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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Sound war unglaublich; die Leute sangen und stampften und kreischten. Da und dort sah ich Touristen, die zu entkommen versuchten, aber die meisten wurden von der Menge fortgerissen. Die Bands zogen gemeinsam los, und führten einen Zug an, die Hauptstraße runter. Hinter ihnen hakten sich die Leute unter, dreißig in einer Reihe, die von
einer Straßenseite zur anderen reichte, die Gehsteige eingeschlossen – und sie sangen zur Musik, während sie sich ruckartig und taumelnd weiterbewegten.
    Ich war schon eine Weile auf dem Balkon, als ein Mann heraufkam und sich vor mir ans Geländer stellte. Ich begrüßte ihn mit einem Nicken und lächelte. »Mein Name ist Ford«, sagte er und streckte mir seine Hand entgegen. »Ich wohne hier. Sind Sie wegen des Karnevals hier?«
    »Ich glaube schon«, erwiderte ich.
    Er schaute wieder über das Geländer und schüttelte den Kopf. »Eine brutale Sache«, sagte er ernst. »Man muß aufpassen  – man weiß nie, was da passieren kann.«
    Ich nickte. »Ach, übrigens, vielleicht wissen Sie noch andere Hotels hier. Der Barmann meinte, das hier sei voll.«
    Er lachte. »Ne, es gibt auf der ganzen Insel kein Zimmer mehr.«
    »Scheiße«, sagte ich.
    »Ist doch egal«, erwiderte er. »Schlafen Sie einfach am Strand. Das machen viele – und ist auch besser als in den meisten Hotels.«
    »Wo?« sagte ich. »Gibt es Strände hier in der Nähe?«
    »Klar«, gab er zurück, »aber die werden alle voll sein. Am besten, Sie versuchen’s am Lindbergh Beach, draußen am Flughafen. Da ist es am schönsten.«
    Ich zuckte die Schultern. »Kann sein, daß mir nichts anderes übrig bleibt.«
    Er lachte. »Viel Glück.« Dann griff er in seine Hemdtasche. »Hier, kommen Sie raus zum Abendessen, wenn Sie Zeit haben. Ist gar nicht teuer – auch wenn’s so klingt.« Er lachte und winkte zum Abschied. Ich sah mir seine Karte an; es war eine Werbekarte für ein Hotel, das Pirate’s Castle hieß – Owen Ford, Eigentümer.
    »Danke«, murmelte ich und warf die Karte über das
Geländer. Ich hatte gute Lust, da hinzufahren und ein großzügiges Menü zu verspeisen – und dann diesem Herrn eine Karte in die Hand zu drücken, auf der stand: »Internationaler Kongreß nicht-zahlender Journalisten – Paul Kemp, Präsident.«
    Ich spürte, wie mir jemand an die Schulter tippte. Es war Yeamon, mit wildem Blick und zwei Flaschen Rum in der Hand. »Dachte ich mir’s doch, daß du hier oben bist«, sagte er grinsend. »Wir haben dich den ganzen Tag vor dem Postamt gesucht – dann wurde mir klar, daß sich jeder professionelle Journalist den höchsten und sichersten Punkt in der Stadt suchen würde.« Er ließ sich in einen Korbstuhl fallen. »Auf dem Balkon des Grand Hotel – wo sonst!«
    Ich nickte. »Ganz nett hier, aber mach dir keinen Hoffnungen. Ist ausgebucht, wie alle anderen auch.« Dann schaute ich mich um. »Wo ist Chenault?«
    »Hab sie unten gelassen, im Souvenirladen«, sagte er. »Sie kommt gleich – kriegt man hier Eis?«
    »Schätze schon«, sagte ich. »Drinks habe ich gekriegt.«
    »Um Gottes willen«, erwiderte er. »Kauf hier bloß keinen Rum. Ich hab einen Laden entdeckt, wo du dreieinhalb Liter für fünfundsiebzig Cents kriegst – wir brauchen nur noch das Eis.«
    »Gut«, sagte ich. »Frag mal.«
    Gerade sls er an die Bar gehen wollte, kam Chenault. »Hier«, rief er, und sie kam zu uns herüber ans Geländer. Yeamon ging zur Bar, und Chenault setzte sich.
    Sie lehnte sich in den Stuhl zurück und stöhnte. »Meine Herren!« sagte sie. »Wir haben den ganzen Tag getanzt. Ich bin halb tot.«
    Sie sah glücklich aus. Und so süß, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Sie trug Sandalen, einen Madras-Rock und eine weiße ärmellose Bluse, aber den eigentlichen Unterschied
machte ihr Gesicht. Es war gerötet und gesund und schweißnaß. Ihre Haare hingen ungezwungen und locker über ihren Schultern, und ihre Augen leuchteten vor Begeisterung. Sie war jetzt von einer ganz besonderen Aura des Sexuellen umgeben. Ihr kleiner Körper, der noch sehr geschmackvoll in Stoffe und weiße Seide gehüllt war, schien bereit, vor angestauter Energie zu explodieren.
    Yeamon kam mit drei mit Eis gefüllten Gläsern zurück und fluchte, weil der Barmann dreißig Cents pro Glas verlangt hatte. Er stellte sie auf den Boden und füllte sie mit Rum auf. »Diese Schweine«, murmelte er. »Verdienen ein Vermögen mit dem Verkauf von – schaut doch, wie schnell das verdammte Zeug

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