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Ruht das Licht

Ruht das Licht

Titel: Ruht das Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Krempel hier jetzt quasi übernommen. Was willst du denn noch wissen? Ich bin schließlich nicht seine Freundin.« In ihrer Stimme schwang jedoch Bewunderung mit; sie mochte ihn. Ich dagegen wusste noch nicht, was ich von ihm halten sollte.
    Jetzt sprach ich das aus, was schon die ganze Zeit an mir nagte, seit ich ihn kennengelernt hatte. »Es ist kalt. Und er ist ein Mensch.«
    »Ja. Und?«
    »Na ja, bei Beck klang es irgendwie, als wäre das ziemlich schwer zu bewerkstelligen, wenn nicht sogar unmöglich.«
    Isabel schien zu überlegen – ich sah kurz den stummen Kampf in ihren Augen –, dann zuckte sie schließlich mit den Schultern und sagte: »Er ist geheilt. Er hat dafür gesorgt, dass er hohes Fieber bekam, und seitdem ist er geheilt.« Das musste ein Anhaltspunkt sein. Um Isabel zu verstehen. Etwas in ihrer Stimme machte mich stutzig, aber ich war mir nicht sicher, wie ich es ins Gesamtbild einordnen sollte.
    »Ich dachte, Beck wollte, dass wir – die Neuen – uns um das Rudel kümmern, weil es nicht mehr viele Wölfe gibt, die sich noch lange genug in Menschen verwandeln«, entgegnete ich. In Wirklichkeit war ich erleichtert. Ich wollte diese Verantwortung nicht. Ich wollte mich am liebsten so lange wie möglich in der Dunkelheit meines Wolfspelzes verkriechen. »Warum hat er dann nicht einfach alle geheilt?«
    »Beck wusste nicht, dass Sam geheilt ist. Sonst hätte er niemals noch mehr Wölfe geschaffen. Und außerdem funktioniert das mit der Heilung nicht bei jedem.« Jetzt klang Isabels Stimme hart wie Stein. Ich hatte das Gefühl, plötzlich nicht mehr Teil des Gesprächs zu sein, das ich selbst begonnen hatte.
    »Tja, ein Glück, dass ich gar nicht geheilt werden will«, sagte ich leichthin.
    Sie sah mich an und in ihrer Stimme lag Verachtung. »Ja, ein Glück.«
    Plötzlich fühlte ich mich fast hilflos. Als würde sie letztendlich sowieso die Wahrheit über mich herausfinden, egal, was ich ihr erzählte, einfach weil das bei ihr so war. Und dann würde sie erkennen, dass, wenn man mir NARKOTIKA wegnahm, nur noch Cole St. Clair übrig blieb und dass in mir absolute Leere herrschte.
    Ich spürte wieder den altbekannten dumpfen Hunger, als wäre meine Seele dabei zu verrotten.
    Ich brauchte einen Schuss. Ich musste eine Nadel unter meiner Haut spüren oder meinetwegen auch eine Pille unter der Zunge.
    Nein. Ich musste wieder ein Wolf sein.
    »Hast du keine Angst?«, fragte Isabel plötzlich und ich öffnete die Augen. Mir war gar nicht klar gewesen, dass ich sie wieder geschlossen hatte. Eindringlich sah sie mich an.
    »Wovor?«
    »Davor, dich selbst zu verlieren?«
    Ich sagte ihr die Wahrheit: »Genau das will ich ja.«
ISABEL
    Dazu fiel mir nichts ein. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mir eine ehrliche Antwort geben würde. Ich war nicht sicher, wie es jetzt weitergehen sollte, denn ich hatte bestimmt nicht vor, dasselbe zu tun.
    Er hob eine tropfende Hand aus dem Wasser. Seine Fingerspitzen waren schon ein bisschen schrumpelig.
    »Willst du mal gucken, ob meine Finger schon gar sind?«, witzelte er.
    In meinem Magen zog sich etwas zusammen, als ich seine nasse Hand nahm und meine Finger von seiner Handfläche bis zu den Fingerspitzen gleiten ließ. Er hatte die Augen wieder halb geschlossen, und als ich seine Hand losließ, zog er sie zurück und setzte sich auf, sodass das Wasser um ihn schwappte und spritzte. Er legte die Hände auf den Badewannenrand und stemmte sich hoch, bis wir auf Augenhöhe waren. Ich wusste, dass wir uns wieder küssen würden, und ich wusste auch, dass wir das eigentlich nicht sollten, denn er war schon ganz unten und ich würde über kurz oder lang auch dort ankommen. Aber ich konnte nicht anders. Ich verzehrte mich regelrecht nach ihm.
    Er schmeckte nach Wolf und nach Salz, und als er mir die Hand in den Nacken legte, um mich näher an sich zu ziehen, lief mir lauwarmes Wasser übers Schlüsselbein, unter mein Top, zwischen meine Brüste.
    »Aua«, sagte er in meinen Mund hinein und ich zog den Kopf zurück. Er betrachtete seine Schulter, aber besonders viel schien es ihm nicht auszumachen, dass sich meine Nägel in seine Haut gegraben hatten. Sein Kuss hatte ein Brennen in mir entfacht und das schien er, diesmal wenigstens, zu spüren, denn als er seine feuchte Hand über meinen Hals und mein Brustbein gleiten ließ und wenige Millimeter vor meinem Top innehielt, fühlte ich das Verlangen in seinen Fingerspitzen.
    »Was machen wir jetzt?«, seufzte ich.
    »Wir

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