Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)
schmilzt.«
Chenault lachte und gab ihm einen spielerischen Tritt in den Hintern. »Hör auf mit dem blöden Genörgel«, sagte sie. »Du Spielverderber.«
»Red keinen Scheiß«, erwiderte er.
Chenault lächelte und nahm einen Schluck. »Mach dich doch mal locker. Es wird dir gefallen.«
Er hatte die Gläser voll gegossen und stand auf. »Hör mir mit dem Mist auf«, sagte er. »Ich brauch doch keinen Mob, um Spaß zu haben.«
Sie schien ihn nicht zu hören. »Schade«, sagte sie. »Fritz kann sich einfach nicht amüsieren, weil er sich nicht locker machen kann.« Sie schaute mich an. »Habe ich recht?«
»Laß mich aus dem Spiel«, sagte ich. »Ich bin hier, um zu trinken.«
Sie kicherte und hielt ihr Glas hoch. »Ganz richtig«, sagte sie. »Wir sind hier, um zu trinken – um Spaß zu haben und einfach loszulassen!«
Yeamon runzelte die Stirn und drehte uns den Rücken zu. Er stützte sich auf das Geländer und starrte hinunter
auf die Plaza. Der Platz war jetzt fast leer, aber von weiter unten auf der Straße konnten wir die Trommeln und das Geschrei der Menge hören.
Chenault trank aus und stand auf. »Los«, sagte sie. »Ich will wieder tanzen.«
Yeamon schüttelte müde den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich noch eine Runde aushalte.«
Sie zerrte an seinem Arm. »Komm schon, es wird dir gut tun. Und dir auch, Paul.«
Sie streckte die andere Hand aus und zog an meinem Hemd.
»Warum nicht?« sagte ich. »Wir können’s ja mal versuchen.«
Yeamon richtete sich auf und griff nach den Gläsern. »Einen Moment«, sagte er. »Ohne Rum ertrag ich das nicht – ich hol uns noch mehr Eis.«
Wir warteten auf ihn oben auf der Treppe, die runter zur Straße führte. Chenault drehte sich mit einem breiten Lachen zu mir. »Wir werden am Strand schlafen müssen«, sagte sie. »Hat’s dir Fritz schon gesagt?«
»Nein«, sagte ich. »Aber das habe ich auch schon herausgefunden. Es gibt sogar einen Strand, der mir absolut empfohlen wurde.«
Sie drückte meinen Arm. »Gut. Ich will am Strand schlafen.«
Ich nickte und sah, wie Yeamon mit den Drinks ankam. Ich genoß Chenaults wilde Art, aber es machte mich auch nervös. Ich erinnerte mich daran, wie sie das letzte Mal total betrunken gewesen war, und die Vorstellung, etwas in der Art könnte sich wiederholen, noch dazu an einem Ort wie diesem, war keine gute Aussicht.
Wir gingen die Treppe runter, spazierten die Straße entlang
und nippten an unseren Drinks. Dann holten wir die Menge wieder ein. Chenault bekam eine Hüfte von irgend jemand in der letzten Reihe der Tanzenden zu fassen, und Yeamon reihte sich neben ihr ein. Ich stopfte meine Flasche in die Hosentasche und hakte mich neben Yeamon unter. Einen Moment später wurden wir von einer neu gebildeten Reihe hinter uns bedrängt. Ich spürte Hände an meiner Hüfte und hörte eine schrille Stimme, die schrie: »Loslassen! Loslassen!«
Ich schaute über meine Schulter und sah einen Weißen, der wie ein Gebrauchtwagenhändler aussah. Dann wogte die Menge nach links, und ich sah den Mann stolpern und hinfallen. Die Tänzer trampelten auf ihm herum, ohne aus dem Takt zu geraten.
Die Bands zogen weiter durch die Stadt, die Menge wurde immer größer. Ich war klatschnaß und wegen des ständigen Tanzens kurz vor dem Zusammenbruch, aber man konnte nirgends heraus. Ich schaute nach links und sah Yeamon, der grimmig lächelte und den ruckartigen Shuffle-Schritt mitmachte, der uns vorantrieb. Chenault lachte vor Glück und schwang ihre Hüften zum monotonen Schlagen der Trommeln.
Schließlich drohten meine Beine nicht mehr mitzuspielen. Ich versuchte, Yeamon auf mich aufmerksam zu machen, aber es war ein Höllenlärm. Verzweifelt stürzte ich mich durch die Kette der Tanzenden, brachte Leute aus dem Gleichgewicht und packte schließlich Yeamons Arm. »Raus!« schrie ich. »Ich halt’s nicht mehr aus.«
Er nickte und zeigte auf eine Seitenstraße wenige hundert Meter vor uns. Dann packte er Chenault am Arm und begann, sich auf die Seite durchzukämpfen. Ich stieß verzweifelte Schreie aus, während wir uns durch die Menge kämpften.
Als wir es geschafft hatten, blieben wir stehen und ließen die Menge vorbeiziehen, dann gingen wir zu einem Restaurant, das Yeamon bereits zuvor entdeckt hatte. »Sieht jedenfalls anständig aus«, sagte er. »Hoffentlich ist es auch billig.«
Der Laden hieß Olivers ; eine provisorische Angelegenheit mit Strohdach, oben auf einem Betonbau, dessen Fenster mit Brettern
Weitere Kostenlose Bücher