Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
ich Chenault allein dastehen; sie sah überrascht und verwirrt aus. Der kleine Muff aus braunem Haar hob sich deutlich von ihrer weißen Haut ab, und die blonden Haare fielen ihr über die Schultern. Sie wirkte klein und nackt und hilflos, und dann sah ich den Mann, sah, wie er sie am Arm packte und Richtung Tür schob.
    Ich taumelte durch die Menge, fluchte, schob mich weiter und versuchte, in den Flur zu gelangen, bevor sie verschwunden sein würden. Hinter mir hörte ich Yeamon, der immer noch brüllte, aber ich wußte, daß sie ihn jetzt unter Kontrolle hatten, und dachte nur noch daran, Chenault zu finden. Mehrere Leute schlugen auf mich ein, bis ich die Tür erreichte, aber das war mir egal. Einmal dachte ich, ich würde sie schreien hören, aber ich konnte mich auch täuschen.
    Als ich endlich draußen war, sah ich eine Menschenmenge unten an der Treppe. Ich lief hinunter, am Boden lag Yeamon, der aus dem Mund blutete und stöhnte. Sie
hatten ihn anscheinend durch einen Hintereingang hinausgezerrt. Der Barmann war über ihn gebeugt und wischte seinen Mund mit einem Taschentuch ab.
    Ich dachte nicht mehr an Chenault und drängte mich durch den Kreis aus Leibern, um mir einen Weg zu Yeamon zu bahnen, in alle Richtungen Entschuldigungen murmelnd. Als ich bei ihm war, schaute der Barmann auf.
    »Ist das Ihr Freund?« fragte er.
    Ich nickte und beugte mich zu ihm runter, um zu sehen, ob er verletzt war.
    »Das wird schon wieder«, sagte jemand. »Wir haben uns bemüht, ihm nicht weh zu tun, aber er hat immer weiter um sich geschlagen.«
    »Klar«, sagte ich.
    Yeamon setzte sich jetzt auf und stützte den Kopf in die Hände. »Chenault«, murmelte er. »Was zum Teufel treibst du da?«
    Ich legte meine Hand auf seine Schulter. »Alles in Ordnung«, sagte ich. »Ganz ruhig.«
    »Der dreckige Hurensohn«, sagte er laut.
    Der Barmann tippte an meinen Arm. »Besser, du verziehst dich mit ihm«, sagte er. »Er hat keine Verletzungen – wird er aber bald haben, wenn er hier bleibt.«
    »Kannst du uns ein Taxi organisieren?« fragte ich.
    Er nickte. »Ich besorg euch einen Wagen.« Er trat zurück und brüllte über die Menge hinweg. Irgend jemand antwortete, und er deutete auf mich.
    »Chenault!« schrie Yeamon und versuchte aufzustehen. Ich drückte ihn wieder runter, weil ich wußte, daß es gleich wieder eine Schlägerei geben würde, wenn er erst wieder auf den Beinen war. Ich sah den Barmann an: »Wo ist das Mädchen?« sagte ich. »Was ist mit ihr passiert?«
    Er lächelte matt. »Sie hatte ihren Spaß.«
    Jetzt war mir klar, daß sie uns ohne Chenault wegschicken würden. »Wo ist sie?« sagte ich eine Spur zu laut und versuchte, nicht allzu panisch zu klingen.
    Ein Fremder trat neben mich und zischte: »Mann, besser, du haust ab.«
    Ich scharrte nervös mit den Füßen auf dem Boden, schaute zurück zum Barmann, der offenbar auch der Chef war. Er lächelte boshaft und deutete hinter mich. Ich drehte mich um und sah, wie sich ein Wagen langsam durch die Menge schob. »Hier ist das Taxi«, sagte er. »Ich hole deinen Freund.« Er machte ein paar Schritte rüber zu Yeamon und riß ihn mit einem Ruck hoch. »Großer Mann geht besser in die Stadt«, sagte er grinsend. »Kleines Mädchen bleibt besser hier.«
    Yeamon wurde ganz starr und begann herumzuschreien. »Ihr Dreckskerle!« Er holte zu einem Schlag gegen den Barmann aus, der mühelos auswich und lachte, während vier Männer Yeamon in den Wagen drückten. Mich schoben sie hinterher, und ich lehnte mich aus dem Fenster und brüllte den Barmann an: »Ich komme wieder, mit der Polizei – wehe, dem Mädchen passiert was.« Plötzlich spürte ich auf einer Seite meines Gesichts einen fürchterlichen Schlag, und ich zog gerade noch rechtzeitig meinen Kopf zurück; eine zweite Faust flog knapp an meiner Nase vorbei. Ohne genau zu wissen, was ich tat, kurbelte ich das Fenster hoch und ließ mich in den Sitz zurückfallen. Ich hörte noch, wie alle lachten, als wir losfuhren. Den Berg hinunter.

16
    MEIN EINZIGER GEDANKE war, die Polizei zu holen. Aber der Fahrer des Wagens weigerte sich, uns zur Polizeistation zu fahren oder auch nur zu verraten, wo sie war. »Besser, ihr vergeßt es einfach«, sagte er ruhig. »Kümmert euch um eure eigenen Sachen.« Er ließ uns im Zentrum aussteigen und sagte, daß wir ihm nur zwei Dollar fürs Benzin geben sollten, das sei okay. Ich grummelte verbittert und gab ihm das Geld, aber Yeamon weigerte sich, auszusteigen. Er bestand

Weitere Kostenlose Bücher