Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)
war nicht besonders scharf auf den Mob im Stadion, und da fiel mir Sanderson ein, der gemeint hatte, die besten Parties seien draußen auf den Booten; und so beschlossen wir, dorthin zu gehen.
Es war ein langer Marsch in der Sonne, und als wir ankamen, bedauerte ich, daß ich nicht angeboten hatte, ein Taxi zu bezahlen. Ich schwitzte fürchterlich, meine Tasche schien zwanzig Kilo zu wiegen. Der Eingang war ein palmengesäumter Zufahrtsweg, der zu einem Swimmingpool endete, und hinter dem Pool lag ein Hügel, der runter zum Pier führte. Es gab dort über hundert Boote, alles von winzigen Hafenschaluppen bis zu riesigen Schonern, und sie schaukelten gemächlich vor der Kulisse des blauen karibischen Himmels und grüner Hügel. Ich blieb auf dem Pier stehen und schaute runter auf ein vierzig Fuß langes
Rennboot. Das erste, was ich dachte, war: so eins muß ich auch haben. Es hatte einen dunkelblauen Rumpf und ein schimmerndes Deck aus Teakholz, und es hätte mich nicht überrascht, am Bug ein Schild zu sehen mit der Aufschrift: »Zu verkaufen – Preis: nicht unter einer Seele.«
Ich nickte nachdenklich. Verdammt, ein Apartment und einen Wagen konnte jeder haben, aber ein Boot wie dieses war einfach Wahnsinn. Genau so eines wollte ich, und wenn man berücksichtigte, welchen Wert ich in diesen Tagen auf meine Seele setzte, dann hätte ich vielleicht ein gutes Geschäft gemacht, wenn es dieses Schild am Bug wirklich gegeben hätte.
Wir verbrachten den ganzen Nachmittag am Yacht Haven und suchten verzweifelt die Docks nach einem Boot ab, auf dem Yeamon und Chenault anheuern könnten, ohne irgendwelche Fragen beantworten zu müssen. Ein Mann bot an, sie in ungefähr einer Woche bis nach Antigua mitzunehmen, ein anderer fuhr nach Bermuda. Schließlich fand sich eine große Jolle, die nach Los Angeles aufbrechen und über den Panama-Kanal fahren würde.
»Großartig«, sagte Yeamon. »Wieviel würde das für uns beide kosten?«
»Nichts«, sagte der Jollenbesitzer, ein kleiner Mann mit Poker-Face, der eine weiße Badehose und ein schlabberiges Hemd trug. »Ich nehme euch nicht mit.«
Yeamon war baff.
»Ich zahle nur für meine Crew«, sagte der Mann. »Und außerdem habe ich meine Frau und drei Kinder dabei – kein Platz mehr für euch.« Er zuckte die Schultern und wandte sich ab.
Die meisten der Bootsleute waren ganz nett, manche aber auch ausgesprochen unfreundlich. Ein Kapitän – oder vielleicht nur ein Maat – lachte Yeamon aus und meinte:
»Tut mir leid, Kumpel. Ich nehme keinen Abschaum mit an Bord.«
Ganz draußen am Ende des Piers bemerkten wir einen strahlend weißen Schiffskörper unter französischer Flagge, der gemächlich im tiefen Wasser schaukelte.
»Das beste Schiff im ganzen Hafen«, sagte ein Mann, der neben uns stand. »Fünfundsiebzig Fuß lang, achtzehn Knoten, Radar, elektrische Kurbeln und begehbarer Schiffsschlitten.«
Wir gingen weiter den Pier entlang und kamen zu einem Boot, das Blue Peter hieß; ein Mann, der sich später als Willis vorstellte, lud uns ein, auf einen Drink an Bord zu kommen. Es waren noch ein paar andere Leute da, und wir blieben einige Stunden. Nach einer Weile machte sich Yeamon davon, um andere Boote auszuchecken, Chenault und ich aber blieben und tranken. Mehrmals bemerkte ich, wie Willis Chenault anstarrte, und als ich erwähnte, daß wir am Strand schliefen, bot er uns an, unsere Taschen auf dem Boot zu lassen, anstatt sie mit uns rumzuschleppen. »Leider kann ich euch keine Kojen anbieten«, fügte er hinzu. »Ich hab nur zwei.« Er grinste. »Eine ist natürlich für zwei, aber es wäre immer noch zu eng.«
»Stimmt«, sagte ich.
Wir ließen unsere Taschen da, und als wir in die Stadt aufbrachen, waren wir alle betrunken. Willis fuhr mit uns im Taxi bis zum Grand Hotel, und er meinte, wir würden uns wahrscheinlich später in einer der Bars sehen.
15
IRGENDWANN NACH MITTERNACHT fanden wir uns in einem Etablissement wieder, das Blue Grotto hieß – ein überfüllter Tanzclub direkt am Meer. Das Gedeck kostete zwei Dollar. Ich wollte schon zahlen, da lachten die Leute, und eine gedrungene Frau packte mich am Arm. »Oh nein«, sagte sie. »Du kommst mit uns mit. Wir gehen auf eine richtige Party.«
Ich erkannte unsere alten Freunde von der Tanzparade. Ein bulliger Rüpel klopfte Yeamon auf den Rücken und brabbelte etwas von einem »Peitschenkampf« und irgendwelchen Latinos mit einer Kiste Gin. »Ich kenne diese Leute«, sagte Chenault, »gehen
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