Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
alte Frau!« Der Graf drehte sich ruckar-
    tig um und stand plötzlich ganz dicht vor Agnes.
    »Glaub mir, die Vorstellung eines jüngeren Aperitifs ist sehr reizvoll«,
    sagte er. »Aber Vlad würde schmol en. Wie dem auch sei: Mit wachsen-
    dem Alter gewinnt Blut ein… besonderes Aroma, so wie Wein. Frau
    Wetterwachs wird nicht sterben. Nicht in dem Sinn. In ihrem Stadium
    des Lebens sol te man ein wenig Unsterblichkeit begrüßen.«
    »Aber sie verabscheut Vampire!«
    »Das könnte zu einem Problem werden, wenn sie zu sich kommt, denn
    dann wird sie selbst einer sein, und ein ziemlich unterwürfiger noch da-
    zu. Meine Güte…« Der Graf bückte sich und zog Hilbert Himmelwärts
    an einem Arm unterm Tisch hervor. »Was für eine blutleere Vorstel ung.
    Ich erinnere mich an Omnianer, die vol er Gewißheit und Feuer steck-
    ten, von mutigen und unversöhnlichen Männern angeführt wurden, die
    gleichzeitig geradezu unglaublich irre waren. Angesichts einer so seichten
    und verwässerten Angelegenheit würden sie verzweifeln. Bitte nimm ihn
    mit.«
    »Sehen wir uns morgen wieder?« fragte Vlad und bewies Agnes, daß
    Männer al er Spezies über ein Dummheitsgen verfügen.
    »Es wird dir nicht gelingen, Oma in einen Vampir zu verwandeln!« er-
    widerte Agnes und schenkte Vlad keine Beachtung.
    »Sie kann sich nicht dagegen wehren«, sagte der Graf. »Sie hat es im
    Blut, wenn wir wollen.«
    »Sie wird Widerstand leisten.«
    »Es dürfte interessant sein, das zu beobachten.«
    Der Graf ließ Himmelwärts wieder zu Boden sinken.
    »Geh jetzt, Fräulein Nitt. Nimm den armseligen Priester mit. Mor-
    gen… Nun, morgen könnt ihr eure alte Hexe zurück haben. Aber sie
    wird uns gehören. Es gibt eine Hierarchie. Das ist allgemein bekannt –
    zumindest bei den Leuten, die al es über Vampire wissen.«
    Hinter ihm übergab sich Himmelwärts.
    Agnes dachte an die hohläugigen Menschen, die jetzt im Schloß arbei-
    teten. Niemand hatte so etwas verdient.
    Sie ergriff den Priester an seiner Jacke und hielt ihn wie einen Sack.
    » Auf Wiedersehen, Fräulein Nitt«, sagte der Graf.
    Sie zerrte den erschlafften Pfaffen zum Tor. Draußen regnete es inzwi-
    schen in Strömen – wie graue, stählerne Geschosse kamen die Tropfen
    aus dem Himmel herab. Agnes hielt sich in unmittelbarer Nähe der
    Wand, die zumindest ein wenig Schutz gewährte, und zog Himmelwärts
    unter dem Schwal hoch, der aus dem Mund eines Wasserspeiers spritzte.
    Er schauderte. »Ach, die arme Frau«, stöhnte er und sank nach vorn.
    Ein dicker Regentropfen traf seinen Kopf und zerplatzte in Dutzende
    von wäßrigen Splittern.
    »Ja«, bestätigte Agnes. Die beiden anderen Hexen waren geflohen, weil
    ihnen ein ganz bestimmter Gedanke durch den Kopf ging – ein Gedan-
    ke, den Perdita teilte. Sie al e hatten es gespürt, als Oma Wetterwachs ihr
    Selbst fortschickte, und… Das Baby hieß sogar Esme. Andererseits… Sie konnte sich Omas Stimme in ihrem eigenen Kopf nicht eingebildet haben, was bedeutete, daß sie irgendwo in der Nähe weilte…
    »Ich habe es ganz schön verpfuscht, nicht wahr?« fragte Himmelwärts.
    »Ja«, erwiderte Agnes geistesabwesend. Das Selbst in das Baby zu über-
    tragen… erschien irgendwie richtig. Es hatte etwas Folkloristisches und Romantisches, und deshalb neigten Nanny und Magrat dazu, daran zu
    glauben. Aus dem gleichen Grund würde sich Oma Wetterwachs gegen
    diese Möglichkeit entscheiden. Es steckte keine Romantik in Omas Seele,
    wußte Agnes. Aber sie verstand es gut, die romantischen Aspekte ande-
    rer Personen zu manipulieren.
    Wo befand sie sich jetzt? Etwas war geschehen. Oma hatte die Essenz ihres Seins an einem sicheren Ort untergebracht, und ungeachtet ihrer
    Behauptungen dem Grafen gegenüber konnte dieser Ort nicht weit ent-
    fernt sein. Nur etwas Lebendiges kam in Frage, und wenn es ein Mensch
    war, wußte er sicher nichts von der fremden Präsenz…
    »Wenn ich doch nur den richtigen Exorzismus angewandt hätte«,
    murmelte Himmelwärts.
    »Deine Bemühungen wären in jedem Fal vergeblich geblieben«, sagte
    Agnes scharf. »Ich wußte nicht einmal, daß es religiöse Vampire gibt.«
    »Eine solche Chance bekommt ein Priester vermutlich nur einmal in
    seinem Leben…«
    »Du warst einfach die falsche Person«, erwiderte Agnes. »Wenn sich
    die hiesigen Vampire mit einer Broschüre verscheuchen ließen, wärst du
    genau der richtige Mann.«
    Sie blickte auf Hilbert Himmelwärts hinab. Perdita musterte ihn

Weitere Kostenlose Bücher