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Ruinen der Macht

Ruinen der Macht

Titel: Ruinen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Vardeman
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aus der deutlich wurde, was sie von der Republik hielt, verlegte Kinsolving sich auf allgemeine Aussagen, die vermutlich aus der sicher schon vorbereiteten Werbekampagne stammten. Austin war froh, dass er zumindest einen Moment lang ihre wahren Gefühle zu Gesicht bekommen hatte.
    Sie war keine Anhängerin der Republik. Doch bedeutete das, sie würde den Gouverneur verraten, wenn sich ihr die Gelegenheit bot? Wem gehörte ihre Loyalität? Austin hielt Jacob Bannson für einen möglichen Kandidaten. Bannson würde bevorzugt Geschäftsleute ansprechen, wie er selbst einer war, und er hatte bei seinem Vater wegen eines Handelspostens angefragt. Möglicherweise dauerten Bannson die Verhandlungen mit dem Gouverneur zu lange und er hielt Ausschau nach einem zweiten Brückenkopf auf Mirach, mit der Hilfe der MBA.
    Austin war klar, dass das nur Spekulationen waren. Aber er würde es herausfinden, um Mirachs Willen, genauso, wie er herausfinden würde, ob Marta Kinsolving irgendetwas mit Dales Tod zu tun hatte. Um seines Seelenfriedens Willen.

Ministerium für Information, Cingulum, Mirach Präfektur IV, Republik der Sphäre
    25. April 3133
    Lady Elora Rimonowas Züge leuchteten im grünen Phosphorschein. Sie saß über den Schreibtisch ihres Büros gebeugt, an dessen Rückwand nur ein großer - als Fensterattrappe angelegter und momentan abgeschalteter - Monitor gelegentlich die Illusion freier Sicht über die Stadt erzeugte. Auf wortlose Befehle hin blinkte ein halbes Dutzend Monitore um sie herum an und aus. Es gab Platz auf dem Schreibtisch, um Papiere auszubreiten und Notizen zu verfassen. Aber der Rest der Tischplatte war ein sanft ansteigendes Meer aus Monitorschirmen und Reglern, das es ihr gestattete, die Einspielungen aller Kameras zu sehen, die das Ministerium in Betrieb hatte, zu beobachten, zu redigieren und zu spionieren. Ihre langen, knochigen Finger tanzten über die Kontrollen und wechselten rastlos von einem Bild zum nächsten. Im Ministerium für Information geschah nichts ohne ihre Zustimmung und Aufsicht.
    Doch trotz dieser hautnahen Kontrolle fühlte sich Elora ausgeschlossen, ignoriert, sie hatte das Gefühl, ihre Untergebenen würden sich hinter ihrem Rücken über sie lustig machen. Hier in ihrem spartanischen Büro konnte sie an ihrer Spionageausrüstung sitzen und eine Liste ihrer Feinde zusammenstellen. Und es war eine ungeheuer lange Liste.
    Sie zögerte, als ein Schirm Legat Tortorelli zeigte, wie er mit drei
    Adjutanten durch den Korridor zwei Etagen unter ihrem Büro hastete. Sie wusste, es waren Leibwächter, keine Berater, denn die Sensoren des Ministeriums zeigten ihre geholsterten Waffen so deutlich, als hätten sie sie offen in der Hand getragen. Der Legat war im Erdgeschoss durch die Kontrollen marschiert und unterwegs zu ihr. Jetzt hatte er die nur mit Sondererlaubnis benutzbare Rolltreppe erreicht, die auf direktem Weg ins oberste Geschoss des Ministeriums führte, wo Elora in ihrem elektronischen Horst thronte.
    »Der Legat darf heraufkommen«, stellte sie fest, während ihr Zeigefinger leicht auf einer Sensorfläche lag. »Seine Leibwächter bleiben unten im Empfangsbereich.«
    Sie erhielt keine Antwort und hatte auch keine erwartet. Ihr Stab war zuverlässig, solange er keine komplexen Aufgaben ausführen musste. Sie war immer noch wütend, dass Hanna Long fast zwei Tage unbeobachtet geblieben war, bevor sie dauerhaft aus dem Weg geräumt wurde. Wo war sie in dieser Zeit gewesen? Oder spielte das keine Rolle mehr, jetzt, da auch Dale Ortega ausgeschaltet war?
    Es waren Fragen wie diese, die jeden ihrer wachen Momente beherrschten.
    Elora atmete tief ein, dann ließ sie die Luft langsam wieder entweichen. Es wurde Zeit, sich auf den unangemeldeten Besuch des Legaten vorzubereiten.
    Schnelle Finger tanzten über die Kontrollen, Bildschirme versanken lautlos in der Schreibtischoberfläche und hinterließen nur die Andeutung von Nahtstellen - als einzigen Hinweis auf die versteckten Monitore. Ein einziger Bildschirm, auf dem die aktuelle Nachrichtensendung des Ministeriums lief, blieb auf einer Seite des Schreibtischs sichtbar. Elora lehnte sich in ihrem Chefsessel zurück und verdrängte das Gefühl des Ausgeliefertseins. So viel geschah überall, ohne dass sie es persönlich überwachte, steuerte und ausnutzte.
    Das war der Preis, den sie für die Beziehung mit Calvilena Torto-relli bezahlte. Er war ein lästiges, aber notwendiges Übel.
    Die Bürotür glitt mit einem Flüstern auf

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