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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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für einen Volkswagen rauszuwerfen. Immerhin gab es mir das Gefühl, aufzusteigen in dieser Welt, ob zum Guten oder Schlechten.
    Am nächsten Tag stoppte ich auf dem Weg zu Sanderson bei dem Autohändler, bei dem ich den Wagen gesehen hatte. Im Büro war niemand, und über einem der Tische hing ein Schild, auf dem stand: »VERKAUFEN – NICHTS PASSIERT, BIS JEMAND ETWAS VERKAUFT.«
    Ich fand den Händler draußen. »Machen Sie diesen da startklar«, sagte ich und zeigte auf das Cabrio. »Ich komme gegen Mittag vorbei und gebe Ihnen vierhundert.«
    Er schüttelte den Kopf. »Fünfhundert Dollar«, sagte er und lupfte das Preisschild an der Windschutzscheibe, als hätte ich es nicht gesehen.
    »Unsinn«, gab ich zurück. »Sie kennen die Regeln – nichts passiert, bis jemand etwas verkauft.«
    Er sah überrascht aus, aber der Slogan hatte gewirkt.
    »Die Kastanien sind im Feuer«, sagte ich, und drehte mich zum Gehen um: »Am Mittag hole ich ihn ab.«
    Er starrte mir bis zur Straße nach.
    Zimburger war schon da, als ich in Sandersons Büro kam. Er trug einen hellblauen Anzug, rotes Hemd, keine Krawatte. Auf den ersten Blick sah er aus wie eine Wachspuppe im Schaufenster eines verschimmelten Army-Shops. Nach zwanzig Jahren in der Truppe fühlte er sich in ziviler Kleidung offenbar unwohl. »Das ist einfach alles zu weit«, sagte er. »Schlecht gearbeitet, lausiges Material.«
    Er nickte bekräftigend. »Kein Mensch kümmert sich mehr um Qualität. Es ist das Gesetz der Wildnis.«
    Sanderson kam von nebenan herein. Er war wie immer gekleidet wie der amtierende Gouverneur von Pago Pago. Heute trug er einen schwarzen Seidenanzug und Fliege.
    Zimburger wirkte wie ein Gefängniswärter außer Dienst, ein schwitzender, dickbäuchiger Veteran, der es irgendwie geschafft hatte, einen Haufen Geld aufzutreiben.
    »All right«, sagte er. »Kommen wir zum Geschäft. Ist der da der Schreiber?« Er zeigte auf mich.
    »Das ist Paul Kemp«, stellte mich Sanderson vor. »Du hast ihn schon bei mir gesehen.«
    Zimburger nickte. »Ja, ich weiß.«
    »Mr. Kemp arbeitet für die NEW YORK TIMES«, sagte Sanderson. »Wir können uns glücklich schätzen, ihn mit an Bord zu haben.«
    Zimburger sah mich mit wachsendem Interesse an. »Ein richtiger Schreiber, eh? Wenn das mal gut geht.« Er lachte. »Bei den Marines hatten wir auch Schreiber – die machten ständig Ärger. Zum Teufel, ich war ja selbst auch
mal einer. Ich mußte sechs Monate lang Ausbildungshandbücher schreiben – die stumpfsinnigste Arbeit, die ich je gemacht habe.«
    Sanderson lehnte sich in seinen Stuhl zurück und legte die Füße auf den Tisch.
    »Kemp fliegt mit dir rüber nach Vieques, wann immer es dir paßt«, sagte er. »Er will sich das Gelände ansehen.«
    »Teufel, ja!« erwiderte Zimburger. »Da wird’s ihm die Augen raushauen – der beste Strand in der ganzen Karibik.« Er wandte sich an mich. »Da können Sie einiges rausholen. Es hat noch keinen einzigen Artikel über Vieques gegeben – schon gar nicht in der NEW YORK TIMES.«
    »Klingt gut«, sagte ich. »Wann wollen Sie fliegen?«
    »Wie wär’s morgen«, sagte er sofort.
    »Das ist noch zu früh«, sagte Sanderson zu ihm. »Kemp arbeitet gerade noch an einer Sache für die NEWS. Warum nicht gegen Wochenende?«
    »Ist mir recht«, sagte Zimburger. »Ich besorge für Donnerstag ein Flugzeug.« Er warf einen Blick auf seine Uhr und stand auf. »Ich muß weg«, sagte er. »Zum Teufel, schon fast Mittag, und noch keinen Cent verdient – einen halben Tag vergeudet.« Er schaute mich an, salutierte zackig und lief dann grinsend zur Tür hinaus.
    Ich stieg in den überfüllten Fahrstuhl und hielt auf der Straße ein Taxi an. Der Autohändler wartete schon auf mich. Ich begrüßte ihn herzlich, bezahlte in bar und rauschte schnell davon. Es war ein gelber Wagen mit schwarzem Verdeck, guten Reifen und AM/FM-Radio.
    Es war schon fast eins; anstatt zu Al’s zum Mittagessen zu gehen, fuhr ich direkt in die Redaktion.
     
    Den Nachmittag verbrachte ich im Polizeihauptquartier, wo ich mit einem Mann sprach, der seine Tochter getötet hatte.
    »Warum?« fragte ich ihn, während Sala Photos machte und wir von mehreren Polizisten beobachtet wurden.
    Der Mann kreischte irgendwas auf Spanisch, und die Polizisten sagten mir, daß er seine Tochter für »schlecht« gehalten habe. Sie wollte nach New York, sie war erst dreizehn; er aber behauptete, sie hätte sich das Geld für das Ticket als Hure

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