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Ruht das Licht

Ruht das Licht

Titel: Ruht das Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Wolken abhob. An dem verhangenen Himmel war es unmöglich abzulesen, ob es der Anfang oder das Ende des Tages war.
    »Ja«, erwiderte er. Er war noch immer furchtbar schlecht im Lügen.
    »Schön«, sagte ich. Ich war noch immer ziemlich gut darin.
    Und das Ding in meinen Muskeln reckte sich und stöhnte, tat mir weh.
    Sam lud mich auf einen Kaffee ein, den ich nicht trank, und als wir im Kenny’s saßen, klingelte sein Telefon. Sam drehte das Handy so, dass ich Rachels Nummer sehen konnte.
    Er lehnte sich zurück und gab mir das Handy. Dann schlang er einen Arm um meinen Nacken, was ziemlich unbequem war, weil ich mich kaum mehr bewegen konnte, dafür aber auch ziemlich süß. Ich schmiegte meine Wange an seinen Arm und klappte das Telefon auf.
    »Hallo?«
    »Oh mein Gott, Grace, bist du total verrückt geworden?«
    Mir drehte sich der Magen um. »Du hast also mit meinen Eltern geredet.«
    »Sie haben bei mir zu Hause angerufen. Und bei unserem Fräulein Eiskönigin vermutlich auch. Sie wollten wissen, ob du bei mir bist, weil du ganz offensichtlich die letzte Nacht nicht in deinem Bett verbracht hast, und dein Handy hast du auch nicht dabei und jetzt machen sie sich irgendwie ein klitzekleines bisschen Sorgen und der armen Rachel gefällt es ganz und gar nicht, dass sie da mit reingezogen wird!«
    Ich presste die Hand auf meine Stirn und stützte den Ellbogen auf den Tisch. Sam tat höflicherweise so, als würde er nicht zuhören, obwohl Rachels Stimme klar und deutlich aus dem Hörer drang. »Tut mir leid, Rachel. Was hast du ihnen gesagt?«
    »Du weißt, was für eine grottenschlechte Lügnerin ich bin, Grace! Ich konnte ihnen nicht sagen, dass du bei mir bist!«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    »Ich hab ihnen gesagt, du bist bei Isabel«, redete Rachel weiter.
    Ich blinzelte. »Im Ernst?«
    »Was hätte ich denn sonst machen sollen? Ihnen erzählen, dass du bei dem Jungen bist, und zusehen, wie sie euch beide killen?«
    Meine Stimme klang kämpferischer, als ich mir zugetraut hätte. »Das werden sie früher oder später auch so rausfinden.«
    »Was soll das heißen? Grace Brisbane, du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du nicht vorhast, wieder nach Hause zu gehen? Sag, dass du das nur gemacht hast, weil sie dir Hausarrest gegeben haben und du vorübergehend ziemlich sauer auf sie warst. Oder wenigstens, weil du keine weitere Nacht ohne die heißen Lenden deines Jungen überlebt hättest. Aber sag nicht, dass das für immer sein soll!«
    Sams Gesicht verzog sich zu einer sonderbaren Grimasse, als die Sprache auf seine Lenden kam. Ich sagte zu Rachel: »Ich weiß nicht. So weit hatte ich noch gar nicht gedacht. Aber nein, ich hab nicht das Bedürfnis, in nächster Zeit nach Hause zu gehen. Mom hat mir freundlicherweise mitgeteilt, dass sie das zwischen Sam und mir nur für ein kleines Techtelmechtel hält und dass ich erst noch den Unterschied zwischen Liebe und Sex lernen muss. Und gestern Abend hat Dad gesagt, dass ich ihn nicht wiedersehen darf, solange ich noch nicht achtzehn bin.«
    Sam sah erschrocken auf. Den Teil hatte ich ihm noch gar nicht erzählt.
    »Wow. Und wieder einmal bin ich sprachlos über die begrenzte Auffassungsgabe von Erziehungsberechtigten. Besonders weil der Junge … na ja, der Junge ist doch offensichtlich ein Hauptgewinn, also was haben die für ein Problem? Jedenfalls, was soll ich denn jetzt machen? Wollt ihr … ähm. Ja, wie soll es weitergehen?«
    »Irgendwann habe ich wahrscheinlich die Nase voll davon, immer nur dieselben zwei T-Shirts zu tragen, und dann werde ich wohl nach Hause und mich ihnen stellen müssen«, erwiderte ich. »Aber bis dahin … bis dahin rede ich wohl nicht mit ihnen, nein.« Das auszusprechen, fühlte sich merkwürdig an. Ja, ich war stinksauer auf sie wegen dem, was sie gesagt hatten. Aber selbst ich wusste, dass man wegen solcher Sachen nicht einfach ausriss. Das Ganze war nur die Spitze des Eisbergs – und ich riss ja auch nicht richtig aus, sondern machte vielmehr ihre emotionale Distanz zu mir offiziell. Sie hatten heute nicht weniger von mir gesehen als an den meisten anderen Tagen meiner Teenagerjahre.
    »Wow«, hauchte Rachel. Wenn das alles war, was sie herausbekam, konnte man sicher sein, dass sie völlig perplex war.
    »Ich kann einfach nicht mehr«, sagte ich und war überrascht, dass meine Stimme bebte, wenn auch nur ein winziges bisschen. Ich hoffte, dass Sam es nicht bemerkt hatte. Als ich weiterredete, achtete ich darauf, dass meine

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