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Ruinen der Macht

Ruinen der Macht

Titel: Ruinen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Vardeman
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ausstaffiert, wenn es die allerneueste Mode nicht verlangte. Trotz seines Standarddiplomatenanzugs aus kohlschwarzer Jacke und Hose über dem steifen weißen Frackhemd mit Diamantmanschettenknöpfen fühlte er sich neben Parsons' maßgeschneiderter Erscheinung ein wenig wie ein Bauerntölpel.
    Der Gesandte lehnte sich leicht zurück und neigte den Kopf, während er den Gouverneur von oben herab musterte.
    »Mein lieber Baron Ortega, wie schön, Sie nach so langer Zeit einmal leibhaftig zu treffen. Lordgouverneur Sandoval hat sich so anerkennend über Sie und Ihren prachtvollen Planeten geäußert, dass ich das Gefühl habe, Sie bereits als Freund und Vertrauten zu kennen.«
    »Euer Besuch ist eine besondere Ehre für unsere bescheidene Welt, Exzellenz«, erwiderte Sergio. »Bitte begleitet mich zur Empfangsplattform. Alle sind schon sehr gespannt auf Euch.«
    »Und ich bin gespannt darauf, sie zu treffen«, bemerkte Parsons gutmütig. Er machte eine Pause, lächelte einschmeichelnd und fragte: »Sind diese beiden prachtvollen Offiziere Ihre Söhne, Baron? Sie müssen Baronet Dale sein.« Er reichte Dale die Hand zu einem kraftlosen Händedruck, dann drehte er sich zu Austin um und wiederholte die Geste. »Baronet Austin. Es ist mir ein Vergnügen. Haben Sie sich bereits die Bürgerrechte erworben?«
    Austin öffnete vor Überraschung den Mund, dann presste er doch noch hervor: »Ja, Euer Exzellenz. Letzte Woche erst.«
    »Fabelhaft! Sie können stolz auf Ihre Söhne sein, Baron.«
    »Sie ehren meine Familie mit Ihrer Großzügigkeit, Exzellenz«, bedankte sich Sergio und überspielte die Überraschung darüber, dass der Gesandte seine Söhne erkannt hatte. Aaron Sandoval beschäftigte sicher keine Dummköpfe, aber Jerome Parsons zeigte sich auf den Besuch auf Mirach unerwartet gut vorbereitet. Sergio hatte sein Eintreffen nie nur für die belanglose Stippvisite eines gelangweilten Bürokraten gehalten, aber jetzt war ihm klar, dass weitaus mehr dahinter stecken musste, als er erwartet hatte.
    »Bringen wir die Vorstellungen hinter uns«, drängte Parsons. »Danach muss ich mich frisch machen. Und anschließend finden Sie möglicherweise die Zeit für ein privates Gespräch, Baron.«
    »Ich stehe ganz zu Eurer Verfügung, Exzellenz.«
    Der beleibte Parsons bewältigte die kurze Treppe hinauf zur Plattform unter einigem Keuchen und Ächzen, dann arbeitete er sich langsam durch die wartenden Würdenträger. Sergio bemerkte, dass er die meisten mit Namen begrüßte und sich mit mehreren eingehend unterhielt - wie mit langjährigen Freunden. Dabei hatte Parsons, soweit er das sagen konnte, keinen von ihnen jemals zuvor gesehen.
    »Es gefällt mir nicht, wie lange er bei Elora steht, Papa«, bemerkte
    Dale. »Sie benehmen sich, als würden sie einander seit Jahren kennen.«
    »Er hat ein freundliches Wesen«, antwortete Sergio. Auch ihm war nicht entgangen, wie lange der Gesandte sich mit Lady Elora Rimo-nowa unterhielt.
    »Bitte, Sir, hat Hanna ...«
    »Ich sagte Ihnen bereits, wir reden später darüber«, schnappte Serg io .
    Dale zog sich verärgert zurück. Sergio war froh zu sehen, wie Austin seinen Bruder leise zur Zurückhaltung ermahnte. Dies war ein öffentlicher Empfang. Es waren nicht nur Eloras Reporter hier, auch Journalisten privater Medien hielten Augen und Ohren nach möglichem Material offen. Seit das Netz zusammengebrochen war, waren Besuche aus dem All schlagzeilenträchtig. Die Ankunft eines Diplomaten von Parsons' Rang würde Cingulum für Wochen mit Nachrichten und Tratsch über seine Reisen durch die Republik versorgen.
    Jerome Parsons entfernte sich von Lady Elora und sprach leise mit Marta Kinsolving und Dr. Chin. Sergio wünschte sich, er hätte das diplomatische Protokoll ignoriert und Abhörgeräte installieren lassen, um alle Gespräche dieses Empfangs aufzuzeichnen. Er bemerkte den Ausdruck auf Eloras Gesicht und wusste, ihr ging derselbe Gedanke durch den Kopf. Sergio hatte Manfred Leclerc beauftragt, die Konstruktion der Plattform nur Stunden vor Parsons' Eintreffen zu überwachen und danach alle bis zum letzten Moment fern zu halten. Das garantierte zwar nicht, dass Abhörgeräte auf die Versammlung gerichtet wurden, aber zumindest verhinderte es deren Installation im Parkett.
    »Austin«, winkte er seinem jüngerem Sohn. »Wenn der Gesandte die Empfangsreihe etwas weiter hinabgegangen ist, möchte ich, dass du mit Marta Kinsolving sprichst und eine Tour der AWC-Anlagen

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