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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Himmelwärts. Er deutete auf die Stricke, die wie
    Schlangen hin und her krochen, als sich die Knoten wie von Geisterhand
    berührt lösten.
    Mit einer Mischung aus Rol en und Fal en verließ Oma Wetterwachs
    das Bett und landete auf Händen und Knien. Agnes wol te ihr aufhelfen
    und kollidierte mit einem Ellenbogen, der sie auf die andere Seite des
    Zimmers schickte.
    Oma zog die Tür auf und kroch nach draußen in den Regen. Als die
    Tropfen sie trafen, verharrte sie kurz und schnaufte. Agnes glaubte, ein
    Zischen zu hören.
    Die Hände der alten Hexe rutschten zur Seite. Sie sank in den
    Schlamm und versuchte, sich wieder in die Höhe zu stemmen.
    Blaugrünes Licht fiel durch die offene Tür des Vogelhorts. Agnes sah
    zurück. Festgreifaah beobachtete ein Marmeladenglas, in dem ein Punkt
    aus weißem Licht von einer hel blauen Flamme umgeben war, die ein
    ganzes Stück aus dem Glas herauswuchs und dabei flackerte und pulsier-
    te.
    »Was ist das ?«
    »Meine Phönixfeder, Fräulein! Sie brennt heller als jemals zuvor!«
    Draußen war es Himmelwärts gelungen, Oma auf die Beine zu brin-
    gen. Er schob eine Schulter unter ihren Arm.
    »Sie hat etwas gesagt«, brachte er hervor. »›Ich bin‹, glaube ich…«
    »Sie könnte eine Vampir sein!«
    »Gerade hat sie’s wiederholt. Hast du es nicht gehört?«
    Agnes näherte sich, und plötzlich fühlte sie Omas Hand am Oberarm.
    Von den Fingern ging eine Hitze aus, die Agnes selbst durch den nassen
    Stoff ihres Kleids spürte, und ein Wort verlor sich fast im Prasseln des
    Regens.
    »Eisen?« fragte Himmelwärts. »Hat sie ›Eisen‹ gesagt?«
    »Die Schloßschmiede ist direkt nebenan«, meinte Agnes. »Bringen wir
    sie dorthin.«
    Die Schmiede war dunkel und kalt – in ihr wurde nur dann ein Feuer
    entzündet, wenn Arbeit erledigt werden mußte. Sie führten Oma hinein,
    und dort sank sie auf die Steinplatten.
    »Aber Eisen nützt doch nichts gegen Vampire, oder?« fragte Agnes.
    »Ich habe nie gehört, daß man Eisen verwendet…«
    Oma gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen Schnauben
    und Knurren angesiedelt war. Auf al en vieren kroch sie über den Boden
    und hinterließ dabei eine Schlammspur, bis sie den Amboß erreichte.
    Eigentlich war es nur ein großer Haufen Eisen, für einen nicht beson-
    ders geschickten Schmied bestimmt, um das Schloß mit benötigten Me-
    tal teilen zu versorgen. Oma griff mit beiden Händen danach und preßte
    die Stirn dagegen.
    »Oma, was…«, begann Agnes.
    »Geh dorthin, wo die anderen… sind«, krächzte Oma Wetterwachs.
    »Es müssen… drei Hexen sein. Wenn dies schiefgeht… bekommt ihr es
    mit… etwas Schrecklichem zu tun…«
    »Woraus besteht das Schreckliche?«
    »Aus mir. Geht jetzt, sofort .«
    Agnes wich zurück. Neben Omas Fingern brodelten kleine Rostflecken
    auf dem schwarzen Eisen.
    »Ich muß los! Behalte sie im Auge!«
    »Aber was ist, wenn…«
    Oma warf den Kopf zurück und kniff die Augen ganz fest zusammen.
    »Du sollst gehen!« heulte sie.
    Agnes erbleichte.
    »Du hast sie gehört!« rief sie und eilte in den Regen hinaus.
    Omas Kopf sank nach vorn und berührte erneut das Eisen. Rote Fun-
    ken tanzten dort, wo ihre Finger das Metal berührten.
    »Herr Priester«, sagte Oma Wetterwachs heiser. »Hier gibt es irgendwo
    eine Axt. Hol sie!«
    Himmelwärts sah sich verzweifelt um und entdeckte tatsächlich eine
    kleine Axt neben einem Schleifstein.
    »Äh… ich habe eine gefunden«, sagte er.
    Omas Kopf zuckte zurück. »Schärfe sie!« brachte sie zwischen zusam-
    mengebissenen Zähnen hervor.
    Himmelwärts betrachtete den Schleifstein und befeuchtete sich nervös
    die Lippen.
    »Du sollst sie schärfen, und zwar auf der Stelle!«
    Er zog die Jacke aus, rol te die Ärmel hoch, nahm die Axt und setzte
    den Fuß aufs Pedal des Schleifsteins.
    Funken stoben von der Klinge, als sich der Stein drehte.
    »Such ein ausreichend großes Stück Holz und spitze es zu. Und besorg
    dir einen… Hammer…«
    Das mit dem Hammer war nicht weiter schwer, denn direkt neben dem
    Schleifrad stand ein Gerüst mit Werkzeug. Nach rascher Suche im
    Durcheinander an der Wand fand Himmelwärts einen alten Zaunpfahl.
    »Wenn du von mir erwartest, was ich glaube…«
    »Etwas… wird bald… aufstehen«, keuchte Oma Wetterwachs. »Du
    solltest… dir ganz sicher sein… was es ist…«
    »Aber du kannst doch nicht von mir verlangen, daß ich dir den Kopf
    abschlage…«
    »Ich bitte dich nicht um etwas, sondern gebe dir

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