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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erwacht sie.«
    »Du meinst… wir sollten sie fesseln?«
    »Was geschieht, wenn ein Vampir jemanden in einen Vampir verwan-
    deln möchte?«
    Himmelwärts schloß die Hände schutzsuchend um sein Schildkröten-
    medail on, als er sich an die Einzelheiten zu erinnern versuchte. »Ich…
    ich glaube, sie hinterlassen etwas im Blut«, sagte er. »Ich glaube, wenn sie jemanden in einen Vampir verwandeln wol en, bleibt dem Betreffenden
    nichts anderes übrig, als zu einem Vampir zu werden. Eine andere Mög-
    lichkeit gibt es nicht. Wenn das Etwas im Blut ist, kann man sich nicht
    mehr widersetzen. Es bleibt einem keine Wahl. Ich glaube, einer solchen
    Macht kann man nicht widerstehen.«
    »Oma Wetterwachs ist gut darin, Widerstand zu leisten«, sagte Agnes.
    »So gut?« erwiderte Festgreifaah.

    Ein Überwaldianer schlurfte durch den Flur. Er blieb stehen, als er ein
    Geräusch hörte und sah sich argwöhnisch um.
    Da er nichts Verdächtiges bemerkte, setzte er sich wieder in Bewegung
    und ging weiter.
    Nanny Ogg trat aus den Schatten und bedeutete Magrat, ihr zu folgen.
    »Entschuldige, Nanny. Es ist schwer, ein Baby ruhig zu halten…«
    »Pscht! In der Küche scheint noch immer reger Betrieb zu herrschen.
    Was lassen sich Vampire um diese Zeit zubereiten?«
    »Es ist für die Leute, die sie mitgebracht haben«, erwiderte Magrat leise.
    »Sie haben neue Möbel ins Schloß getragen und müssen ernährt werden,
    nehme ich an.«
    »Du meinst wohl gefüttert, wie Vieh«, sagte Nanny. »Wir sollten ein-
    fach frech wie Oskar reingehen. Die Burschen scheinen nicht gerade
    übermäßig intelligent zu sein. Alles klar?« Geistesabwesend nahm sie
    einen Schluck aus der Flasche, die sie mit sich führte. »Folge mir ein-
    fach.«
    »Was ist mit Verence? Ich kann ihn doch nicht sich selbst überlassen.
    Er ist mein Mann!«
    »Wenn du hierbleibst – könntest du dann verhindern, daß etwas mit
    ihm geschieht?« fragte Nanny. »Kümmere dich um die Sicherheit des
    Babys, darauf kommt es an. Darauf kommt es immer an. Wie dem auch
    sei: Er ist geschützt. Dafür habe ich gesorgt.«
    »Mit Magie?«
    »Mit etwas Besserem. Folge mir jetzt und sei hochnäsig. Das hast du
    bestimmt gelernt, als Königin. Die anderen sol en nicht einmal denken,
    daß du kein Recht hättest, dort zu sein, wo du bist.«
    Nanny betrat die Küche. Mehrere schäbig gekleidete Personen sahen
    sie aus trüben Augen an, wie Hunde, die nach einer Peitsche Ausschau
    hielten. Auf dem großen Herd standen nicht etwa Frau Scorbics auf
    Hochglanz gescheuerte Töpfe, sondern ein großer, geschwärzter Kessel,
    der eine graue Masse enthielt. Nanny hätte nicht einmal für tausend
    Ankh-Morpork-Dollar darin gerührt.
    »Wir kommen hier einfach nur durch«, sagte Nanny scharf. »Macht
    weiter, womit auch immer ihr beschäftigt seid.«
    Köpfe drehten sich und beobachteten die beiden Hexen. Im rückwär-
    tigen Bereich der Küche löste sich eine Gestalt aus dem alten Lehnstuhl,
    in dem Frau Scorbic gelegentlich Hof hielt.
    »Oh, Mist, das ist einer der anderen Vampire«, stellte Nanny fest. »Und
    er versperrt uns den Weg zur Tür…«
    »Meine Damen!« Die Gestalt verneigte sich. »Kann ich irgendwie be-
    hilflich sein?«
    »Wir gehen«, verkündete Magrat hochmütig.
    »Das bezweifle ich«, erwiderte der Vampir.
    »Tschuldigung, junger Mann«, sagte Nanny mit der sanften Stimme des
    alten Muttchens. »Woher kommst du?«
    »Aus Überwald.«
    Nanny nickte und sah auf einen Zettel, den sie hervorgeholt hatte.
    »Schön. Und aus welchem Teil von Überwald?«
    »Klotz.«
    »Tatsächlich? Wie nett. Tschuldigung.« Sie drehte sich um, und ein
    Gummiband pitschte. Dann wandte sich Nanny erneut dem Vampir zu
    und lächelte besonders freundlich.
    »Weißt du, ich interessiere mich für fremde Leute«, meinte sie. »Klotz,
    wie? Wie heißt doch noch der dortige Fluß? Der Ähm? Der Uhm?«
    »Der Ah«, teilte ihr der Vampir mit.
    Nannys Hand schoß nach vorn und schob dem Vampir etwas Gelbes
    zwischen die Zähne. Er packte sie, doch als die alte Hexe nach vorn ge-
    zogen wurde, schlug sie ihm auf den Kopf.
    Der junge Mann sank auf die Knie, tastete nach seinem Mund und ver-
    suchte, durch die Zitrone zu schreien, in die er gerade hineingebissen
    hatte.
    »Scheint ein seltsamer Aberglaube zu sein, aber er funktioniert«, sagte
    Nanny, als sich Schaum auf den Lippen des Vampirs bildete.
    »Man muß seinen Kopf abschneiden«, warf Magrat ein.
    »Wirklich? Da drüben habe ich irgendwo

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