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Ruht das Licht

Ruht das Licht

Titel: Ruht das Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Frühling?«
    »Vergiss den Frühling«, rief Rachel. »Wann gibt’s denn bloß endlich Abendessen?«
    Ich winkte mit einem unpanierten Hühnchenstreifen in ihre Richtung und Sam sah über seine Schulter auf die Arbeitsplatte. »Kann ich helfen?«, fragte er.
    »Also, als Erstes müssten diese acht Millionen Hähnchenbruststreifen fertig paniert werden«, erklärte ich. In meinem Kopf hämmerte es und langsam fing ich an, den bloßen Anblick von rohem Hühnerfleisch zu hassen. »Ich hatte ja keine Ahnung, was mit zwei Pfund Hähnchenbrustfilet passiert, wenn man es flach klopft.«
    Sam drängte sich sanft an mir vorbei zur Spüle, um sich die Hände zu waschen, und drückte seine Wange an meine, als er über mich hinweg nach einem Geschirrtuch griff und sich die Hände wieder abtrocknete. »Ich paniere den Rest und du fängst schon mal an zu braten. In Ordnung?«
    »Dann koch ich das Nudelwasser«, bot Rachel an. »Im Wasserkochen bin ich super.«
    »Der große Topf ist in der Speisekammer«, erwiderte ich.
    Als Rachel in dem kleinen Nebenraum verschwunden war und sich scheppernd durch Töpfe und Deckel wühlte, lehnte sich Sam zu mir herüber und drückte seine Lippen an mein Ohr. »Ich hab heute einen von Becks neuen Wölfen gesehen. Als Mensch«, flüsterte er.
    Mein Gehirn brauchte einen Moment, um seine Worte auf ihre gesamte Bedeutung abzuklopfen: neue Wölfe. Hatte Olivia sich schon zurückverwandelt? Musste Sam nun versuchen, die anderen Wölfe zu finden? Wie ging es jetzt weiter?
    Ich fuhr zu ihm herum. Er stand immer noch so nah neben mir, dass sich nun unsere Nasen berührten. Seine war noch kalt von draußen. Ich sah die Sorge in seinen Augen.
    »Hey, das will ich aber nicht gesehen haben!«, rief Rachel. »Ich mag deinen Jungen ja, aber ich will nicht zugucken, wie du ihn küsst. Küssen vor den Augen einsamer Herzen ist ein Akt der Grausamkeit. Wolltet ihr nicht irgendwas braten oder so?«
    Also machten wir das Abendessen fertig. Die Zeit schien quälend langsam zu vergehen, seit ich wusste, dass Sam mir etwas zu erzählen hatte und es vor Rachel nicht konnte. Außerdem hatte ich jetzt auch noch Schuldgefühle, die die Minuten dahinschleichen ließen. Olivia war schließlich auch Rachels Freundin. Wenn sie geahnt hätte, dass Olivia vielleicht bald zurückkommen würde, wäre sie total aus dem Häuschen gewesen und hätte uns mit Fragen nur so bombardiert. Ich gab mir Mühe, nicht ständig auf die Uhr zu sehen. Um acht würde Rachels Mom kommen und sie abholen.
    »Oh, hallo, Rachel. Mmh, Nahrung.« Meine Mutter wehte in die Küche und ließ ihren Mantel auf einen der Stühle an der Wand fallen.
    »Mom!«, rief ich und versuchte gar nicht erst, die Überraschung in meiner Stimme zu verbergen. »Was machst du denn schon so früh zu Hause?«
    »Ist noch was für mich übrig? Ich hab im Atelier gegessen, aber irgendwie hab ich schon wieder Hunger«, erklärte meine Mutter. Daran hatte ich keinerlei Zweifel. Moms Stoffwechsel lief immer auf Hochtouren. Keine Sekunde stillzustehen, heizte die Kalorienverbrennung eben ganz schön an. Sie drehte sich um und sah Sam. »Oh, hallo, Sam. Auch schon wieder hier?«
    Sams Wangen röteten sich.
    »Ist ja fast schon so, als würdest du hier wohnen«, redete Mom weiter. Sie wandte sich von ihm ab und sah jetzt mich an. Das sollte mir offenbar irgendetwas sagen, aber ich erwiderte ihren Blick nur stumpf. Sam dagegen drehte sich von uns beiden weg, als habe er die Andeutung sehr wohl verstanden.
    Es hatte einmal eine Zeit gegeben, als meine Mom Sam wirklich gemocht hatte. Sie hatte sogar auf ihre Art mit ihm geflirtet und ihn gebeten, für sie zu singen und ihr für ein Porträt Modell zu sitzen. Aber das war lange her, als er nur irgendein Junge gewesen war, mit dem ich ausging. Jetzt, wo klar war, dass Sam so schnell nicht wieder verschwinden würde, hatte Moms Freundlichkeit sich in Luft aufgelöst und sie und ich kommunizierten in der Sprache des Schweigens. Die Pausen zwischen den einzelnen Sätzen sagten mehr als die eigentlichen Worte.
    Meine Kiefer spannten sich an. »Nimm doch was von den Nudeln, Mom. Musst du heute Abend noch arbeiten?«
    »Willst du mich aus dem Weg haben?«, fragte sie. »Ich kann auch nach oben gehen.« Sie klopfte mir mit ihrer Gabel auf den Kopf. »Kein Grund, mir so giftige Blicke zuzuwerfen, Grace. Ich hab schon kapiert. Bis dann, Rachel.«
    »Ich hab ihr keine giftigen Blicke zugeworfen«, stellte ich klar, nachdem sie weg war, und ging

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