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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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deshalb nicht wieder umzudrehen, weil man ihm für die Fahrt über den Fluß einen weiteren Dollar abknöpfen würde. Der kleine Wagen bekam heftige Stöße ab und fuhr springend in den Furchen des Wegs, und ich dachte, er würde gleich auseinanderfallen. Einmal kamen wir an einer Horde nackter Kinder vorbei, die am Straßenrand standen und einen Hund mit Steinen bewarfen. Sala hielt an und machte ein paar Photos.
    »Jesus«, murmelte er vor sich hin, »schau dir diese
kleinen Bastarde an! Wir können froh sein, wenn wir hier lebend wieder rauskommen.«
    Als wir bei Yeamon ankamen, fanden wir ihn im Patio. Er hatte die gleichen dreckigen schwarzen Shorts an wie immer und baute gerade ein Bücherregal aus Treibholz. Jetzt sah hier alles schon besser aus. Ein Teil des Patio war mit einem Vordach aus Palmwedeln geschützt, und es gab zwei mit Segeltüchern bespannte Liegestühle, die aussahen, als gehörten sie in einen besseren Beach-Club.
    »Mann«, sagte ich,«wo hast du denn die her?«
    »Zigeuner«, antwortete er. »Fünf Dollar pro Stück. Ich schätze, die haben sie irgendwo in der Stadt geklaut.«
    »Wo ist Chenault?« fragte Sala.
    Er deutete hinunter zum Strand. »Die liegt bestimmt irgendwo in der Sonne, da bei dem Baumstamm, und zieht wieder ihre Show für die Eingeborenen ab. Sie lieben sie über alles.«
    Sala holte den Rum und den Beutel mit dem Eis aus dem Wagen. Yeamon kicherte fröhlich vor sich hin und füllte das Eis in den Kübel neben der Tür. »Es macht mich kirre, daß wir kein Geld haben«, sagte er. »Können uns nicht mal Eis leisten.«
    »Mein Lieber«, sagte ich. »Du bist ganz unten angekommen. Du mußt wieder einen Job finden.«
    Er lachte und füllte drei Gläser mit Eis. »Ich bin immer noch hinter Lotterman her«, sagte er. »Sieht so aus, daß ich doch noch an mein Geld komme.«
    In diesem Moment kam Chenault in ihrem weißen Bikini und mit einem großen Badetuch in der Hand vom Strand hoch. Lächelnd sagte sie zu Yeamon: »Sie waren wieder da. Ich hab sie reden gehört.«
    »Verdammt«, schimpfte Yeamon. »Warum treibst du dich da herum? Was ist los mit dir?«
    Sie lächelte und setzte sich auf ihr Strandtuch. »Es ist mein Lieblingsplatz. Soll ich nur wegen denen verschwinden?«
    Yeamon wandte sich zu mir. »Sie geht immer runter zum Strand und zieht sich nackt aus – und die Eingeborenen sitzen hinter den Palmen und glotzen sie an.«
    »Nicht immer«, gab Chenault schnell zurück. »Eigentlich nur am Wochenende.«
    Yeamon lehnte sich vor und schrie sie an. »Du bist wohl verrückt! Was willst du da? Von jetzt an bleibst du hier, wenn du nackt herumliegen willst! Ich will verdammt sein, wenn ich mir weiter Sorgen machen muß, daß sie dich vergewaltigen.«
    Angewidert schüttelte er den Kopf. »Irgendwann kriegen sie dich. Und wenn du die armen Hunde weiter aufgeilst, dann sollen sie dich eben haben, verdammt noch mal!«
    Sie starrte auf den Betonboden und tat mir leid. Ich stand auf, um ihr einen Drink zu machen. Als ich ihr das Glas reichte, sah sie mich dankbar an und nahm einen großen Schluck.
    »Trink aus«, sagte Yeamon. »Wir laden ein paar von deinen Freunden ein, dann geht’s wirklich rund!« Er ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen. »Das süße Leben«, murmelte er.
    Wir saßen herum und tranken eine Weile. Chenault sagte nichts. Meistens redete Yeamon, der schließlich aufstand und sich eine Kokosnuß aus dem Sand neben dem Patio schnappte. »Los«, sagte er, »spielen wir Football.«
    Ich war für alles dankbar, was die Stimmung auflockerte, stellte mein Glas ab und lief unbeholfen los, um den Ball zu erwischen. Yeamon hatte ihn in einem perfekten
Bogen geworfen. Er klatschte bleischwer auf meine Finger, und ich ließ ihn fallen.
    »Gehen wir runter zum Strand«, rief er. »Da haben wir mehr Platz.«
    Ich nickte und winkte Sala zu. Der schüttelte den Kopf. »Geht nur spielen«, murmelte er. »Ich muß mit Chenault über ernste Dinge reden.«
    Chenault lächelte halbherzig und machte eine Handbewegung in Richtung Strand. »Geht ruhig«, sagte sie.
    Ich rutschte den Steilhang hinunter auf den festgetretenen Sand. Yeamon warf einen Arm in die Höhe und rannte schräg auf die Brandung zu. Ich schleuderte die Kokosnuß in hohem Bogen in seine Richtung und sah, wie sie hinter ihm platschend ins Wasser fiel. Er stürzte hinterher, tauchte unter und hielt sie in seiner Hand.
    Ich drehte mich um, rannte los und sah, wie sie vom blauen Himmel zu mir heruntersegelte.

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