbstsüchtig.
    Der Graf trat Oma entgegen. Aus den Augenwinkeln sah Agnes, daß
    sich ihr Vlad und seine Schwester näherten. Sie hatte eine massive Tür
    im Rücken. Perdita konnte ihr keine Ideen anbieten.
    Sie schrie.
    Das war ein Talent. Ein zweites Selbst im Kopf herumzutragen war
    kein Talent, sondern eine Art Fluch. Doch Agnes’ Stimmumfang konnte
    ganz oben auf der Tonleiter Ohrenschmalz verdampfen.
    Sie begann mit hohen Tönen und sah schon kurze Zeit später, daß sie
    die richtige Entscheidung getroffen hatte. Nachdem Fledermäuse und
    Holzwürmer aus den Dachsparren gefal en waren und im Ort die Hunde
    gebel t hatten, preßte sich Vlad die Hände auf die Ohren.
    Agnes schnappte nach Luft.
    »Ein weiterer Schritt, und ich schreie noch lauter!« rief sie.
    Der Graf hob Oma Wetterwachs hoch, als wäre sie eine Puppe.
    »Dazu bist du bestimmt fähig«, sagte er. »Aber früher oder später ge-
    rätst du außer Atem. Vlad, sie ist dir gefolgt, du kannst sie haben. Aber
    du bist für sie verantwortlich. Du mußt sie füttern und ihren Käfig säu-
    bern.«
    Der jüngere Vampir näherte sich vorsichtig.
    »Du bist wirklich nicht vernünftig«, zischte er.
    »Gut!«
    Und dann war er neben ihr. Aber im Gegensatz zu Agnes hatte Perdita
    damit gerechnet, und als Vlad eintraf, stieß der El enbogen bereits zu
    und fuhr in seinen Bauch, bevor er ausweichen konnte.
    Sie trat vor, als er sich zusammenkrümmte, und stel te dabei fest: Die
    Unfähigkeit zu lernen schien zu den Eigenschaften zu gehören, die ein
    Vampir nur schwer abstreifen konnte.
    Der Graf legte Oma Wetterwachs auf den Tisch. »Igor!« rief er. »Wo
    bist du, du dämlicher…«
    »Ja, Herr?«
    Der Graf wirbelte um die eigene Achse. »Mußt du immer so hinter mir erscheinen?«
    »Der alte Graf erwartete ef von mir, Herr. Ef ift eine profeffionelle Fa-
    che.«
    »Hör auf damit.«
    »Ja, Herr.«
    »Und das gilt auch für deine Ausdrucksweise. Geh und läute zum Es-
    sen.«
    »Ja, Herr.«
    »Und ich habe dir schon tausendmal gesagt, daß du nicht hinken
    sollst!« rief der Graf, als Igor durch den Saal humpelte. »Es sieht alles
    andere als lustig aus!«
    Igor ging an Agnes vorbei und lispelte vor sich hin.
    Vlad schloß zu Agnes auf, als sie zum Tisch ging, und ein Teil von ihr
    reagierte mit Erleichterung darauf – weil sie gar nicht wußte, was sie ma-
    chen sol te, wenn sie den Tisch erreichte.
    »Du mußt gehen«, schnaufte er. »Ich würde natürlich nicht zulassen,
    daß er dir ein Leid zufügt, aber mein Vater kann sehr… unwirsch sein.«
    »Ich gehe nicht ohne Oma.«
    Hinter Agnes’ Stirn erklang eine leise Stimme: Laß mich… zurück…
    Die Worte stammen nicht von mir, sagte Perdita. Ich glaube, sie hat zu dir gesprochen.
    Agnes sah zu der auf dem Bauch liegenden Gestalt. Im bewußtlosen
    Zustand wirkte Oma Wetterwachs viel kleiner.
    »Möchtest du zum Essen bleiben?« fragte der Graf.
    »Du hast vor, ihr… Nach all dem Gerede willst du ihr… Blut trinken?«
    »Wir sind Vampire, Fräulein Nitt. Und Vampire trinken Blut. Nennen
    wir es ein kleines… Sakrament.«
    »Wie könnt ihr nur! Sie ist eine

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