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Ruht das Licht

Ruht das Licht

Titel: Ruht das Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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freundlich. »Wer ist denn da?«
    »Wer ist denn da ? «
    Da hörte ich endlich Grace’ Stimme. »Mom! Gib mir das Handy!« Man hörte ein Rascheln, dann sagte Grace: »Tut mir leid. Ich hab Hausarrest und ganz offensichtlich schließt das das Recht mit ein, meine Anrufe zu überwachen.«
    Jetzt war ich tatsächlich mal baff. Die heilige Grace hatte Hausarrest? »Was hast du angestellt?«
    Ich hörte, wie sich auf ihrer Seite der Leitung eine Tür schloss. Nicht unbedingt mit einem Knall, aber um Längen trotziger, als ich es je von Grace erwartet hätte. »Sie haben Sam nachts bei mir im Bett erwischt.«
    Mein Gesicht im Spiegel über der Waschbeckenreihe drückte pure Überraschung aus, die Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hochgezogen; der dunkle Eyeliner um meine Augen ließ sie noch größer und runder erscheinen, als sie ohnehin schon waren. »Na, das nenn ich mal Neuigkeiten! Ihr zwei hattet Sex?«
    »Nein, nein. Er hat bloß bei mir geschlafen. Die übertreiben einfach nur.«
    »Ah ja, schon klar«, erwiderte ich. »Normalerweise reagieren Eltern ja auch total entspannt, wenn ihre Tochter mit ihrem Freund in einem Bett schläft. Also meine Eltern wären begeistert. Und deswegen lassen sie dich nicht in die Schule, oder was? Das ist aber ziemlich …«
    »Nein, ich bin nicht in der Schule, weil ich im Krankenhaus war«, erklärte Grace. »Ich hatte Fieber und auch da haben sie total überreagiert und mich gleich ins Krankenhaus gebracht, anstatt mir einfach ein paar Paracetamol zu geben. Ich glaube, sie haben bloß einen Grund gesucht, mich so weit wie möglich von Sam wegzuschaffen. Na ja, das hat jedenfalls ewig gedauert, wie immer im Krankenhaus, und ich war erst ziemlich spät wieder zu Hause. Eigentlich bin ich gerade erst aufgewacht.«
    Aus irgendeinem Grund hatte ich sofort das Bild von Grace vor Augen, wie sie zu Mr Grant aufsah und fragte, ob sie wegen ihrer Kopfschmerzen zur Schulkrankenschwester gehen dürfe. »Und, was ist los mit dir? Was haben die Ärzte gesagt?«
    »Irgendein Virus oder so was. Einfach nur Fieber«, antwortete Grace so schnell, dass ich die letzte Frage kaum zu Ende aussprechen konnte. Es klang, als würde sie selbst nicht so recht glauben, was sie da sagte.
    Die Tür der Mädchentoilette öffnete sich einen Spaltbreit. »Isabel, ich weiß, dass du da drin bist«, hörte ich die Stimme meiner Englischlehrerin, Ms McKay. »Wenn du noch mal das Mittagessen ausfallen lässt, muss ich deine Eltern informieren. Nur, damit du Bescheid weißt. Und in zehn Minuten fängt die Stunde an.«
    Die Tür ging wieder zu.
    »Isst du wieder nicht?«, fragte Grace.
    »Solltest du dich im Moment nicht lieber um deine eigenen Probleme kümmern?«, fragte ich zurück.
COLE
    Nachdem Sam »zur Arbeit« gegangen war – wo immer das auch sein mochte –, goss ich mir ein Glas Milch ein und schlenderte zurück ins Wohnzimmer, um ein bisschen in den Schubladen herumzuschnüffeln. Nach meiner Erfahrung gab es nichts Besseres als Schubladen und Rucksäcke, um einen Menschen kennenzulernen. Die Wohnzimmertische hatten außer ein paar Fernbedienungen und Playstation-Gamepads nicht viel zu bieten, also ging ich weiter in das Arbeitszimmer, an dem ich auf dem Weg zur Küche vorbeigekommen war.
    Hier wurde es schon viel interessanter. Auf dem Schreibtisch häuften sich Papiere und der Computer war nicht passwortgeschützt. Das Zimmer schien geradezu Durchsuch mich! zu schreien, in diesem abgelegenen Winkel des Hauses, mit Fenstern auf zwei Seiten, von denen aus man die Straße überblicken konnte, sodass ich es sofort sehen würde, falls Sam nach Hause käme. Ich stellte mein Glas Milch neben das Mauspad (irgendjemand hatte mit Edding darauf herumgekritzelt, unter anderem ein vollbusiges Mädchen in Highschool-Uniform) und machte es mir in dem Bürostuhl bequem. Das Arbeitszimmer war genau wie der Rest des Hauses: auf eine maskuline Art gemütlich.
    Auf dem Schreibtisch lagen ein paar Rechnungen, die alle an Beck adressiert waren und den Vermerk »Zahlung per Bankeinzug« trugen. Rechnungen interessierten mich im Augenblick aber nicht. Ein in braunes Leder gebundener Taschenkalender lag neben der Computertastatur. Taschenkalender interessierten mich auch nicht. Stattdessen zog ich eine Schublade auf. Darin lag ein Haufen Software-CDs, hauptsächlich zweckmäßige Programme, dazu ein paar Spiele. Auch uninteressant. Ich öffnete die unterste Schublade und wurde mit der Art von Staubwolke belohnt, unter der die

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