Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruinen der Macht

Ruinen der Macht

Titel: Ruinen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Vardeman
Vom Netzwerk:
bis er ein Auge an die Wandöffnung drücken konnte und in den Korridor hinausschaute, der den Konferenzsaal mit dem Arbeitszimmer seines Vaters verband. Hätte es einen geheimen Weg ins Gouverneursbüro gegeben, er hätte ihn benutzt. Aber Dale und er hatten bei all ihren Erkundungszügen nie einen entdeckt, und dabei hatten sie alle Zeit der Welt gehabt, danach zu suchen. Jetzt schien Austin die Zeit davonzulaufen.
    Ein Trupp Heimatgardisten marschierte vorbei, bis zum letzten Mann paradeplatzperfekt. Er fasste das Gewehr fester und vergewisserte sich, dass es durchgeladen war. Dann öffnete er das uralte Schloss und trat hinaus auf den Flur.
    Zehn schnelle Schritte brachten ihn in die Waffenkammer. Seine Miene verhärtete sich, als er sah, dass alle ausgestellten Waffen von den Wänden verschwunden waren. Auch die Schreibtische standen verlassen. Obwohl es noch früh am Tag war, hätte der Bürostab schon an der Arbeit sein müssen.
    Auch wenn der Facettenpalast ein außergewöhnlich elegantes Gefängnis war, der Gouverneur saß in Einzelhaft. Für einen Moment befürchtete Austin, er würde seinen Vater aus irgendeiner Kerkerzelle befreien müssen, in die Tortorelli - also Lady Elora - ihn gesteckt hatte, aber sobald er die Bürotür erreichte, wusste er, dass Elora sich ihren letzten Schlag gegen den Gouverneur noch aufgehoben hatte.
    Der Baron schaute hoch, als Austin eintrat und die Türe hinter sich schloss.
    »Du hättest nicht kommen dürfen, Austin. Ich habe dir gesagt, du sollst dich da heraushalten.«
    »Ich bin hier, um dich zu holen, Papa.«
    »Du bist bewaffnet«, stellte Sergio fest. »Leg das weg. Es bringt nichts.«
    »Du musst hier raus und eine Exilregierung aufbauen. Du musst an die Loyalität zur Republik so vieler Soldaten wie möglich appellieren und Tortorellis Truppen spalten, zumindest teilweise die Kontrolle zurückgewinnen.«
    »Nicht mit Gewalt!« Jetzt stand der Baron auf. Seine Augen funkelten, als frische Entschlossenheit in ihm erwachte. »Du musst lernen, dass man mit Gewalt nichts erreicht, Austin.«
    »Mit dieser Einstellung hast du es erreicht, dass du hier eingeschlossen bist und deine Aufgabe nicht mehr erfüllen kannst. Wie willst du die Bürger von Mirach beschützen, wenn Elora alle Kommunikationswege von und zu diesem Büro kontrolliert? Wie willst du regieren, wenn Tortorelli dich nicht aus der Tür lässt, ohne dich auf allen Seiten mit Fünferreihen von Soldaten einzuschließen?«
    »Du verstehst das nicht«, antwortete Sergio. »Ich besitze immer noch eine beachtliche Macht. Ich muss hier bleiben, wo ich sie einsetzen kann.«
    »Dann setz sie ein!«, brüllte Austin. »Mach den Aufständen ein Ende. Manfred haben sie auch schon umgebracht.«
    Austin blinzelte überrascht, als sein Vater nicht reagierte, wie er es erwartet hatte. Eigentlich hätte ihn diese Nachricht aufstacheln müssen. Er hätte erkennen müssen, dass Tortorelli und Rimonowa aufs Ganze gingen und bereit waren, seine Freunde und Familie umzubringen, um an die Macht zu kommen.
    »Der Landungsschiffsstart«, bemerkte Sergio und fixierte seinen Sohn mit unergründlichem Blick. »Du warst da draußen, nicht wahr? Du und Marta Kinsolving?«
    Austin wagte kaum, seinen Mund zu öffnen. Aber schließlich presste er hervor: »Manfred war mein Freund. Nach Tortorellis Sabotage war von ihm nicht einmal mehr genug für ein anständiges Begräbnis übrig.«
    »Auge um Auge, Zahn um Zahn? Soll das der einzige Weg zum Erfolg sein? Ich glaube nicht.«
    Austin unterdrückte eine wütende Entgegnung, als ihm plötzlich ein Gedanke kam.
    »Warum haben sie dich noch nicht abgesetzt?« Austin tigerte im Büro seines Vaters auf und ab wie ein eingesperrtes Raubtier im städtischen Zoo, während er diese Frage in seinem Kopf hin und her wälzte. »Was kontrollierst du noch, das sie dir nicht nehmen können?«
    »Die moralische Autorität. Meine Stellung als Gouverneur von Mi-rach«, antwortete Sergio. »Und noch etwas.«
    Er winkte Austin zu sich und hielt ein GlobalNetz-Telefon hoch. Sergio rief eine Nachrichtenmeldung auf, die das Informationsministerium noch nicht veröffentlicht hatte. Austins Augen weiteten sich, als er die Meldung hörte.
    »Jerome Parsons ist zurück«, bestätigte sein Vater.
    »Der Gesandte des Lordgouverneurs?« Austin wusste nicht, ob er eine Hilfe oder ein Hindernis sein würde.
    »Er trifft in sechzig Stunden hier ein. Elora und Tortorelli wagen es nicht, die Macht an sich zu reißen. Sie haben

Weitere Kostenlose Bücher