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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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wir mit.«
    Wir liefen die Straße hinunter, wo ihr Wagen stand, und ungefähr sechs andere quetschten sich mit uns ins Auto. Am Ende der Hauptstraße bogen wir ab zu den Bergen über der Stadt und fuhren in Serpentinen eine kleine dunkle Straße hinauf in eine Gegend, die offenbar ein Wohnviertel war. Am Fuße des Berg standen noch verwitterte Holzhäuser. Als wir weiter nach oben fuhren, kamen immer mehr Betonbauten. Ganz oben waren die Häuser fast kunstvoll angelegt, mit Rasen und verglaster Veranda.
    Wir hielten vor einem hell beleuchten Haus, aus dem Musik herausdrang. Die Straße davor war komplett zugeparkt, es war kein Platz mehr frei. Der Fahrer ließ uns aussteigen und sagte, daß er nachkommen würde, sobald er einen Parkplatz gefunden habe. Das gedrungene Mädchen
gab einen lauten Kiekser von sich und rannte die Stufen zum Eingang hoch. Ich folgte ihr widerstrebend und sah, wie sie sich mit einer fetten Frau in einem glänzenden grünen Kleid unterhielt. Dann zeigte sie auf mich. Yeamon und Chenault und die anderen holten mich ein, als ich am Eingang stehen blieb.
    »Sechs Dollar, bitte«, sagte die Frau und streckte mir die Hand hin.
    »Himmel!« sagte ich. »Für wie viele Leute?«
    »Für zwei«, sagte sie. »Sie und die junge Lady.«Sie nickte dem Mädchen zu, das während der Fahrt auf meinem Schoß gesessen hatte.
    Ich fluchte leise und gab ihr die sechs Dollar. Meine Begleitung gab mir ein neckisches Lächeln zurück und nahm mich bei der Hand, als wir ins Haus gingen. Mein Gott, dachte ich, dieses unbeholfene Ding will was von mir.
    Yeamon war direkt hinter uns und schimpfte über die sechs Dollar Eintritt. »Hoffentlich ist es das Geld wert«, sagte er zu Chenault. »Denk schon mal darüber nach, wie du einen Job findest, wenn wir wieder in San Juan sind.«
    Sie lachte, ein fröhlicher kleiner Kiekser, der nichts mit der Bemerkung von Yeamon zu tun hatte. Ich schaute sie an und sah die Begeisterung in ihren Augen. Das kurze Bad am Hafen hatte mich ein bißchen nüchtern gemacht, und Yeamon wirkte ziemlich sicher auf den Beinen, aber Chenault hatte den Gesichtsausdruck eines Junkies, der bereit ist, sich anzutörnen.
    Wir gingen einen dunklen Korridor hinunter in einen Raum voll bebender Musik. Überall drängten sich Menschen, und drüben in einer Ecke spielte eine Band. Der Sound war mir irgendwie vertraut, aber ich konnte ihn noch nicht einordnen. Dann, als ich an die Decke schaute, an der mit blauer Gelatine überzogene Glühlampen hingen,
fiel es mir wieder ein. Es war der Sound einer HighSchool-Party im Mittleren Westen, in irgendeinem gemieteten Club. Und nicht nur der Sound, auch der überfüllte niedrige Raum, die improvisierte Bar, die Türen, die sich zu einer Ziegelstein-Terrasse öffneten, die kichernden, kreischenden und aus Pappbechern trinkenden Mädchen – es war eine perfekte Imitation, abgesehen davon, daß jedes Gesicht im Raum schwarz war.
    Als ich das sah, wurde ich ein bißchen unsicher und begann mir eine dunkle Ecke zu suchen, in der ich herumstehen und trinken konnte, ohne gesehen zu werden. Meine Begleitung hielt mich immer noch am Arm, aber ich schüttelte sie ab und bewegte mich auf eine Ecke des Raums zu. Keiner achtete auf mich, als ich mich durch die Menge drängelte und hier und da gegen Tanzende stieß und mich vorsichtig und mit eingezogenem Kopf an einen Platz schob, wo niemand zu sein schien.
    Ein paar Schritte links von mir war eine Tür, auf die ich zusteuerte, und dabei lief ich noch mal in einige Tänzer. Als ich endlich draußen war, fühlte ich mich, als wäre ich gerade aus dem Gefängnis entflohen. Die Luft war kühl und die Terrasse fast leer. Ich ging vor zum Geländer vor und schaute hinunter auf den Hafen Charlotte Amalie am Fuße des Bergs. Ich hörte Musik, die aus den Bars der Queen Street hochstieg. Rechts und links von mir sah ich Land Rover und offene Taxis voller Leute, die am Ufer entlangfuhren und wohl zu anderen Parties unterwegs waren oder zu Yachten oder schwach beleuchteten Hotels, die in geheimnisvollem Rot und Blau schimmerten. Ich versuchte mich daran zu erinnern, welche anderen Adressen von Parties uns empfohlen worden waren, auf denen man »wirklich Spaß« haben konnte, und ich fragte mich, ob es überhaupt eine bessere geben würde als diese hier.
    Ich dachte an Vieques, und für einen kurzen Moment wäre ich jetzt gern dort gewesen. Ich erinnerte mich daran, wie ich auf dem Balkon des Hotels gesessen und die Hufschläge unten

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