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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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schlafen, also ging ich raus, um eine Flasche Rum und Eis aufzutreiben. Im Hotelgebäude befand sich auch etwas, das aussah wie ein Vorratslager für Alkohol. Ein grinsender Puertoricaner verkaufte mir eine Flasche Rum für einen Dollar, und eine Tüte voll Eis für zwei. Ich zahlte und ging zurück auf mein Zimmer.
    Ich machte mir einen Drink und setzte mich auf den Balkon. Die Stadt sah immer noch wie ausgestorben aus. Draußen am Horizont konnte ich die Nachbarinsel Culebra erkennen, und irgendwo aus derselben Richtung kam das bebende Krachen von Explosionen. Ich dachte an Sanderson, der mir gesagt hatte, daß Culebra ein Testgebiet der U.S. Navy für Bombenabwürfe war. Bis vor kurzem war es für mich ein magischer Ort gewesen, aber das war jetzt vorbei.
     
    Ich hatte ungefähr zwanzig Minuten da gesessen, als ein Neger auf einem kleinen grauen Pferd die Straße entlang geritten kam. Die Hufschläge hallten durch die Stadt wie Pistolenschüsse. Ich sah ihm nach, wie er die Straße hoch klapperte und hinter einer kleinen Anhöhe verschwand. Die Hufschläge waren noch zu hören, als er schon längst außer Sichtweite war.
    Dann nahm ich ein anderes Geräusch wahr, die gedämpften Rhythmen einer Steel-Band. Es wurde jetzt dunkel, und ich hätte nicht sagen können, woher die
Musik kam. Es war ein weicher faszinierender Sound, und ich saß einfach nur da und trank und hörte zu, und ich fühlte mich versöhnt mit mir und mit der Welt, als die Hügel hinter mir von den letzten schrägen Sonnenstrahlen in ein rot-goldenes Licht getaucht wurden.
    In der Stadt gingen einige wenige Lichter an. Die Musik kam wie in Wellen, als würde jemand zwischen den Strophen etwas erklären, und dann begann sie von neuem. Ich hörte unter mir Stimmen auf der Straße, und ab und zu die Hufschläge eines anderen Pferdes. Isabel Segunda schien nachts belebter zu sein als an einem der langen, heißen Tage.
    Es war diese Art von Stadt, die einem das Gefühl gab, Humphrey Bogart zu sein: man kam in einem holprigen, kleinen Flugzeug an und erhielt aus irgendeinem mysteriösen Grund ein Zimmer für sich allein, mit Balkon und Blick über die Stadt und den Hafen; und man sitzt da und trinkt und wartet, bis etwas passiert. Ich hatte das Gefühl, als gäbe es einen enormen Abstand zwischen mir und allem, was real war. Auf der Insel Vieques war ich gelandet, einem Ort, der so unbedeutend war, daß ich, als man mich hierher schickte, noch nie etwas von ihm gehört hatte – ein Verrückter hatte mich hergebracht, und jetzt wartete ich darauf, daß mich ein anderer Verrückter wieder abholen würde.
    Es war schon fast Mai. Ich wußte, daß es jetzt langsam warm wurde in New York, daß es naß war in London und heiß in Rom – ich aber war auf Vieques, wo es immer heiß war und wo New York und London und Rom nur Namen auf der Landkarte waren.
    Dann erinnerte ich mich an die Marines – keine Manöver in diesem Monat – und ich erinnerte mich daran, warum ich hier war. Zimburger will eine Broschüre …
Zielgruppe Investoren … deine Aufgabe, das Ding zu verkaufen … sei pünktlich, er könnte sonst …
    Ich bekam fünfundzwanzig Dollar am Tag bezahlt – dafür, daß ich den einzigen Ort, an dem ich in den letzten zehn Jahren ein Gefühl des Friedens verspürt hatte, kaputtmachen sollte. Wurde bezahlt, um sozusagen ins eigene Bett zu pissen, und dabei war ich ja nur hier, weil ich betrunken gewesen und verhaftet worden und so zu einer Schachfigur in irgendeiner Auf-höchster-Ebene-und-manmuß-das-Gesicht-wahren-Scheiße geworden war.
    Ich saß noch lange Zeit da und dachte über viele Dinge nach. Hauptsächlich beschäftigte mich der Gedanke, daß meine seltsamen und nicht zu bändigenden Instinkte mich erledigen könnten, bevor ich überhaupt nur die Chance hatte, reich zu werden. Egal wie sehr ich all diese Dinge haben wollte, für die ich Geld brauchte, es gab irgendeine teuflische Strömung, die mich in eine andere Richtung trieb – Richtung Anarchie und Armut und Wahnsinn. Diese schier rasend machende Illusion, daß man ein anständiges Leben führen kann, ohne sich wie ein Judas zu verkaufen.
    Schließlich betrank ich mich und ging ins Bett. Am nächsten Tag weckte mich Martin, wir frühstückten im Drugstore, bevor wir uns nach St. Thomas aufmachten. Die Sonne schien und der Himmel war blau, und wir hatten eine gute Überfahrt. Bis wir in den Hafen von Charlotte Amalie einliefen, hatte ich Vieques und Zimburger und alles andere

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