Ruinen der Macht
sich von Elora und überließ es seinem Protokolloffizier, sie zu beschäftigen, während er Leclerc beiseite zog.
»Es wird keinen . Zwischenfall geben, Captain, hoffe ich?«
»Herr Baron, die gesamte 1KL ist in Alarmbereitschaft. Es besteht keinerlei Gefahr, dass ein Schuss die Panzerverglasung der Empfangsplattform durchschlägt, und Legat Tortorelli hat schwere mobile Einheiten um das Landefeld in Stellung gebracht, um mögliche Demonstranten aufzuhalten.«
»Was ist mit meinen Söhnen? Ich möchte sie hier bei mir haben, nicht in einem Krötenpanzer irgendwo da draußen auf dem Feld.«
»Das habe ich berücksichtigt, Herr Baron. Sie warten am Fuß der Aussichtsplattform und werden auf dem roten Teppich zu Ihnen stoßen, wenn Sie den Gesandten willkommen heißen. Aber sie tragen beide Uniform, keine Diplomatenanzüge.«
»Das geht in Ordnung. Sie werden ja erst in zwei Wochen aus den 1KL entlassen.« Sergios Gedanken befassten sich bereits mit der bevorstehenden Begegnung mit Parsons. Er drehte sich um und packte Leclerc am Arm. »Ist sonst alles in Ordnung?«
Der Captain zögerte, dann nickte er. »Sie können auf mich zählen,
Herr Baron.«
»Ich weiß«, bestätigte Sergio. Bevor er mehr sagen konnte, erbebte die Plattform und das tiefe Donnern der gewaltigen Triebwerke eines aufsetzenden Landungsschiffes brandete im Saal auf. Obwohl sie sich Kilometer entfernt befanden, machte das zunehmende Tosen der Raumschiffsmaschinen jedes Gespräch unmöglich. Sergio ließ Leclerc wieder an die Arbeit gehen und kehrte in die Mitte der Plattform zurück, wo ihn die Mächtigen Mirachs umringten.
Er konnte sich den Gedanken nicht verkneifen, dass deren Macht im Vergleich mit der des Mannes, der jetzt im Zentrum des Landungsschiffsfeldes eintraf, nichts war. Der Gesandte mochte keine planetare Industrie oder Regierung kontrollieren, aber er hatte Zugang zum Lordgouverneur. Solange Aaron Sandoval die Entscheidungen traf, wurden diese von Vertrauten und Ratgebern wie Jerome Parsons formuliert. Sergio fragte sich unwillkürlich, warum Parsons Mirach ausgerechnet jetzt einen Besuch abstattete. Dieser Zeitpunkt konnte kein Zufall sein.
Er schüttelte den Gedanken ab und wartete, bis die donnernde Druckwelle, mit der das kugelförmige Landungsschiff der Union Klasse sich auf die vier Landestützen senkte, an den druckverstärkten Panzerglasscheiben der Plattform vorbeigeschlagen war. Eine Gluthitze, die selbst die momentane Hitzewelle in den Schatten stellte, lag über der Stahlbetongrube, doch die eintreffenden Würdenträger verließen das silbern glänzende Schiff augenblicklich durch eine spezielle Transportröhre, die gegen die Außentemperatur perfekt abgeschirmt war. Sergios gepanzerte Privatlimousine hielt am Fuß des Aufzugs an, Hitzeschilde wurden automatisch ausgefahren, um die Passagiere zu schützen, dann drehte die Limousine um und raste zurück zur Plattform.
Sergio ging die Treppe hinab und hinüber zu dem roten Teppich, der an der Tür des Wagens ausgerollt wurde. Austin und Dale folgten ihm. Sie boten in ihren schwarz-silbernen Uniformen einen prachtvollen Anblick, aber Sergios Aufmerksamkeit war ganz auf
den Mann konzentriert, der aus der Limousine stieg.
»Papa«, fragte Dale und trat näher an seinen rechten Ellbogen, »was hältst du von Hanna Leongs Verdacht? Sie .«
»Hier ist weder die Zeit noch der Ort dafür, Dale«, schnitt Sergio seinem älteren Sohn das Wort ab, dann trat er vor und begrüßte seinen Gast. »Euer Exzellenz, willkommen auf Mirach.«
Parsons streckte die schwammige Hand aus. Sie wirkte, als hätten sich sämtliche Knochen aufgelöst. Er schüttelte Sergios Hand, dann zog er die Finger hastig zurück und legte sie wieder auf seinen beachtlichen Bauch. Das schüttere blonde Haar des Gesandten war lang und wurde von kleinen, juwelenbesetzten Spangen gehalten, aber in den scharfen, klaren grünen Augen lag keine Spur von Dan-dyhaftigkeit. Sergio war es, als würde sich ihm ihr Blick bis in die Seele bohren. Nichts könnte ihnen entgehen.
Dabei wäre es leicht gewesen, das zu übersehen. Lebhafte Muster in Rosa und Kobaltblau auf der Weste unter Parsons' formeller Frackjacke lenkten den Blick auf die falschen Stellen seiner Anatomie. Die Hose war weit geschnitten und verbreiterte sich an den seltsamsten Stellen, sodass sie noch betonte, wie krumm die Beine des Gesandten waren. Doch Sergio war klar, ein Diplomat von Parsons' Rang und Namen hätte sich niemals derart
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