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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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auf der Straße gehört hatte. Und ich erinnerte mich auch an Zimburger und an Martin und an die Marines – die Schöpfer von Imperien, die Geschäfte mit Tiefkühlkost und Bombenabwurfplätze für die Luftwaffe bauten und sich wie eine Seuche in jedem Winkel der Welt ausbreiteten.
    Ich drehte mich um, damit ich den Tanzenden zuschauen konnte, und dachte mir, wenn ich schon sechs Dollar bezahlt hatte, um reinzukommen, sollte ich auch versuchen, meinen Spaß zu haben.
    Jetzt wurde wilder getanzt. Kein schleichender Foxtrott mehr. Der Rhythmus bekam jetzt einen anderen Drive; zuckende Bewegungen, lüstern schwingende und stoßende Hüften, begleitet von Stöhnen und plötzlichen Schreien. Ich war versucht mitzumachen, und wenn auch nur zum Spaß. Aber zuerst mußte ich noch betrunkener werden.
    Auf der anderen Seite des Raumes fand ich Yeamon, der an der Tür zum Flur stand. »Ich bin bereit«, sagte ich mit einem Lachen. »Stürzen wir uns rein, laß uns einen drauf machen.«
    Er funkelte mich an und trank einen großen Schluck.
    Ich zuckte die Schultern und ging in Richtung Bar, wo ein Mann schwer mit den Drinks beschäftigt war. »Rum mit Eis«, rief ich und hielt meinen Becher hoch. »Ordentlich Eis.«
    Er nahm den Becher mit einer mechanischen Bewegung, gab ein paar Klumpen Eis und einen Schuß Rum hinein und gab ihn mir wieder. Ich drückte ihm eine Viertel-Dollar-Münze in die Hand und ging zum Eingang
zurück. Yeamon starrte mit mürrischem Blick auf die Tanzenden.
    Ich stellte mich neben ihn, und er nickte Richtung Tanzfläche. »Schau dir diese Hexe an«, sagte er.
    Ich schaute rüber und sah Chenault, die mit dem kleinen Mann mit spatenförmigem Negerbart tanzte, den wir zuvor kennengelernt hatten. Er war ein guter Tänzer, und jeder einzelne seiner Schritte sah ziemlich kompliziert aus. Chenault streckte ihre Arme aus wie eine Hula-Circe, mit einer Miene, die angespannte Konzentration verriet. Ab und zu machte sie schnelle Drehungen, und dabei wirbelte ihr Madras-Rock herum wie ein Ventilator.
    »Ja«, sagte ich. »Sie dreht voll auf.«
    »Sie hat Nigger-Blut«, erwiderte er kühl.
    »Vorsicht«, gab ich schnell zurück. »Paß auf, was du hier sagst.«
    »Red keinen Scheiß«, sagte er laut.
    Du großer Gott, dachte ich. Jetzt ist es wieder soweit. »Reg dich nicht auf«, sagte ich. »Warum fahren wir nicht zurück in die Stadt?«
    »Von mir aus«, erwiderte er. »Versuch mal, mit ihr zu reden.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf Chenault, die ein paar Schritte weiter wie im Fieber tanzte.
    »Verdammt«, sagte ich. »Schnapp sie dir einfach. Laß uns abhauen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Hab’s versucht. Sie hat gekreischt, als ob ich sie umbringen würde.«
    In seiner Stimme lag etwas, das ich noch nie gehört hatte, ein seltsames Beben, das mich nervös machte. »Meine Fresse«, murmelte ich und musterte die Menge mit skeptischem Blick.
    »Ich werde ihr einfach eins auf den Schädel geben müssen«, sagte er.
    Dann spürte ich eine Hand auf meinem Arm. Es war meine kleine, gedrungene Begleiterin. »Los geht’s, mein Großer!« rief sie verzückt und zog mich auf die Tanzfläche. »Tun wir’s einfach!« Sie kreischte und begann den Beat mitzustampfen.
    Meine Güte, dachte ich. Und jetzt? Ich sah sie mir an, meinen Drink in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand. »Komm schon!« schrie sie. »Zeig, was du kannst!« Sie beugte sich zu mir vor, zog den Rock über die Schenkel und wackelte mit den Hüften. Ich fing an mitzuwippen und legte langsam los; mein Tanzstil war am Anfang noch etwas zaghaft, dann gab ich meinen Bewegungen mehr und mehr freien Lauf. Jemand rempelte mich an, und mein Drink fiel auf den Boden. Den wild tanzenden Paaren um uns herum war das egal.
    Auf einmal befand ich mich direkt neben Chenault. Ich zuckte hilflos die Schultern und tanzte einfach weiter. Sie lachte und stieß neckisch mit ihrer Hüfte gegen mich. Dann tanzte sie wieder auf ihren Partner zu und ließ mich mit meiner Begleitung zurück.
    Schließlich schüttelte ich den Kopf, zeigte an, daß ich müde war, und ging von der Tanzfläche. An der Bar holte ich mir einen frischen Drink. Yeamon war nirgends zu sehen, und ich vermutete, daß er doch noch vom Tanzfieber angesteckt worden war. Ich drängte mich durch die Körper hinaus auf die Terrasse, in der Hoffnung, mich irgendwo hinsetzen zu können. Yeamon saß auf dem Geländer und unterhielt sich mit einem jungen Mädchen. Er sah lächelnd zu mir auf.

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