Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
hier«, entgegnete
    Igor und zog einen Gurt straff. »Weil ich die Nafe vol habe. Der Graf
    und die anderen fol ten fich nicht auf diefe Weife verhalten. Fie find eine
    echte Schande!«
    Nanny wischte sich das Gesicht ab. »Ich weiß Leute zu schätzen, die
    ganz offen sprechen«, sagte sie. »Und die bereit sind, mit einem Hand-
    tuch – habe ich Handtuch gesagt? – mit Rat und Tat zu helfen.«
    »Willst du ihm etwa vertrauen ?« fragte Magrat.
    »Ich kann andere Personen gut beurteilen«, sagte Nanny. »Und ich
    weiß: Einem Mann mit Nähten, die um den ganzen Kopf herumführen,
    kann man immer vertrauen.«

    »Ruck, zuck, ruck, zuck, ruck, zuck!«
    »Hier geht’s richtig rund!«
    »Ab durch die Mitte!«
    Ein Fuchs spähte vorsichtig hinter einem Baum hervor.
    Ein Mann war liegend ziemlich schnel durch den verregneten Wald
    unterwegs. Er trug eine Schlafmütze, deren Bommel über den Boden
    tanzte.
    Als der Fuchs begriff, was vor sich ging, war es bereits zu spät. Eine
    kleine blaue Gestalt sprang unter dem vorbeisausenden Mann hervor,
    landete auf seiner Schnauze und rammte ihm den Kopf zwischen die
    Augen.
    »Na, da bist du platt, was?«
    Der Kobold vom Stamm der Wir-sind-die-Größten sprang von der
    Schnauze des zusammenbrechenden Fuchses herunter, griff mit einer
    Hand nach dem Schwanz und lief den anderen hinterher. Eine Faust
    schlug triumphierende Löcher in die Luft.
    »Hurra! Jetzt ist fürs Essen gesorgt!«

    Sie hatten das Bett in die Mitte des Zimmers gezogen. Agnes und Him-
    melwärts saßen auf beiden Seiten davon und hörten, wie Festgreifaah die
    Vögel fütterte. Blechbüchsen rasselten, und gelegentlich erklang ein ge-
    dämpfter Schrei, wenn der Falkner versuchte, einen Vogel von seiner
    Nase zu lösen.
    »Wie bitte?« fragte Agnes.
    »Verzeihung?«
    »Ich dachte, du hättest etwas geflüstert«, sagte Agnes.
    »Äh… ja, ein kurzes Gebet«, gestand Hilbert Himmelwärts.
    »Wird es uns helfen?« erkundigte sich Agnes.
    »Äh… es hilft mir. Der Prophet Brutha sagte, daß Om jenen hilft, die
    sich gegenseitig helfen.«
    »Und stimmt das?«
    »Um ganz ehrlich zu sein: Es gibt verschiedene Meinungen darüber,
    was die Worte bedeuten.«
    »Wie viele?«
    »Etwa hundertsechzig seit dem Streit von zehn Uhr dreißig am drei-
    undzwanzigsten Februar. Bei der Gelegenheit spalteten sich die Wieder-
    vereinigten Freien Chelonianer (Mittwärtige Konvokation) von den Wie-
    dervereinigten Freien Chelonianern (Randwärtige Konvokation) ab. Es
    war eine sehr ernste Angelegenheit.«
    »Haben sie Blut vergossen?« fragte Agnes. Eigentlich war sie gar nicht
    interessiert, aber es lenkte sie von der Frage ab, was praktisch jeden Au-
    genblick erwachen konnte.
    »Nein, doch es kam zu Faustkämpfen, und ein Diakon wurde mit Tinte
    bespritzt.«
    »Eine ziemlich üble Sache.«
    »Außerdem zog man an diversen Bärten.«
    »Meine Güte.« Sektenfanatiker, kommentierte Perdita.
    »Du machst dich über mich lustig«, sagte Himmelwärts ernst.
    »Nun, es klingt ein wenig… trivial. Streitet ihr immer?«
    »Der Prophet Brutha sagte: ›Laßt zehntausend Stimmen erklingen‹«,
    erwiderte der Priester. »Manchmal glaube ich, er wol te damit folgendes
    mitteilen: ›Ihr zankt besser untereinander, als Ungläubige zu verbrennen
    und zu enthaupten.‹ Es ist alles sehr kompliziert.« Er seufzte. »Es gibt
    hundert Wege zu Om. Leider glaube ich ab und zu, daß jemand eine
    Harke auf vielen Pfaden zurückgelassen hat. Der Vampir hat recht. Wir
    haben unser Feuer verloren…«
    »Das Feuer, in dem früher Leute verbrannten.«
    »Ich weiß… ich weiß…«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Agnes eine Bewegung.
    Dampf kam unter der Decke hervor, die sie über Oma Wetterwachs
    gelegt hatten.
    Als Agnes genauer hinsah, zuckten Omas Lider nach oben, und ihre
    Augen glitten von einer Seite zur anderen.
    Ihre Lippen zitterten kurz.
    »Wie geht es dir, Frau Wetterwachs?« fragte Hilbert Himmelwärts in
    munterem Tonfal .
    »Was ist das für eine Frage?« raunte Agnes. »Sie wurde von einem
    Vampir gebissen!«
    »Eine solche Frage ist immer noch besser als ›Was bist du?‹« flüsterte
    Himmelwärts.
    Omas Hand bewegte sich. Ihre Lippen zitterten erneut. Der Leib
    stemmte sich den Stricken entgegen und sank dann auf die Matratze zu-
    rück.
    Agnes berührte Omas Stirn und zog die Hand sofort wieder zurück.
    »Sie verbrennt regelrecht! Festgreifaah! Bring Wasser!«
    »Bin schon unterwegs, Fräulein!«
    »O nein…«, hauchte

Weitere Kostenlose Bücher