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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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»Das ist Ginny«, sagte er. »Sie will mir beibringen, wie man tanzt.«
    Ich nickte und sagte hallo. Hinter uns wurde die Musik noch wilder, und manchmal wurde sie sogar vom Geschrei der Menge übertönt. Ich versuchte, nicht darauf zu achten,
während ich den Blick über die nächtliche Stadt schweifen ließ, die ruhig dalag, und am liebsten dort unten gewesen wäre.
    Aber die Musik wurde immer abgedrehter. Sie hatte einen neuen Puls, und das Geschrei der Menge klang jetzt anders. Yeamon und Ginny gingen hinein, um zu sehen, was los war. Die Menge zog sich zurück, um für irgend etwas Platz zu machen, und ich ging rüber, um zu sehen, was passierte.
    Sie hatten einen großen Kreis gebildet, und in der Mitte waren Chenault und der kleine Mann mit dem spatenförmigen Bart, und beide zogen sie ihre Show ab. Chenault hatte ihren Rock fallen gelassen und tanzte jetzt in ihrem Höschen und ihrer weißen ärmellosen Bluse. Ihr Partner hatte sein Hemd ausgezogen und stellte seine glänzende schwarze Brust zur Schau. Er trug nur noch eine enge rote Torerohose. Beide waren barfuß.
    Ich sah zu Yeamon. Sein Gesicht war angespannt, und er stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können. Plötzlich rief er ihren Namen. »Chenault!« Aber die Menge war so laut, daß nicht einmal ich ihn hören konnte, obwohl ich weniger als einen Meter von ihm weg stand. Sie schien nichts mehr wahrzunehmen, außer der Musik und diesem Freak, der sie über die Tanzfläche führte. Yeamon rief noch einmal, aber keiner hörte es.
    Und jetzt, wie in einer Art Trance, begann Chenault, ihre Bluse aufzuknöpfen. Sie ließ die Knöpfe langsam aufspringen wie eine erfahrene Striptease-Tänzerin, dann schleuderte sie die Bluse zur Seite und hüpfte nur noch in Höschen und BH herum. Ich dachte, die Menge würde durchdrehen. Die Leute heulten auf und schlugen im Takt auf die Möbel ein und drängelten und stiegen aufeinander, um eine bessere Sicht zu haben. Das ganze Haus
schwankte, und ich dachte, der Boden würde gleich einbrechen. Ich hörte, wie irgendwo im Raum Gläser zersprangen.
    Dann sah ich wieder zu Yeamon. Er schwenkte seine Hände in der Luft und versuchte, Chenault auf sich aufmerksam zu machen. Aber er sah nur aus wie ein Zuschauer, der einfach hingerissen war von diesem Spektakel.
    Jetzt waren sie ganz eng aneinander, und ich sah das Tier, sah ihn, wie er Chenault umfaßte und den Verschluß ihres BH löste. Er machte das schnell und routiniert, und sie schien sich nicht bewußt zu sein, daß sie jetzt nur noch ihr dünnes Seidenhöschen trug. Der BH rutschte über ihre Arme und fiel auf den Boden. Ihre Brüste hüpften in heftigen Bewegungen zum Rucken und Stoßen des Tanzes, fleischig und voll und mit rosigen Nippeln, die plötzlich von der baumwollenen Sittsamkeit eines New Yorker BHs befreit waren.
    Ich schaute zu, fasziniert und zugleich voller Schrecken, und dann sah ich, wie sich neben mir Yeamon auf die Tanzfläche stürzte. Es gab einen kleinen Tumult, und dann sah ich, wie sich der stämmige Barmann hinter ihm aufstellte und ihn an den Armen packte. Einige andere schoben ihn weg wie einen harmlosen Betrunkenen, um Platz zu schaffen für die Fortsetzung des Spektakels.
    Yeamon schrie hysterisch, während er versuchte, sein Gleichgewicht zu halten. »Chenault!« brüllte er. »Was zum Teufel machst du da?« Er hörte sich verzweifelt an, ich aber war wie gelähmt.
    Die beiden kamen wieder zusammen und näherten sich der Mitte des Kreises. Aus zweihundert wilden Kehlen drang überschäumender, dröhnender Lärm. Chenault hatte immer noch diesen benommenen ekstatischen Ausdruck, als der Mann nach ihrem Höschen griff und es ihr
über Hüfte und Knie zog. Sie ließ es auf den Boden fallen, machte einen Schritt zur Seite und verfiel wieder in den Tanz, schmiegte sich an seinen Körper und verharrte für einen Moment – sogar die Musik setzte aus –, bewegte sich dann tanzend von ihm weg, schlug ihre Augen auf und schleuderte ihre Haare von einer Seite zur anderen.
    Plötzlich riß sich Yeamon los. Er stürzte sich in den Kreis, und sofort waren sie bei ihm, doch diesmal war er kaum noch zu halten. Ich sah, wie er dem Barmann ins Gesicht schlug, und er setzte Arme und Ellenbogen ein, um die anderen von sich fernzuhalten; dabei schrie er mit solcher Wut, daß es mir kalt den Rücken hinunterlief. Schließlich wurde er unter einem Knäuel von Körpern begraben.
    Mit dem Aufruhr war der Tanz beendet. Einen Moment lang sah

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