Ruinen der Macht
und der korpulente Legat hastete herein.
»Calvi!«, begrüßte sie ihn mit falscher Freude. »Wie schön, dass du vorbeikommst.«
»Elora.« Der Legat klang verängstigt. Vermutlich war er verunsichert, weil er seine Leibwächter zwei Stockwerke tiefer hatte zurücklassen müssen. »Verzeih mir, dass ich mich nicht angemeldet habe, aber die Ereignisse haben mir keine Wahl gelassen. Furchtbare Ereignisse, einfach schrecklich!«
»Bitte, nimm Platz. Ich ...« Lady Elora zuckte zurück, als Tortorelli sie unterbrach.
»Ist dieser Raum abhörsicher?«
»Ja, das ist er«, bestätigte sie misstrauisch. »Was ist los?«
»Keine Fenster?«, fragte er. »Du sitzt im obersten Stockwerk eines fünfzig Stock hohen Wolkenkratzers und hast keine Fenster?«
»Fenster sind ein Sicherheitsrisiko, Calvi. Das weißt du genau. Ein Kommlaser, der auf eine Glasscheibe gerichtet wird, verwandelt das ganze Fenster in ein Mikrofon.«
»Worüber ich mit dir reden will, ist streng geheim. Streng!«
»Ich lebe nach dem Grundsatz, dass die Wände Ohren haben, Cal-vi«, beruhigte sie ihn und fragte sich allmählich, was so furchtbar wichtig sein konnte. Was auch immer es war, ihm machte es ganz offensichtlich Angst.
»Was ich entdeckt habe, darf auf keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen. Sollte irgendjemand erfahren, was ich herausgefunden habe . sagen wir einfach, der Schaden für Mirach wäre unermesslich.«
Elora überlegte, was das sein könnte. Sie entschied, dass sie ihn ablenken musste, falls es sich bei dem, was er ihr zu sagen hatte, um das handelte, was sie angesichts seines Benehmens vermutete. »Was ist es, Calvi? Sag es mir. Du weißt, ich kann ein Geheimnis bewahren.« »Baronet Dales Tod«, flüsterte er kehlig. »Es war kein Unfall.«
»Calvi, du hast den Baronet ermordet?«, stieß sie mit gekünstelter Überraschung aus.
»Was redest du da, Frau? Nein, nein, nicht ich. Aber ich habe den Mann entdeckt, der die scharfen Raketen eingeschmuggelt hat. Eine Überwachungskamera hat ihn aufgezeichnet. Er gehörte nicht zu meinen Leuten, und er war ganz sicher nicht bei den 1KL.«
Elora verzichtete darauf, die unbeholfene Art zu erwähnen, mit der Tortorelli das Manöver vorbereitet hatte, oder seine Entscheidung, den Befehl auf zu viele untergeordnete Offiziere zu verteilen. Was ihr Sorgen machte, war, dass der Attentäter auf frischer Tat gefilmt worden war.
»Hast du ihn festgenommen? Ihn an den Baron ausgeliefert? Nein, er sollte den Zivilbehörden übergeben werden.«
»Er ist verschwunden, Elora. Weg. In Luft aufgelöst. Aber der Baron wird glauben, ich hätte etwas damit zu tun.«
»Wer weiß sonst noch davon?«, fragte sie. »Von den Bildern und dem Attentäter?«
»Eine Hand voll Techs. Und ihr Kommandeur.«
»Verteil sie über die ganze Welt, Calvi«, riet sie. »Versetz sie und achte darauf, dass sie keinen Kontakt mehr untereinander haben. Befördere den Offizier. Gib ihm eine Stabsposition, wo du ihn im Auge behalten kannst.
Du darfst nicht riskieren, dass auch nur ein Wort davon publik wird.«
»Aber ich weiß nicht, wer er ist. War. Meine Güte, Elora, das ist ein Albtraum!«
»Ein Albtraum, mit dem ein erfahrener Kommandeur wie du leicht fertig wird«, schmeichelte sie ihm. Sie überlegte, wie schwierig es werden würde, alle Zeugen aus dem Weg zu räumen, und kam zu dem Schluss, dass es besser war, einen unvorsichtigen Angestellten zu eliminieren als die Fragen zu riskieren, die der Tod eines halben Trupps von Heimatgardisten auslösen würde.
»Ich sollte es dem Baron melden. Ich hatte nichts damit zu tun. Er muss es erfahren und sein anderer Sohn stellt ständig Fragen.«
Das besiegelte das Todesurteil des Attentäters. Elora wusste noch nicht, wie er aus dem Leben scheiden würde, aber es musste bald geschehen. Und es würde geschehen.
»Würde es Sergio helfen, wenn du zu ihm gingest? Ich glaube, hinter dem Tod des Baronets könnte mehr stecken als du ahnst, Calvi. Sieh dir an, was ich entdeckt habe!«
Sie berührte einen Sensorpunkt auf der Schreibtischplatte. Der kleine Monitor an der Ecke des Schreibtischs drehte sich zu dem Legaten hinüber - wie eine Radarantenne, die ein Ziel anpeilte. »Das hier wurde versehentlich nach der Pressekonferenz des Gouverneurs aufgenommen und könnte einen Hinweis darauf bieten, für wen der Attentäter gearbeitet hat. Wir drehten eine Reportage über die lebenswichtigen Industrien Mirachs. Natürlich musste ich dabei auch einen Teil über
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